Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Christina Viragh: «Eine dieser Nächte»

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Die ungarisch-schweizerische Schriftstellerin und Übersetzerin Christina Viragh zieht eine Bilanz ihres Erzählens. Im wunderbar perlenden Roman «Eine dieser Nächte» verbinden sich die Spuren ihrer früheren Bücher zu einer neuen Geschichte. Genauer zu einem Reigen von kleinen Dramen, die nach und nach an die Oberfläche des Bewusstseins drängen.

Eine nächtliche Flugreise von Ost nach West fordert die Konstitution des Menschen heraus. Mal sanft, mal turbulent schweben die Passagiere zwischen Wachen und Träumen. So öffnen sich die Sinne für seltsame Geschichten.

Auf dem Flug TG970 von Bangkok nach Zürich macht sich ein Unbehagen breit. In konzentrischen Kreisen geht es von einem unsympathischen Amerikaner aus, der mit penetranter Hartnäckigkeit keine Ruhe gibt. Dieser Bill erzählt Dinge, die niemand hören will, wie er selbst einräumt.

Sein Mitteilungsbedürfnis kreist um einen eng umgrenzten Kern: seine persönlichen Katastrophen, die er zwischen Chicago und den Great Plains von Kansas erlitten hat. Ein Song von Procol Harum, «The Devil Came from Kansas», schwingt in diesen mal peinlichen, mal schauerlichen Stories mit. Im Zentrum liegt ein mysteriöser «pool inside the forest», wie es im Song heisst, in dem schon einige ertrunken seien. Wer würde der Nächste sein? Und wer hat den Wanderprediger auf dem Gewissen? Mit allen rhetorischen Tricks erzählt Bill das eigene Leben. Vor Augen schwebt ihm dabei die Espe vor seinem Elternhaus.

Das Rätsel ist die Lösung

Früher sass er in ihren Ästen und hörte dem Flüstern der vom Lufthauch bewegten Blätter zu, die angeblich die Stimmen der Ahnen hörbar machen. Diese Espe ist auch die Quelle seines Unglücks. Als seine Mutter sie fällen liess, brach bei ihm alles auseinander. Ruhelos und von Whiskey befeuert kann er nun nicht ablassen, seine Unrast den Mitpassagieren mitzuteilen. Darum herum baut Christina Viragh ein filigranes Erzähllabyrinth, das die unfreiwilligen Zuhörer in Bann zieht. «Das Rätsel ist die Lösung» soll ein geheimnisvoller Geist oder Guru von Bills verschwundenem Vater einst gesagt haben.

Genau so nehmen sich Bills Geschichten aus. Sie beinhalten Variationen und Lücken und rätselhafte Umstände, deren Funken auf die Zuhörer überspringt. Sie beginnen mit zu rätseln und allmählich ihre eigenen Dramen preiszugeben. Wie hängt mein Leben zusammen, bleibt die Kardinalfrage in dem einsam durch die Nacht schaukelnden Flugzeug.

Eine alte Liebe quält Emma, die neben Bill sitzt. Walter kämpft nach seiner Scheidung um die abgöttisch geliebte Tochter, und Michael erinnert an seine italienische Verbindung nach Kansas – wer weiss, ob sie mit Bills Geschichte zusammenhängt.

Mäandernder Erzählstrom

Souverän und mit langem Atem orchestriert Christina Viragh diese Geschichten zu einem turbulenten, flirrenden Erzählstrom, der immer wieder die Erzählstimme wechselt, die Perspektive variiert, vom Hundertsten ins Tausendste abschweift und das Ganze doch nie aus dem Blick verliert. Zeichneten sich ihre früheren Bücher dadurch aus, dass sie das Misstrauen gegenüber dem Erinnern und Erzählen auf der Ebene der Sprache spiegelten, so präsentiert sich Christina Viraghs neue Prosa leichter und zugänglicher, doch nicht minder kunstvoll verschlungen.

sda

Meistgelesen

Mehr zum Thema