Autor: arthur zurkinden
Von einer sehr menschlichen Seite zeigte sich Claude Lässer, als er am Freitagabend dem Präsidenten des Grossen Rates, Pierre-André Page, und somit dem Freiburger Volk die Neujahrswünsche des Staatsrates überbrachte. So führte er die Finanz- und Wirtschaftskrise auf das verantwortungslose Handeln von geldgierigen Managern ohne Ethik zurück.
Das vergängliche Dasein
«Sind sich all jene, die mit ihren Spekulationen das Wohl ihrer Mitmenschen aufs Spiel setzen, überhaupt bewusst, wie vergänglich unser Dasein ist?» Er fragte sich auch, ob diese Leute nicht ein bisschen Respekt gegenüber der Schöpfung und eine gewisse Demut gegenüber dem immerwährenden Wunder des Lebens empfänden. «Und empfinden sie denn keinerlei Skrupel in Anbetracht der bescheidenen Mittel, die zur Bekämpfung von Armut, Hunger, Isolation und Not eingesetzt werden?», fuhr er fort.
Er konnte aber feststellen, dass unsere Gesetze auf einer ethischen Haltung basieren und Werte wie Solidarität, Respekt vor dem Nächsten, Pflichten gegenüber der Jugend und dem Alter nicht leere Worte sind. Claude Lässer ist sich aber auch bewusst, dass die sozialen Einrichtungen des Staates nicht ausreichen, um alle Not und alles Leiden, vor allem das seelische Leiden, zu lindern. «Unsere Mitmenschen, die in Armut kämpfen, schweren Krankheiten ausgesetzt sind, von einer familiären Tragödie betroffen oder isoliert sind, brauchen die Kontakte, das Mitgefühl und die moralische Unterstützung unserer Kirchen», betonte er und dachte dabei an die ersten Worte von Schuberts «Deutsche Messe»: «Wohin soll ich mich wenden, wenn Gram und Schmerz mich drücken? Zu Dir, zu Dir, o Vater, komm ich in Freud und Leiden.»
Nicht alles tolerierbar
Der Staatsratspräsident 2009 dachte in seiner Ansprache auch an die Integration der muslimischen Gemeinschaft: «Es versteht sich von selbst, dass diese Gemeinschaft Anrecht auf Religionsunterricht und eine spirituelle Unterstützung hat. Aber Elemente ihres Brauchtums, wie Zwangsheirat oder Sportverbot für Mädchen, können nicht toleriert werden.»