Noch sind einige Sträucher und Bäume auf dem Spielplatz und rund um die Schulanlage von Bösingen nur schwach belaubt. Das macht das Erkennen schwierig. Lehrerin Yvonne Jungo und ihre Fünft- und Sechstklässler machen einen Rundgang und frischen dabei auf, was sie letzten Herbst gelernt haben. Wo steht die Winterlinde? Und wie sieht die Grünerle aus? Ein Mädchen streicht über die Rinde eines Baumes, zögert und wirft einen Blick in das Bestimmungsbüchlein. «Ist das eine Stieleiche?», fragt es. Sascha Udry, der auch dabei ist, bestätigt dies. Er ist in der Gemeinde für den Friedhof und die Grünanlagen zuständig und kennt die Pflanzen auf dem Gelände sehr gut. Einige Bäume stehen schon seit vielen Jahren, andere Sträucher sind in den letzten Monaten dazugekommen.
Die Gemeinde Bösingen hat letztes Jahr die Gebäude und Dächer der Schulanlage saniert. Im Zuge dieser Arbeiten musste die bestehende Umgebungsbepflanzung weichen. «Statt einfach nur eine Ersatzpflanzung zu machen, haben wir die neuen Sträucher gezielt ausgewählt», sagt Yvonne Jungo, die nicht nur Lehrerin, sondern auch Gemeinderätin ist. Mit dem Baumschulisten Sascha Udry hatte die Gemeinde einen Experten für die Neugestaltung. Er hat 37 Sträucher ausgewählt, die er rund um die Gebäude gepflanzt hat. Auch auf dem Flachdach der Aula wachsen nun Wildsträucher wie Schwarzer Holunder, Pfaffenhütchen und Wilder Schneeball. «Es sind alles einheimische Pflanzen, die eine Funktion erfüllen», erklärt er mit dem Hinweis, dass Bösingen seit 2008 das Pro-Natura-Zertifikat «Schmetterlingsgemeinde» trägt. Die Blüten der Sträucher ziehen Insekten an, die Beeren dienen Vögeln als Nahrung, und diese finden in den Sträuchern Nistplätze.
Gar nicht so gemein
Yvonne Jungo geht mit ihren Schülern um das Gebäude mit Turnhalle und Zivilschutzanlage herum. In einem langen Beet stehen weitere Sträucher. Was für Blätter hat das Geissblatt schon wieder? Und trägt die Alpenjohannisbeere schon Blüten? Während die Kinder die Sträucher begutachten, kann Sascha Udry zu jedem etwas sagen. «Die Gemeine Kiefer heisst nicht etwa so, weil sie schlecht ist», erzählt er. Die Bezeichnung «gemein» sei vielmehr ein alter Ausdruck für gewöhnlich oder weitverbreitet. Seine Lieblingspflanze hat er natürlich auch angepflanzt. Es ist der Gemeine Wachholder. Den mag er, weil er ein paar besondere Überlebensstrategien entwickelt hat: spitze Nadeln als Schutz vor Fressschäden und ein ausgeklügeltes System, um Kondenswasser speichern zu können. Die Sträucher sind nicht mit Namen beschriftet, sondern tragen Nummern. So können die Lehrpersonen sie gut als Anschauungsobjekt in eine Lektion einbauen. Aber auch andere Besucher und Spaziergänger sind eingeladen, mitzuraten und ihre Kenntnisse der einheimischen Pflanzenwelt aufzufrischen. Am Ende des Rundgangs hängt eine Tafel, auf der die Namen zu den Nummern auf Deutsch und Latein aufgelistet sind.
«Es sind alles einheimische Pflanzen, die eine Funktion erf üllen.»
Sascha Udry
Werkdienstmitarbeiter