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Blick in eine verborgene Welt

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

«Ein Mysterium, dessen Kraft nicht mit Worten erklärt werden kann und das über das rationale Denken der heutigen Zeit hinausgeht»: So heisst es in der offiziellen Defini­tion des «Gesundbetens», einer Praxis, die das Bundesamt für Kultur auf seiner Liste der lebendigen Traditionen der Schweiz aufführt. Das Heilen von Krankheiten und Verletzungen durch Gebete und Segensformeln ist in vielen Regionen der Schweiz bekannt, in der Westschweiz mehr als in der Deutschschweiz. Besonders verbreitet ist es im Kanton Jura, doch auch in Freiburg, im Wallis, im Appenzell und in der Zentralschweiz wird es oft praktiziert. «Le Secret» heisst die Gabe auf Französisch, und «das Geheimnis» ist längst mitten in der Gesellschaft angekommen. Vor zehn Jahren ist der Führer «Guérisseurs, rebouteux et faiseurs de secret en Suisse romande» erschienen, und in Schweizer Spitälern, Arztpraxen und Heimen gibt es Listen mit den Telefonnummern von Heilern, die bei bestimmten Leiden helfen können.

Und dennoch haben Gesundbeterinnen, Geistheiler und Medien bei vielen Menschen einen schweren Stand. Die einen verurteilen sie als Scharlatane, andere verspotten sie, und wieder andere fürchten sich vor ihnen. «Es gibt immer noch viele Tabus, auch wenn sich beide Seiten in den letzten Jahren geöffnet haben», sagt Virginie Rebetez. Die Fotografin hat sich für ihr Projekt «Malleus Maleficarum» ein Jahr lang mit Heilern und Medien im Kanton Freiburg beschäftigt. Ihre Recherche realisierte sie im Rahmen der Reihe «Fotografische Ermittlung: Thema Freiburg» des kantonalen Amtes für Kultur. Jetzt liegt das Ergebnis in Form einer Ausstellung und einer Publika­tion vor (die FN berichteten).

Das Unsichtbare sichtbar machen

Virginie Rebetez hat sich mit ihrer Arbeit der Herausforderung gestellt, jenes «Mysterium, das nicht mit Worten erklärt werden kann», in Bildern darzustellen, also das Unsichtbare sichtbar zu machen. Sie knüpft damit an frühere Projekte an, in denen sie sich ebenfalls mit Ritualen, Magie und dem Tod befasste. «Das Übersinnliche und Spirituelle fasziniert mich schon lange», sagt die 39-Jährige. Sie wolle nicht urteilen, sondern Türen öffnen zu jenen verborgenen Welten. Bei ihrer Freiburger Arbeit habe sie gemerkt, dass dies auch im Interesse vieler Heiler und Medien liege. Die meisten seien ihr sehr offen begegnet und hätten gerne beim Projekt mitgemacht.

Vierzehn Heiler und Medien aus dem ganzen Kanton sind vertreten. Von den meisten hat Rebetez Porträtaufnahmen gemacht, dazu kommen Bilder von ihren Utensilien und ihren Praxisräumen. Fünf Medien, drei Frauen und zwei Männer, beteiligten sich am zweiten Teil des Projektes, der Rebetez genauso wichtig ist wie der fotografische Teil: Diese Medien besuchte die Fotografin, um von ihnen mehr über das Schicksal eines gewissen Claude Bergier zu erfahren, der 1628 in Freiburg wegen Hexerei zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt wurde. Tonaufnahmen dieser Sitzungen sind in der Ausstellung zu hören; im Buch sind Abschriften abgedruckt. Auch hier sei es ihr nie darum gegangen, eine Wahrheit zu finden, betont Rebetez. Mehr als das, was im Protokoll von Bergiers Hexenprozess stehe, der im Freiburger Staatsarchiv zu finden sei, wisse man nicht. «Aber wer will, kann sich aufgrund der Aussagen der Medien ein Bild von ihm machen: von seinem Äusseren, seinem Charakter, seinen Tätigkeiten – und seinem Tod auf dem Scheiterhaufen.» Diese archaische Welt der historischen Hexenprozesse verknüpft Virginie Rebetez in ihrer vielschichtigen Arbeit mit der Gegenwart und zeigt zugleich die heutige Realität der Heilerinnen und Gesundbeter in einem neuen Licht.

Ausstellung: Bis zum 3. November in der Kantons- und Universitätsbibliothek Freiburg.

Kommentierte Führungen mit der Fotografin: am 26. September und 3. Oktober auf Französisch, am 30. Oktober auf Deutsch (18 Uhr).

Buch: «Malleus Maleficarum», 152 S., erhältlich bei der Kantons- und Universitätsbibliothek (55 Fr.).

Zur Person

Ausstellungen in der Schweiz und in Europa

Virginie Rebetez ist 39 Jahre alt und stammt aus Lausanne. Sie hat Abschlüsse der Höheren Fachschule für Fotografie in Vevey und der Gerrit Rietveld Academie in Amsterdam. Ihre Arbeiten sind regelmässig in Kollektiv- und Einzelausstellungen in Museen, Galerien und Festivals in der Schweiz und in Europa zu sehen. Für ihre Werke erhielt sie verschiedene Preise, darunter den Swiss Design Award und den Prix Focale der Stadt Nyon. «Malleus Maleficarum» ist die elfte Ausgabe der «Fotografischen Ermittlung: Thema Freiburg», die seit 1996 alle zwei Jahre durchgeführt wird. Im Anschluss an die Ausstellung in Freiburg wird die Arbeit in der Photobastei Zürich gezeigt.

cs

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