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Bibliothek will Leser zurückgewinnen

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Immer weniger Leute gehen in die Bibliothek, die Ausleihzahlen sinken von Jahr zu Jahr. Warum dies auch in der Deutschen Bibliothek Freiburg so ist, das wollte Simone Decorvet aus Schmitten im Rahmen ihres Nachdiplomstudiums in Informationswissenschaft an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Chur herausfinden. Deshalb hat sie letzten Herbst eine Umfrage lanciert. «Ich wollte wissen: Hat die Bibliothek etwas falsch gemacht? Gibt es Nachholbedarf? Und wie kann sie Kunden zurückgewinnen?», erklärt Simone Decorvet im Gespräch mit Giovanna Riolo, Leiterin der Deutschen Bibliothek, und den FN.

Ihre Arbeit sei nicht die erste dieser Art in der Schweiz, sagt Decorvet. Ziel sei es deshalb gewesen, die spezifische Situation der Deutschen Bibliothek Freiburg zu erfassen, diese mit anderen Bibliotheken im deutschsprachigen, aber auch im frankophonen Raum zu vergleichen und Optimierungsmöglichkeiten zu formulieren. «Auch wenn meist dieselben drei, vier Gründe ausschlaggebend dafür sind, dass die Leute eine Bibliothek nicht mehr nutzen, sind diese doch regional und je nach Bibliothek unterschiedlich gewichtet.»

Ein erster Frageblock widme sich den persönlichen Gründen für die geringere Nutzung. In knapp 26 Prozent der 87 ausgefüllten Fragebögen wird Zeitmangel als Grund angegeben, dahinter folgt Umzug oder Wegzug mit 20 Prozent. «Darauf hat die Bibliothek keinen Einfluss», sagt Decorvet.

Selbst Ideen umsetzen

Grösser ist der Handlungsspielraum bei den wettbewerbs- und den bibliotheksbezogenen Gründen. «Hier ist die Knacknuss: Auf der Basis dieser Antworten kann die Bibliothek arbeiten», sagt Simone Decorvet, und Giovanna Riolo fügt an: «Wir sind stets in Kontakt mit den Kunden, aber manchmal ist es doch gut, wenn jemand von aussen kommt und Fragen stellt.»

Von aussen ist Simone Decorvet zwar gekommen, als sie die Fragen für ihre Masterarbeit stellte–um die Umsetzung der darin formulierten Empfehlungen wird sie sich aber selbst kümmern können: Giovanna Riolo geht Ende März in Pension, Simone Decorvet wird die Leitung der Bibliothek ab April übernehmen. Und dank ihrer Masterarbeit hat sie auch schon viele Ideen, was sie verändern und wo sie neue Projekte aufgleisen könnte.

Zu den drei meistgenannten Gründen für die Abkehr von der Bibliothek gehöre neben dem Eigenkauf der Medien und dem Zeitmangel auch das vermeintlich fehlende Angebot an E-Books, sagt Simone Decorvet. Zwar könne die Deutsche Bibliothek durchaus das Bedürfnis nach E-Medien abdecken, meint Decorvet. «Offenbar ist aber das Angebot zu wenig bekannt. Hier müssen wir mehr Werbung betreiben–auch über die sozialen Medien, häppchenweise und gut aufbereitet.» Auch stärker kommunizieren will Simone Decorvet, was die Abgrenzung zur Kantons- und Universitätsbibliothek (KUB) anbelangt. Die Umfrage habe ergeben, dass in Freiburg ein starkes Konkurrenzverhältnis herrsche–stärker als in anderen Städten, wo es oft entweder eine Stadt- oder eine Kantonsbibliothek gebe, aber nicht beides. Lange sei dies kein Problem gewesen, da die Deutsche Bibliothek und die KUB auf andere Sammlungsschwerpunkte gesetzt hätten. «Nun schafft aber auch die KUB immer mehr Belletristik an–und sie kann ihr Angebot gratis zur Verfügung stellen», sagt Decorvet. Deshalb sei es nötig, verstärkt Prioritäten in der Sammlung zu setzen und vermehrt diejenigen Bestände zu bewerben, über welche nur die Deutsche Bibliothek verfüge, so etwa die Kinder- und Jugendliteratur.

Öffnungszeit und eine Box

Als Anreiz, der sie zu einer erneuten Nutzung der Bibliothek bewegen könnte, nannte ein Grossteil der Befragten nicht nur die Verbesserung des Angebots, sondern auch eher organisatorische Massnahmen: so etwa eine Anpassung der Öffnungszeiten, längere Ausleihfristen oder eine Bücherbox, damit sie die Bücher auch ausserhalb der Öffnungszeiten zurückgeben können. All diese Wünsche seien auch ihr bekannt und seit längerem Diskussionspunkt zwischen Bibliotheksleitung und Vorstand, sagt Giovanna Riolo. Sie seien jedoch nicht immer einfach umzusetzen. «Unsere finanziellen Ressourcen sind begrenzt, und bei einem denkmalgeschützten Gebäude kann zudem das Anbringen einer einfachen Rückgabebox ein schwieriges Unterfangen sein.» Sie werde dennoch versuchen, den Anregungen so weit als möglich nachzukommen, verspricht Decorvet.

«Noch nicht alles verraten»

Und schliesslich möchte Simone Decorvet auch das Veranstaltungsangebot erweitern, um mehr Besucher in die Bibliotheksräume zu locken. Dies auf zwei Ebenen. «Lernen Kinder schon früh, dass Lesen ein tolles Erlebnis sein kann, werden sie auch später eher den Weg in die Bibliothek finden», sind beide Bibliothekarinnen überzeugt. Neben den bereits existierenden Märchenstunden und Schulklassenbesuchen möchte Decorvet noch weitere Angebote für die Kleinsten organisieren.

Zweites Zielpublikum sind die Erwachsenen. «Früher waren die Bibliotheken die Hüter des Wissens. Heute sind die Informationen einfacher zugänglich, viele werden von der Informationsflut aber auch überschwemmt und ertrinken fast darin.» Diesen Personen möchte Decorvet Kurse anbieten, die ihnen helfen, sich zurechtzufinden und die Informationen zu bewerten.

Auch einige andere Ideen habe sie noch parat, meint Decorvet, fügt dann aber an: «Ganz alles möchte ich nun doch noch nicht verraten.»

Pensionierung: 28 Jahre für die Bibliothek tätig

S eit 28 Jahren arbeitet Giovanna Riolo in der Deutschen Bibliothek Freiburg, sieben Jahre davon als deren Leiterin. Ende März wird sie pensioniert, die 30-jährige Simone Decorvet aus Schmitten wird ihre Nachfolge antreten.

In dieser Zeit habe sich einiges getan, sagt Giovanna Riolo. Offensichtlich ist der digitale Wandel, die Erweiterung der Bibliothek auf E-Books und andere digitale Medien. Einen Unterschied sieht sie aber auch im Leseverhalten der Kundinnen und Kunden. «Es gibt weniger Vielleser als früher», sagt sie und liefert sogleich auch einen der möglichen Gründe. «Der Kundenstamm ist zu rund 80 Prozent weiblich. Vor 25 Jahren gab es nicht so viele berufstätige Frauen. Heute haben die Frauen wohl weniger Zeit und auch weniger das Bedürfnis, so viel zu lesen.» Grosse Unterschiede gebe es auch im Umgang mit Sachbüchern. Um an Sachinformationen zu gelangen, benützten die Leute heute oft das Internet, sagt Riolo und wird nachdenklich. «Da kann die Bibliothek noch so gute und aktuelle Bücher anschaffen, die laufen einfach schlecht.»

Weniger Freiwilligenarbeit

Was die Bibliothek anbelangt, habe sich diese professionalisiert. «Früher basierte viel auf Freiwilligenarbeit, heute ist eine entsprechende Aus- und Weiterbildung unbedingt nötig.» Obwohl sich dies natürlich auf die Lohnkosten auswirkt, findet Giovanna Riolo diese Entwicklung richtig. «Für die freiwilligen Helferinnen – in der Regel waren es Frauen – war es schwierig, ernst genommen zu werden», sagt Riolo und fügt an: «Freiwilligenarbeit an sich ist gut, sollte in einer professionell geführten Bibliothek aber nicht der Grundgedanke sein.»

Gute Zusammenarbeit

Eine starke Entwicklung habe es auch in der Zusammenarbeit mit der französischsprachigen Stadtbibliothek gegeben. Doch trotz gemeinsamer Projekte und einer gemeinsamen Bibliothekskarte: Für eine Zusammenlegung der Bibliotheken habe sie sich in den 28 Jahren nie so richtig begeistern können, sagt Giovanna Riolo. Zu unterschiedlich seien die Lesekultur und das Buchangebot. Im Gegensatz zur französischsprachigen Stadtbibliothek ist die Deutsche Bibliothek auch Mediathek mit Hörbüchern, DVDs und E-Medien. Und während die französischsprachigen Leser gerne Taschenbücher hätten, rümpfe das deutschsprachige Publikum bei den flexiblen Einbänden eher die Nase. «Ich finde, man sollte jeder Lesekultur entgegenkommen», sagt Giovanna Riolo.

Zuversichtlich für Zukunft

Der Entschluss loszulassen sei ihr nicht leicht gefallen, gibt Giovanna Riolo zu. Deshalb sei es für sie sehr wichtig gewesen, eine motivierte Nachfolgerin zu finden, die sich im Bibliothekswesen und auch im zweisprachigen Kanton Freiburg gut auskennt. Simone Decorvet sei schon heute sehr engagiert und habe viele spannende Projekte. «Ich wünsche ihr, dass sie zusammen mit dem eingespielten Bibliotheksteam viele davon umsetzen kann.» rb

Zur Person

«Lust, die Zukunft mitzugestalten»

Simone Decorvet wurde 1984 geboren und ist in Düdingen aufgewachsen. In Freiburg studierte sie Germanistik und Geschichte. Im Rahmen ihres Nachdiplomstudiums der Informationswissenschaften verfasste sie 2014 eine Masterarbeit über die Gründe der Nichtmehrnutzung der Deutschen Bibliothek Freiburg. Ab 1. April 2015 wird sie die 60-Prozent-Stelle als Leiterin der Deutschen Bibliothek Freiburg übernehmen. «Es hat mich gereizt, in einer öffentlichen Bibliothek zu arbeiten», erklärt sie. «Hier brodelt es, und es passiert sehr viel in naher Zukunft. Ich habe grosse Lust, diese Zukunft mitzugestalten und einige Impulse geben zu können.»rb

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