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Ein halbes Jahr zwischen den Fronten

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Vor 60 Jahren, am 27. Juli 1953,beendete ein Waffenstillstandsabkommen den über drei Jahre andauernden Koreakrieg. Die Auseinandersetzung zwischen der Demokratischen Volksrepublik Korea (Nordkorea) und der Republik Korea (Südkorea) hatte sich durch das Eingreifen des kommunistischen China beziehungsweise der USA und der Uno zueinem Stellvertreterkrieg zwischen den ideologischen Blöcken des Kalten Krieges entwickelt. Zur Überwachung desWaffenstillstandsabkommenhaben die beiden Kriegsparteien vier «neutrale» Staaten ausgewählt. Südkorea entschied sich für die Schweiz und Schweden und Nordkorea für Polen und die Tschechoslowakei.

Die Überwachungstruppe bezog in der entmilitarisierten Zone zwischen den beiden Staaten Quartier. Das Militärpersonal aus den vier Staaten versuchte seine Aufgabe gemeinsam wahrzunehmen.

 Während eines halben Jahres, von März bis August 1955, gehörte als Feldpredigerhauptmann auch Peter Pauchard zur schweizerischen Delegation. Der spätere Pfarrer von Gurmels war damals Seelsorger in der Strafanstalt Bellechasse. Während seines Aufenthalts in Korea hielt er Kontakt mit seiner Heimatpfarrei Bösingen. Die «St. Jakobsglocken», das Pfarrblatt von Bösingen, veröffentlichten zweimal einen längeren Bericht. Nach seiner Rückkehr berichtete Peter Pauchard an zahlreichen Anlässen mit einem Lichtbildvortrag über seinen Einsatz. Peter Pauchard starb am 22. März 1995 im Pflegeheim Sonnmatt in Schmitten.

Pfarrblatt, 15. Mai 1955:

«In Gedanken weile ich oft bei Ihnen und meiner lieben Heimatpfarrei. Seit Wochen schon liegen über 25 000 Kilometer Flugstrecke zwischen uns. Aber das hindert nicht, jeden Tag an die engere Heimat und die lieben Anwohner zu denken. Die Flugreise über Amerika nach Korea dauerte volle 14 Tage, mit längerem Aufenthalt in New York und Tokyo, mit einer Fülle von Eindrücken. Und jetzt leben wir bereits seit Wochen im Zeltlager auf dem 38. Breitengrad, auf der Linie, die Korea in den Süden und in den Norden teilt.

Die vier Delegationen: Tschechen, Polen, Schweden und Schweizer wachen über die genaue Beobachtung der Waffenstillstandsbedingungen. Dabeiist zu unterstreichen, dass diese eigenartige Mission immer mehr symbolischer Art wird. Als Delegationspfarrer habe ich 90 Schweizer zu betreuen. Ich bewohne hier ein amerikanisches Zelt. Die eine Hälfte ist als Kapelle eingerichtet, die andere als Pfarrhaus. Ich kann jeden Tag zelebrieren und auch meinen anderen religiösen Pflichten nachkommen. Das ist meine Hauptarbeit. Vom Altare aus soll der positive Einfluss ausströmen.

Dann besuche ich pro Woche meistens einen der zehn Aussenposten, fünf im Süden, fünf im Norden. Das sind dann immer wieder eindrucksvolle Reisen per Flugzeug oder Jeep.Es sind gewaltige Distanzen. Letzte Woche besuchte ich den Posten Ch’ongyn und Hungnam, in Nordkorea, zwei Flugstunden. Total zerstörte Städte. Einst Industriestädte mit 200 000 bis 300 000 Einwohnern. Heute noch schätzungsweise 30 000 bis 40 000 Menschen zählend. Die Spuren des modernen Krieges sind noch deutlich sichtbar. Aber Korea lebt weiter. Grosse Familien. Einfach lebende Menschen. Genügsame und arbeitsame Menschen. Der Süden, von der achten amerikanischen Armee besetzt und behütet, der Norden unter kommunistischem Einfluss.»

 Pfarrblatt, 15. August 1955:

«Der Jahrestag meiner Primiz(Anm.: 16. Juli 1939, Bösingen)ist zwar gestern gewesen. Aber gestern konnte ich nicht mit Ihnen parlieren, weil ich im hohen Norden, in Sinuiju, am Yalufluss, an der chinesischen Grenze, das Swiss Team besuchte und daselbst hl. Messe las. Das war für mich ein erhebender Jahrestag meiner Primiz, an der chinesischen Grenze, in einem Zimmer das hl. Opfer darzubringen.

Eigentlich praktizieren wir so eine Art religiöse Untergrundbewegung, weil ja durch die nordkoreanische Regierung jede religiöse Tätigkeit unterbunden ist. Nordkorea ist russlandhörig. Und so konnte ich annehmen, dass ich seit Monaten wohl wieder der erste Priester war, der auf diesem Boden den Opfertod Jesu erneuerte. Wir waren im ganzen vier Schweizer (…). Am Spätnachmittag dann liefen wir durch die zerstörte Stadt. Sie zählte einmal an die 330 000 Einwohner, heute sind es schätzungsweise noch 40 000 (…). Und als wir dem Ufer des bekannten Yalu entlang gingen, schauten wir nach China hinüber. Ich dachte an die Schweizer Missionäre von Bethlehem, die in der Mandschurei wirkten (…).

Weil gegenwärtig der Ferne Osten unter dem Druck des Regens ist, flogen wir nicht wie üblich nach dem Norden, sondern wir wurden per Sonderzug, eine Lokomotive und ein Personenwagen (Schlaf- und Esswagen), nach dem Norden transportiert. Das Flugzeug legt die gleiche Strecke in eineinhalb Stunden zurück. Der Sonderzug startete am Donnerstag um 15 Uhr in Kaesong und kam erst am Freitag um 10 Uhr in Sinuiju an.

Seit Wochen plagen uns die Hitze und die Mücken. Wir zählen bis zu 45 Grad Wärme unter dem Zeltdach. Und dann setzt plötzlich wieder Regen ein. Er kommt ganz plötzlich, um während 24 Stunden nicht mehr aufzuhören. Im Zelt regnet es da und dort durch. Man stellt dann seinen Schreibtisch oder sein Bett eben an jene Stelle, wo es nicht durchregnet (…).

Vor vier Wochen hielt ich mich vier Tage in der südlichsten Stadt Koreas auf, in Pusan; wichtigster Zufahrtshafen für die amerikanische 8. Armee, die in Korea kämpfte, einzige nicht durch den Krieg zerstörte Stadt. Dort traf ich am Sonntagmorgen, als ich die hl. Messe las für die amerikanische Truppe, einen koreanischen Priester, der fehlerlos deutsch sprach. Im Gespräch mit ihm vernahm ich dann, dass er vor sechs Jahren seine Studien abgeschlossen hatte in Freiburg, wohnend im Foyer St. Justin. Das ist immer wieder die weltweite, katholische Kirche.

Ich war auch dreimal in der Hauptstadt Südkoreas, beim koreanischen Bischof, in Seoul mit grosser Kathedrale. Er spricht französisch und will noch dieses Jahr die Schweiz bereisen. Sie sehen aus diesen kurzen Angaben, wie interessant doch in gewissem Sinn die Mission des Feldpredigers ist(…).»

Eindrücke von Peter Pauchard während seines Aufenthalts in Korea im Jahr 1955. Alle Bilder stammen aus dem Nachlass von Peter Pauchard.

Jetzt leben wir seit Wochen auf der Linie, die Korea in den Süden und den Norden teilt.

Peter Pauchard

Feldpredigerhauptmann in Korea 1955

Grenze: Der gefährlichste aller Wachposten wird touristisch

P anmunjeom, auch Joint Security Area genannt, ist heute einer der skurrilsten Orte der Welt: In der entmilitarisierten Zone zwischen Nord- und Südkorea gelegen, ist es der wichtigste Grenzübergang. Und weil es ohnehin kaum Austausch zwischen den Ländern gibt, stehen sich dort Soldaten beider Seiten regungslos gegenüber, Tag für Tag. Meistens tragen die Soldaten eine Sonnenbrille, um Blickkontakt mit dem Gegenüber zu vermeiden. Kriegsveteranen und Schaulustige reisen nun vermehrt an den Grenzübergang, um die absurde Situation zu beobachten. Und dies, obwohl sich Kim Jong Un in letzter Zeit vermehrt in Kriegsrhetorik übte und Atombombentests durchführen liess. daf

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