In den kommenden Tagen werden in der Stadt Freiburg einige Plakatwände zu einer kleinen Kunstgalerie: Zwischen den üblichen Werbeplakaten sind während zweier Wochen 21 Werke der Künstlerinnen und Künstler des Ateliers Creahm zu sehen. Die Aktion ist Teil des Jubiläumsprogramms zum zwanzigjährigen Bestehen des Ateliers, in dem geistig und körperlich beeinträchtigte Menschen arbeiten (die FN berichteten). Für das Projekt haben sie direkt auf Plakatpapier der Allgemeinen Plakatgesellschaft (APG) gemalt, so dass jedes Plakat ein Original-Kunstwerk ist. Der Nachteil: Werden die Plakate nach zwei Wochen wieder entfernt, werden auch die Kunstwerke zerstört. «Das gehört dazu», sagte Gion Capeder, Co-Leiter des Ateliers, am Dienstag vor den Medien. Die Werke seien aber fotografisch verewigt worden.
Ausstellung zum Jubiläum
Die Plakat-Aktion dient auch als Hinweis auf einen weiteren Jubiläumsanlass: Vom 9. bis zum 30. November findet in der Blue Factory in Freiburg eine grosse Ausstellung mit rund 150 Werken der Creahm-Künstlerinnen und -Künstler statt. «Die Ausstellung ist der Höhepunkt des Jahres», sagte Michel Jordan, Präsident des Trägervereins. «Wir wollen damit unsere Künstlerinnen und Künstler feiern, denn sie sind es, die das Atelier ausmachen.» Seit der Gründung 1998 sei es die Philosophie von Creahm, die Nutzerinnen und Nutzer des Ateliers als Künstler zu betrachten und nicht als Behinderte. «Uns interessiert das, was sie schaffen, nicht ihr Handicap.» Die Künstlerinnen und Künstler werden darum auch nicht von Sozialpädagogen oder Therapeuten betreut, sondern von professionellen Kunstschaffenden. Gion Capeder ist als Co-Leiter seit fünf Jahren engagiert, seine Kollegin Laurence Cotting seit zehn Jahren.
Achtzehn Künstler im Alter zwischen 24 und 61 Jahren nutzen derzeit das Atelier, das seit 2009 im ehemaligen Jugendhaus von Villars-sur- Glâne untergebracht ist. Es ist an drei Tagen in der Woche geöffnet; die meisten Künstler arbeiten ein- bis zweimal pro Woche hier. Mehr Personen kann das Atelier aus Kapazitätsgründen nicht aufnehmen, obwohl es eine Warteliste gibt. Die meisten Künstlerinnen und Künstler bleiben dem Atelier während Jahren treu; sechs von ihnen sind bereits seit der Gründung dabei. Insgesamt haben in zwanzig Jahren rund dreissig Personen von dem Angebot profitiert.
«Wir wollen zu den Leuten»
Die Ausstellung in der Blue Factory sei keine Retrospektive, sondern zeige das aktuelle Schaffen des Ateliers, sagte Laurence Cotting. Die meisten ausgestellten Werke seien im Verlauf des Jahres 2018 entstanden. Neben den Gemälden und Zeichnungen in verschiedenen Formaten und Techniken sind auch Ergebnisse des Projekts «Fuori Dentro» zu sehen, das seit 2012 Creahm-Künstler mit Berufskünstlern aus der Region zusammenbringt. Eine weitere Zusammenarbeit hat Creahm speziell für die Ausstellung mit der Berufsschule für Gestaltung Eikon lanciert: Drei Schüler haben kurze Filmporträts von je einem Künstler realisiert.
«Wir wollen mit der Ausstellung bewusst ins Stadtzentrum und zu den Leuten», betonte Laurence Cotting. «Wir wollen zeigen, dass diese Kunstform ihren Platz im kulturellen Leben der Stadt hat.» Darum gibt es während der Ausstellung auch verschiedene Veranstaltungen wie kommentierte Führungen auf Deutsch und auf Französisch sowie ein Theaterstück und ein «Café scientifique» (auf Französisch).
Ausstellung: 9. bis 30. November in der Blue Factory in Freiburg. Mo. bis Fr. 10 bis 22 Uhr, Sa. und So. 14 bis 17 Uhr. Infos und Rahmenprogramm: www.creahm.ch
Fernsehsendung: Am Mittwoch, 14. November, berichtet die SRF- Sendung «Kulturplatz» über das Atelier Creahm (22.25 Uhr auf SRF 1).
Zahlen und Fakten
Nach belgischem Vorbild entstanden
Das Atelier Creahm («Créativité et handicap mental») wurde 1998 in Freiburg nach dem Vorbild der gleichnamigen Institution im belgischen Lüttich gegründet. Seit 2009 ist es in Villars-sur-Glâne beheimatet. Das Jahresbudget von rund 150 000 Franken wird von den Beiträgen der Künstler und der Vereinsmitglieder, der Loterie Romande, dem Kanton Freiburg und privaten Sponsoren sowie durch den Verkauf von Werken gedeckt. Für die Jubiläumsausstellung haben verschiedene Geldgeber zusätzlich 25 000 Franken aufgebracht.
Zahlen und Fakten
Nach belgischem Vorbild entstanden
Das Atelier Creahm («Créativité et handicap mental») wurde 1998 in Freiburg nach dem Vorbild der gleichnamigen Institution im belgischen Lüttich gegründet; 2009 zog es nach Villars-sur-Glâne. Das Jahresbudget von rund 150 000 Franken wird von den Künstlern und Vereinsmitgliedern, der Loterie Romande, dem Kanton Freiburg und privaten Sponsoren gedeckt. Für die Jubiläumsausstellung haben verschiedene Geldgeber zusätzlich 25 000 Franken aufgebracht.