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Chronik eines angekündigten Todes

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Lange Gesichter gestern in Charmey: Die Betriebsgesellschaft der Bergbahnen, die Télécabine Charmey-Les-Dents-Vertes en Gruyère AG, musste den Me­dien verkünden, dass sie wegen Überschuldung gezwungen war, die Bilanz zu deponieren und somit Konkurs an-­ zumelden. «Die Lage war ernst, aber nicht hoffnungslos», sagte Patrice Borcard, Oberamtmann des Greyerzbezirks, Präsident der Association Régionale la Gruyère und Präsident der für Charmey eingesetzten Taskforce. Zur Erinnerung: Die Gemeindeversammlung von Val-de-Charmey hatte den seit Jahren defizitären Bergbahnen im vergangenen November eine finanzielle Unterstützung von 600 000 Franken verweigert, die mit einer Steuererhöhung einhergegangen wäre. Daraufhin gelangte der Gemeinderat am 14. Januar mit einer erneuten Vorlage ohne Steuer­erhöhung vor die Gemeindeversammlung. Die Bürger genehmigten dann mit 267 gegen 30  Stimmen bei 29 Enthaltungen einen Unterstützungsbeitrag von 250 000 Franken – wobei es hiess, dass die Betriebsgesellschaft weitere 250 000 Franken von privaten Geldgebern organisieren wolle. Daraufhin legten aber vier Bürger am 11. Februar vier identische Rekurse beim Oberamt gegen diesen Entscheid ein. Inhaltlich ging es darum, dass der Vize-Syndic Etienne Genoud als Verwaltungsratspräsident der Betriebsgesellschaft sowie weitere Aktionäre der Bahnen, darunter mehrere Gemeinderäte, an der Gemeindeversammlung nicht in den Ausstand getreten sind.

Defizit betrug 336 000 Franken

Und obwohl – oder vielmehr gerade weil – das Oberamt in dieser Sache noch keinen Entscheid fällen konnte, erweisen sich nun diese Rekurse als Todesstoss für Charmey. «Denn bis ein Entscheid da ist, vergehen mindestens zwei, drei Monate, und diese Zeit hat die Betreibergesellschaft schlicht nicht», so Borcard. Ausserdem hätten sich in dieser unsicheren Situation auch die potenziellen privaten Investoren zurückgezogen. Deshalb sei den Betreibern gar nichts anderes übrig geblieben, als die Wintersaison vorzeitig zu beenden und den Konkurs anzumelden. Und dies in einem laut Borcard «zwar nicht ausgezeichneten, aber doch guten Winter». Das Defizit habe per 26. Februar 336 000 Franken betragen.

Dies bedeutet zwar nicht das definitive Ende für die Bergbahnen, deren Materialwert Etienne Genoud gestern im Gespräch auf rund 4,8 Millionen Franken schätzte – zumal sie der Betreibergesellschaft gar nicht gehören. Wohl aber muss diese ihr gesamtes Personal entlassen: 40 Personen für den Winter – davon 9 Festangestellte – und 15 für den Sommer. «Wir haben immerhin alle Löhne inklusive Sozialleistungen und 13. Monatslohn korrekt auszahlen können», versicherte Genoud. Und die Bahnen bleiben mindestens für den Rest der Wintersaison sowie voraussichtlich während der gesamten Sommersaison geschlossen. Für die Zeit danach müssen die Besitzer der Bahnen, die Télé­gru­yère AG und die Remontées mécaniques fribourgeoises (RMF) AG, laut Borcard «einen neuen Mieter suchen», wobei Antoine Micheloud, Mitglied der für Charmey eingesetzten Taskforce und Direktor der Bergbahnen Moléson, gestern einige mögliche Optionen für die Zukunft präsentierte. Diese reichen von einem reduzierten Skibetrieb im Winter mit weniger Tagen oder Bahnen bis zu einem reinen Wanderbetrieb oder der Einrichtung von Schlittelbahnen, wobei laut Borcard mindestens die Gondelbahn Rapido­Sky voraussichtlich stehen bleiben werde. Laut Etienne Genoud wäre es ohnehin schwierig, diese 1998 gebaute und inzwischen auch schon etwas in die Jahre gekommene Bahn überhaupt zu verkaufen, wohingegen dies beim 2011 erbauten Sessellift theoretisch möglich wäre.

«Wohl überdimensioniert»

Nach den Gründen für dieses Fiasko befragt, konnte Borcard auch nur mit den Achseln zucken. «Im Nachhinein waren die in einer Zeit kälterer Winter erbauten Bahnen wohl einfach überdimensioniert», sagte er. Etienne Genoud meinte: «Ein Rekurs ist zwar ein verfassungsmässig garantiertes Recht, aber man sollte auch verantwortungsvoll davon Gebrauch machen.»

Reaktionen

«Es macht einen wirklich traurig»

Der Konkurs der Betreibergesellschaft der Berg­bahnen von Charmey sorgte gestern kantonsweit für Gesprächsstoff. «Es macht einen wirklich traurig, ist aber auch keine Überraschung», sagte Staatsrat Olivier Curty (CVP). «Nach dem Audit im Jahr 2017 war klar, dass Charmey finanziell auf sehr wackligen Füssen steht.» Klar sei aber – auch im Kontext des am Montag präsentierten Schlussberichts der ­Arbeitsgruppe «Voralpen Vi­sion 2030» –, dass es ohne den Bau von Schneekanonen für die Freiburger Skigebiete in Zukunft schwierig werde und diese sich im Hinblick auf einen Ganzjahresbetrieb neu orien­tieren müssten. Pierre-Alain Morard, Direktor des Freiburger Tourismusverbands, bemerkte: «Wie alle spüre ich heute einen richtigen Stich im Herzen.» Die vier Rekurse gegen den Entscheid der Gemeindeversammlung seien tatsächlich der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht habe. Fürs Image von Charmey sei dieser Entscheid nun natürlich verheerend, aber der Tourismus im Tal müsse trotzdem weitergehen, mit den Bädern und der Hotellerie. Wichtig sei nun, dass es nicht zu lange dauere, bis die Besitzer der Bergbahnen eine neue Betreibergesellschaft finden würden. «Ich hoffe sehr, dass eine Lösung gefunden werden kann, damit die Bergbahnen in Charmey ihren Betrieb weiterführen können», sagte Philippe Menoud, Verwaltungsratspräsident der RMF AG. Denn Charmey stelle für ihn nach wie vor einen «sehr wichtigen Teil des Freiburger Tourismus mit einem enormen Entwicklungspotenzial für die Zukunft» dar. Für Claude Brodard, Verwaltungsratspräsident der Bergbahnen von La Berra und Grossrat (FDP, Le Mouret), stellt es «nach wie vor ein Rätsel» dar, wieso der Betrieb in Charmey finanziell nicht funktionierte. «Vermutlich waren die Bahnen tatsächlich überdimensioniert», vermutete auch Eric Châtelain, Vizedirektor der Monte-Pente de Corbetta AG in Les Paccots. «Insofern stellt dieser Konkurs keine Überraschung dar.» Es sei aber «sehr schade, dass dies so enden musste». Für Jean-Claude Schuwey, Syndic von Jaun und Verwaltungsratspräsident der Jaun-Gastlosen Bergbahnen AG, ist es «dramatisch, dass es so weit kommen konnte». Jetzt seien die Télégruyère AG und die RMF AG gefordert. Dass seine Bergbahnen unter diesem Konkurs leiden, glaubt er nicht. Vielmehr vermutet er, dass sich die Gäste von Charmey bei einer definitiven Schliessung auf die anderen Freiburger Skigebiete verteilen werden. Roger Schuwey, Jauner Gemeinderat und SVP-Grossrat aus dem Fang, ist da anderer Meinung: «Charmey brachte auch uns Gäste, und wenn die Berg­bahnen dort schliessen, ist das auch für uns nicht gut.» Er glaubt allerdings, dass sich vermutlich schon eine neue Betreibergesellschaft für Charmey finden lasse.

jcg

«Chez Dudu»

Nicole Niquille übernimmt Bergrestaurant

Diese Woche wurde angekündigt, dass das Bergrestaurant «Chez Dudu» in Charmey unabhängig von der Zukunft der Bergbahnen wiederbelebt werden soll. Es wird am 1. Juni von Nicole Niquille übernommen. Die 62-jährige ehemalige Bergführerin aus Charmey wurde 1994 beim Sammeln von Pilzen von einem Stein getroffen und lebt seither im Rollstuhl. 14 Jahre lang führte sie ein Restaurant am Lac de Taney in den Walliser Alpen. Mit ihrem Mann Marco Vuadens unterstützt Niquille eine Stiftung zu Ehren von Pasang Lhamu, der ersten nepalesischen Frau, die den Mount Everest bestiegen hatte und beim Abstieg ums Leben gekommen war. Die Stiftung eröffnete im Jahr 2005 am Fuss des Mount Everest das «Hôpital Pasang Lhamu & Nicole Niquille». Niquille ist Ehrenmitglied des Schweizer Bergführerverbands.

jcg

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