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Christian Levrat: «Ich hatte zum ersten Mal im Leben schlaflose Nächte»

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Der Freiburger SP-Ständerat Christian Levrat wird neuer Verwaltungsratspräsident der Schweizerischen Post.
Keystone-SDA

SP-Staatsrat in Freiburg oder Verwaltungsratspräsident der Post: Christian Levrat stand vor einer schwierigen, doch letztlich auch klaren Entscheidung, wie er im Interview sagt. Und er wettet auf drei Sitze für Links-Grün im Freiburger Staatsrat.

Christian Levrat, im vergangenen September sagten Sie noch, Sie wollten sich in den Dienst der Freiburger Bevölkerung stellen und Staatsrat werden. Nun ist Ihnen der höchste und gut bezahlte Job bei der Post doch lieber?

Erstens ist das Post-Präsidium weniger gut bezahlt als ein Staatsratsmandat. (lacht) Zweitens ist es deutlich risikoreicher als ein Wahlkampf in Freiburg. Drittens habe ich mich sehr schwergetan mit der Entscheidung. Staatsrat zu sein ist eine wichtige Aufgabe. Wir erleben schwierige Zeiten, und neuer Elan täte Freiburg gut. Trotzdem habe ich mich entschieden, das Angebot des Bundesrates anzunehmen. 

Was hat Sie dazu bewogen?

Zwei Gründe. Erstens: Die Post ist nicht irgendein Unternehmen. Es muss unternehmerisch geführt werden, gehört aber dem Bund und zur zentralen Infrastruktur der Schweiz. Die Post ist das Flaggschiff des Service public, und sie wird in den kommenden Jahren eine tiefgreifende Veränderung erleben. Zweiter Grund: Urs Schwaller hat eine sehr gute Arbeit gemacht an der Spitze der Post. Er hat im Einklang mit dem Bundesrat eine Strategie entwickelt, die auf Wachstum und auf massive Investitionen in den Kernbereichen aufbaut und auf eine Stabilisierung des Poststellennetzes. Diese Strategie finde ich persönlich überzeugend, und das hat den Ausschlag gegeben. 

Sie sagten, dass Sie zum ersten Mal in Ihrem Leben schlaflose Nächte hatten…?

Ja, genau. Ich musste entscheiden zwischen zwei Funktionen, die einen enormen Reiz und eine enorme Bedeutung haben. Wenn Sie aber als Sozialdemokrat die Verantwortung von einem bürgerlich dominierten Bundesrat übertragen bekommen, ein zentrales Unternehmen des Service public zu führen, dann können Sie diese Verantwortung nicht ablehnen. Für die Arbeitsplätze, für die Wirtschaft, für die Lebensqualität müssen Sie sich dieser Arbeit stellen.

Sie haben lange mit Urs Schwaller im Ständerat erfolgreich den Kanton Freiburg vertreten. Hat Ihnen diese langjährige Zusammenarbeit letztlich auch etwas genützt?

Nein. Ich habe erst mit Urs Schwaller gesprochen, als der Prozess weit fortgeschritten war. Was den Ausschlag gegeben hat, ist aber durchaus die Strategie, die Urs Schwaller entwickelt hat. Ich verfolge die Post seit langem – zuerst als Gewerkschaftspräsident und die letzten Jahre als Parlamentarier in entscheidenden Kommissionen. Das Handeln von Urs Schwaller bei der Strategie war ausschlaggebend. Die Vision, der Plan steht, muss jetzt umgesetzt werden. Es ist eine Chance, dabei mitwirken zu können. 

Sie haben als Gewerkschafter lange gegen Postschliessungen und gegen die Schwächung des Service public gekämpft. Werden denn jetzt unter Post-Verwaltungsratspräsident Christian Levrat wieder Poststellen eröffnet, nachdem das Netz in den letzten Jahren stark restrukturiert wurde?

Der Auftrag des Bundesrates ist es, die Anzahl Poststellen zu stabilisieren. Das scheint mir das Richtige zu sein. Das Poststellennetz ist ein Trumpf für die Post und keine Last. Das muss nicht heissen, dass nicht doch einzelne Standorte geschlossen und andere geöffnet werden. Es gibt keine Poststelle, die für immer garantiert ist.

Ist es für Sie als ehemaligen Gewerkschafter einfacher, auch schwierige Entscheidungen der Basis zu kommunizieren?

Ich habe nicht bloss mit der Basis zu tun. Die Post muss auch ihre Märkte, ihre Kunden befriedigen. Als Präsident müssen Sie mit der Bevölkerung in engem Austausch sein. Dann müssen Sie gegenüber dem Eigner Rentabilitätsansprüche aushandeln. Und Sie müssen die Mitarbeitenden mitnehmen. Es ist keine tiefgreifende Reform eines Unternehmens mit 50’000 Angestellten möglich, wenn Sie gegen die Interessen der Bevölkerung oder der Mitarbeitenden stattfindet. Das heisst, dass der Dialog über das, was die Post macht, nur gelingen kann, wenn alle Stakeholder mitmachen.

Jetzt werden Sie Post-Präsident. Sie ziehen Ihre Staatsratskandidatur zurück. Dabei waren Sie das Zugpferd für die SP und hätten dazu beitragen sollen, die rot-grüne Vertretung im Freiburger Staatsrat zu stärken. Ohne Sie wird das zweifellos etwas schwieriger. Haben Sie kein schlechtes Gewissen gegenüber Ihrer Partei?

Zuerst habe ich diese Wahl mit der nationalen Parteileitung besprochen. Sie teilt meine Einschätzung, dass die Chance, als Sozialdemokrat bei der Entwicklung der Post mitzuwirken, eigentlich verpflichtend ist. Dazu gehe ich davon aus, dass es gelingen wird, unsere zwei Sitze zu halten. Wir haben mit Jean-François Steiert und Alizée Rey zwei starke Kandidierende. Mein Rückzug ermöglicht die Nominierung einer dritten Person. Das wird frisches Blut bringen und eventuell einen jüngeren und weiblicheren Staatsrat ermöglichen. Ich bin zuversichtlich, sowohl für die SP als auch für die Grünen.

Das tönt jetzt schon fast etwas zweckoptimistisch. Muss sich Links-Grün nun nicht Sorgen machen, das angestrebte Ziel eines dritten Sitzes zu verfehlen und dass die SP so gar eines ihrer zwei Mandate verlieren könnte?

Es bleiben noch sechs Monate bis zu den Wahlen. Das ist eine lange Zeit. Das reicht, um eine zusätzliche Kandidatur anzukündigen. Die meisten Parteien sind nicht viel weiter. Darum habe ich nicht den Eindruck, dass es Zweckoptimismus ist. Wir haben eine sehr solide Liste – vor allem wenn ich sie mit den Listen der Konkurrenz vergleiche. Ich wette darauf, dass es uns gelingt, unsere zwei Sitze zu halten und einen grünen Sitz zu holen. Sämtliche kantonalen Wahlen, die in der Westschweiz stattgefunden haben, deuten in diese Richtung.

Wie werden Sie sich jetzt auf Ihr neues Amt bei der Post vorbereiten?

Vor allem will ich noch tiefere Einblicke in die Arbeit der Post erhalten. Ich habe die Entwicklung zwar seit Jahren verfolgt, aber lediglich auf der politischen Ebene. Ich will jetzt die Ziele, die Abläufe die Entscheidungswege nachvollziehen. Ich mag keine halben Sachen und plane deshalb, mich voll und ganz dieser Vorbereitung zu widmen, bis ich richtig verstanden habe, wie das Unternehmen funktioniert. Urs Schwaller hat selbst gesagt, dass das Präsidium sehr zeitraubend sei. Offiziell handelt es sich zwar um eine 50-Prozent-Stelle, aber Sie können davon ausgehen, dass es meine ganze Kraft und Zeit beansprucht – zumindest in einer ersten Phase.

Und das sagen die Parteien zu Levrats Rückzug aus der Staatsratskandidatur.

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