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Cédric Fazan, Direktor der Sozialeinrichtung Tremplin, zieht Bilanz

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Auf Ende Jahr verlässt der Direktor der Sozialeinrichtung Le Tremplin in Freiburg seinen Posten, um im Kanton Waadt eine neue Herausforderung anzunehmen. Die FN haben mit ihm auf neun Jahre Amtszeit zurückgeschaut.

Cédric Fazan, Sie haben neun Jahre lang die Geschicke der Einrichtung für Menschen in einer Suchtsituation und in sozialer Prekarität, Le Tremplin, geleitet. Nun verlassen Sie das Tremplin, warum?

Ich mache für mich alle vier Jahre eine Standortbestimmung, bei der ich mich frage, kann ich mich da, wo ich bin, noch nützlich machen, gibt es noch Herausforderungen. Das ist beim Tremplin zwar noch der Fall, ich hätte noch weitere vier Jahre bleiben können. Gleichzeitig bietet sich jetzt eine gute Gelegenheit, zu gehen. Der Umzug des Tremplins hinter dem Bahnhof Freiburg an die Zeughausstrasse ist aufgegleist. Die Einrichtung eines Konsumraumes für drogenabhängige Menschen mit einer professionellen Betreuung, wie es das beispielsweise in Bern gibt, ist vom Staatsrat validiert. Und das Programm «Housing First und Unterstützung im eigenen Zuhause» wird definitiv ins Tremplin eingegliedert und ab Januar 2023 dauerhaft durch den Kanton mitfinanziert. 

Dass das Tremplin dem Ausbau der Uni weichen muss, spielte keine Rolle bei Ihrer Entscheidung?

Nein, absolut nicht.

Aber sind Sie zufrieden mit der gefundenen Lösung?

Nein, sie ist frustrierend, weil es sich wieder nur um ein Provisorium handelt. Gut ist dagegen, dass die Uni nun ausbauen kann.

Zusammengefasst kam das Angebot der Einrichtung für soziale und professionelle Wiedereingliederung «Le Relais» in Morges also gerade richtig?

Ja. In Morges habe ich nach meinem Theologiestudium mein erstes Stage als Erzieher gemacht, an Relais habe ich damals gewissermassen mein Herz verloren. 

Was hat Sie schliesslich dazu gebracht, im Bereich der Sucht zu arbeiten?

Es ist eine sehr transversale Problematik. Die Sucht berührt die Identität, das Persönliche, das Familiäre, das Soziale, die Erziehung, die körperliche und seelische Gesundheit, das Wirtschaftliche, den Beruf. Ich mag es, Brücken zu all diesen Bereichen zu schlagen, um einer betroffenen Person eine bessere Lebensqualität zu ermöglichen. Oftmals sprechen die verschiedenen Institutionen nicht miteinander. Ich bringe die Menschen gerne an einen Tisch, um Lösungen für komplexe Situationen zu finden. Denn die Situationen unserer Klientinnen und Klienten ändern manchmal täglich. Während sich andere davon entmutigen lassen, treibt mich das an. Denn sie sind Bürgerinnen und Bürger mit Rechten und Pflichten, mit Hochs und Tiefs, wie sie alle Menschen haben, die oftmals vom Leben aber nicht reich beschenkt wurden.

Sind Sie ein Sozialromantiker?

Als Sozialromantiker hat man auf diesem Posten nichts verloren.

Es ist eine sehr pragmatische Arbeit. Man muss erfinderisch und innovativ sein, aber sozialromantisch – nein. Wissen Sie, der Tod ist ständig präsent. Wir verlieren jährlich rund ein Dutzend Menschen. Sie sterben an den Drogen, an Krankheiten, sie begehen Suizid oder verunfallen. 

Was kann das Tremplin diesen Menschen geben?

Wir sind keine Retter. Was wir tun können, ist ihre Lebensqualität verbessern, ihnen ihre Würde, ein bisschen Hoffnung und ihren Platz als Bürger zurückgeben. Im Tremplin haben wir eine Anlaufstelle, einen Sozialdienst, ein Wohnheim und Werkstätten, mit denen wir versuchen, dieses Ziel zu erreichen. Darüber hinaus war es mir immer ein Anliegen, diesen Menschen einen Lebenssinn zu geben und sie wieder in die Gesellschaft zu integrieren.

Hatten Sie damit Erfolg?

Klar, mehr als Misserfolge.

Das Problem ist, dass wir in einem Bereich arbeiten, der noch sehr stark moralisiert wird.

Drogen zu konsumieren, wird als etwas Schlechtes angesehen. Es wird kritisiert, dass diese Menschen nichts zum Sozialstaat beitragen, dass sie nicht arbeiten, dass sie die Gesellschaft viel kosten. Sucht wird bei Frauen schnell in Verbindung mit Prostitution gebracht, bei Männern mit Gewalt, was tatsächlich nur bei einer Minderheit der Fälle so ist. Es gibt haufenweise Vorurteile. Ich wünsche mir, dass sich die Betroffenen und die Gesellschaft anders begegnen, dass Süchtige nicht bloss als Kranke und Asoziale abgestempelt werden. Diese Idee steckt beispielsweise hinter dem von uns gebrauten Bier La Trampoline: Es hat nicht nur weniger Alkohol und ist damit weniger gesundheitsschädigend, es wirft auch ein anderes Bild auf unsere Konsumentinnen und Konsumenten. Sie hängen nicht mehr mit ihren Bierdosen irgendwo in der Stadt herum. 

Ist diese Botschaft in der Gesellschaft, in der Politik angekommen?

Ja, ich stelle wirklich grosse Fortschritte in der Wahrnehmung der Gesellschaft und der Politik fest. Heute werden wir von den Behörden und politischen Instanzen angehört und erhalten viel Unterstützung. Das Tremplin hat viel Ansehen gewonnen. Es gibt einen Dialog – von den Gesundheitspartnern bis hin zu den Gerichten. Was mich hingegen frustriert, ist, dass der Drogenmarkt immer noch nicht reguliert ist. Dabei geht es mir nicht um eine Legalisierung der Drogen, darauf warten die Drogenhändler ja nur, sondern um die Entkriminalisierung des Konsums. Ohne dies können wir keine Präventionsarbeit leisten. 

Was erfüllt Sie mit Stolz, wenn Sie auf Ihre Zeit als Direktor des Tremplin zurückblicken?

Die Innovationsfähigkeit unseres Teams in Bezug auf die soziale und professionelle Wiedereingliederung. Dass ein Ort entstanden ist, wo der Konsum von Drogen toleriert wird. Dass der Fokus nicht ständig auf den Konsum gerichtet ist. Das macht den Blick frei auf die wesentlichen Fragen wie die Wiedereingliederung, das Familienleben unserer Klienten. Was mich auch stolz macht, ist, dass alle hochprofessionell arbeiten und an einem Strick ziehen.

Welche Projekte hätten Sie noch realisieren wollen?

Eine eigene Wohnungsregie mit einem Team für den Unterhalt und die Renovation von Wohnungen. Mit der Integration des Programms «Housing First und Unterstützung im eigenen Zuhause» ins Tremplin hätten wir dafür nun das nötige Volumen. Auch hätte ich gerne stärker am Pilotversuch Cannabis des Bundes mitgearbeitet mit einer Cannabisverkaufsstelle in Freiburg und vielleicht auch in Bulle. Und schliesslich hätte ich gerne mehr Forschung betrieben, um besser dokumentieren zu können, was wir tun.

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