Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Brasserie am Bahnhof verschwindet

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Die Zeiten für die klassischen Bahnhofbuffets, wo sich alte Freunde auf der Durchfahrt treffen, der einsame Mann schon am Morgen vor einem Glas Rotwein sitzt, die Frauen vom Turnverein zusammenkommen, Beamte aus Bern noch ihre Unterlagen durchlesen, diese Zeiten scheinen passé. Nur zehn Jahre nach der Ära von Jean-Claude und Trudy Morel-Neuhaus (siehe Kasten) gibt es einen radikalen Schnitt. Die jetzige Betreiberin, die Autogrill Schweiz AG, gibt die Brasserie per Ende Oktober auf und wird als Franchisenehmerin ab Mitte Dezember ein Starbucks-Kaffee betreiben. Kein Sauerkraut, kein Chämischinken, keine Würste mehr. Und schon gar keine Schweinsfüsse, Kutteln oder Ragoût wie anno dazumal. Dafür kann jetzt stundenlang an grossen Kaffeepötten für sechs, sieben, acht Franken genippt werden, mit dem Laptop auf den Knien oder mit der allerbesten Freundin quatschend.

Viele Stammkunden finden es sehr schade, dass die Brasserie schliesst. «Wenn ich auf den Bus warten muss, kehre ich hier ein. Die Bedienung und das Essen sind sehr gut», sagt die alte Frau, die eben das Lokal verlässt. «Ich bin sehr traurig», meint auch der Mann in den Siebzigern. «Hier habe ich mich mit Freunden zum Essen getroffen und zwei Mal am Tag meinen Kaffee getrunken. Ein Traditionshaus mehr, das verschwindet.» Und er merkt fatalistisch an. «Aber das ist eben der Zeitgeist.» Ja, das Essen sei korrekt gewesen, auch seit der Übernahme des Buffets durch Autogrill, findet ein anderer Kunde. Die Brasserie sei immerhin im Stil des Buffets weitergeführt worden. «Ein Starbucks aber, das ist eine sehr schlechte Idee.» Die Ex-Patronne des Buffets, Trudy Morel, die immer noch im gleichen Haus wohnt, teilt diese Meinung ebenfalls. Kein Restaurant mehr mitten in der Stadt, das dürfe doch nicht wahr sein.

«Der Kunde hat gesprochen»

Beat Grau, CEO der Autogrill Schweiz AG, kann dieses Bedauern nur bedingt nachvollziehen. «Wenn ich so etwas höre, dann kann ich nur sagen: Wären all jene, die das bedauern, früher regelmässig eingekehrt, wäre dieser Schritt nicht nötig gewesen.» Zwar sei das Brasseriekonzept nicht völlig erfolglos gewesen, wie Grau es formuliert, aber der Standort habe eine höhere Frequenz an Kunden verdient. «Wenn es nicht läuft, dann hat der Kunde gesprochen.» Geschäftszahlen werden vom börsennotierten Unternehmen nicht kommuniziert.»

SBB unterstützen Ansinnen

Die Entscheidung habe Autogrill auch intensiv mit der Hauseigentümerin, den SBB, besprochen, so Grau weiter. Sie seien sich darüber einig gewesen, dass es im Bahnhof Freiburg unterdessen ein recht gutes Essensangebot gebe, was aber am meisten fehle, sei der Kaffee. «Freiburg ist eine Studentenstadt, wir bieten einen Ort, wo man sich treffen kann, verbunden mit einer starken Marke.» SBB-Sprecher Frédéric Revaz ergänzt: «Wir müssen uns den heutigen Bedürfnissen anpassen. «Es fahren viel mehr Züge als früher. Die Leute haben es eilig, wollen schnell etwas Kleines zu sich nehmen. Wir bedauern, dass das konventionelle Angebot keinen Erfolg hatte, verstehen aber auch Autogrill.» In den oberen Etagen planen die SBB ihrerseits, Wohnungen, Büros und eine Arztpraxis einzurichten.

«Kein Service public»

CVP-Nationalrat Dominique de Buman, der sich als ehemaliger Syndic von Freiburg schon vor Jahren für den Erhalt des Bahnhofbuffets starkgemacht hatte, zeigt sich auf Anfrage enttäuscht und erstaunt über die anstehende Veränderung. «Ich kann das nicht verstehen. Das ist kein Service public mehr der SBB. Die Bahnhöfe müssen gewisse Grundbedürfnisse erfüllen, und dazu gehört eine ordentliche Wirtschaft.» Zudem sei Starbucks bloss ein Nischenprodukt und sehr teuer.

Angesprochen auf die hohen Preise bei Starbucks entgegnet Beat Grau von Autogrill: «Bei Starbucks können Sie ihre Zeit verbringen und bekommen dazu einen ausgezeichneten Kaffee, das ist eben teurer.»

Die Schliessung der Brasserie am Bahnhof Freiburg erinnert stark an die aktuellen Diskussionen zum Bahnhofbuffet Lausanne. Dort wird die Vegi-Food-Kette Tibits die Waadtländer Saucisson verdrängen. Dass in Freiburg die Wahl auf die Starbuckskette gefallen ist, hat laut Beat Grau vor allen damit zu tun, dass Starbucks Teil des Portfolios von Autogrill ist (siehe Kasten, rechts). «Aber Sie müssen auch bedenken: Gegessen wir während zwei Stunden, in den anderen 15 Stunden müssen Sie auch etwas anbieten können.»

Zukunft der Mitarbeiter?

Bei der jetzigen Brasserie sind für 19 Vollzeitstellen 26 Mitarbeiter angestellt. Beat Grau von der Autogrill Schweiz AG versichert, dass diese Angestellten, wenn immer möglich, weiterbeschäftigt werden sollen.

Bahnhofbuffet

Gastronomie mit langer Tradition

Das Bahnhof-Buffet Freiburg wurde von 1984 bis 2006 vom Wirtepaar Jean-Claude und Trudy Morel-Neuhaus geführt. Bereits zwischen 1974 und 1976 hatten sie dort gearbeitet – damals noch unter dem Vater von Jean-Claude Morel. 2006 gaben sie «wegen der zu kleinen Rentabilität» auf. Sébastien Angéloz aus Bulle eröffnete daraufhin das italienische Restaurant «Antica Roma» im ehemaligen Bahnhofbuffet. Aber nur schon ein halbes Jahr nach der Übernahme ging er pleite. Es folgte die Autogrill Schweiz AG. Zunächst führte das Unternehmen das italienische Restaurant weiter. Da es laut CEO Beat Grau nicht gut lief, entwickelte Autogrill das Brasserie-Konzept mit traditioneller Küche.

rsa

Autogrill

Franchisenehmer von Starbucks

Die Autogrill AG ist ein italienisches Unternehmen im Bereich Systemgastronomie und Handel mit Schwerpunkt Autobahnen und Flughäfen. Sie wurde 1947 von Mario Pavesi gegründet. Zunächst gehörte die Firma dem italienischen Staat. 1995 wurde Autogrill privatisiert, Mehrheitseigentümer ist die Familie Benetton. Autogrill ist ein börsennotiertes Unternehmen. Wie der CEO der Autogrill Schweiz AG, Beat Grau, gegenüber den FN erklärte, ist das Unternehmen einer der weltweit grössten Franchisenehmer der Marke Starbucks. «Wenn Sie auf einem der 100 grössten Flughäfen von Amerika in ein Starbucks-Coffee-Shop gehen, ist die Chance gross, dass Sie bei Autogrill einkehren.» Autogrill Schweiz hat ihren Sitz in Olten.

rsa

Meistgelesen

Mehr zum Thema