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«Cro und Rammstein kennen fast alle»

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Wer an diesem Morgen einen Schüler mit «Guten Tag» grüsst, erhält ein freundliches «Guten Tag» zurück–und auch andere deutsche Floskeln sind zu hören, wenn ein Lehrer auf einen Schüler trifft. Ungewohnte Szenen in der Orientierungsschule in Avry-sur- Matran: Im Moment findet hier die «Deutschwoche» statt, im ganzen Schulhaus wird für einmal wenn immer möglich deutsch gesprochen. Alle Lehrer sind angehalten, ihren Unterricht eine Woche lang auf Deutsch zu erteilen oder zumindest deutsche Aspekte einzubauen. Wie ein Schulbesuch zeigt, funktioniert das wunderbar–und findet Anklang.

 Besuch im Sportunterricht

«Sicherheit geht vor», sagt Sportlehrerin Christel Bossy–die Instruktionen zur Kletterwand erteilt sie deshalb auf Französisch. «Los!», heisst es dann aber, und die wendigen Neuntklässlerinnen kraxeln in die Höhe. Komplimente im Sportunterricht kommen auch auf Deutsch gut an: «Bravo, das ist perfekt», kommentiert Bossy immer wieder.

Musiklehrerin Dariane Savioz gibt ihrerseits zu, Deutsch sei nicht ihr Ding, deshalb unterrichte sie in ihrer Muttersprache. Gesungen werden in dieser Woche für einmal aber deutsche Lieder. «Ich habe im Internet welche suchen müssen, denn im offiziellen Lehrmittel gibt es leider nur ein einziges, und das ist ausserdem auf Schweizerdeutsch», sagt sie–und fügt hinzu, das sei eigentlich ein Unsinn in einem mehrsprachigen Land.

Dann stimmt die Klasse «Wolke 4» an, einen Song des Berliner Musikers Philipp Dittberner. Den Text des rhythmischen Lieds hat die dritte Sekundarklasse sofort drauf, die Sprache scheint keine Hürde zu sein. Lehrerin Savioz sagt nach der Stunde, sie sei erstaunt, wie viel deutsche Musik ihre Schüler in der Freizeit hörten. «Den Rapper Cro oder Bands wie Rammstein und Tokio Hotel kennen fast alle.»

Auch Lehrer machen Fehler

 Yvan Girard ist der Direktor der Orientierungsschule des westlichen Saanebezirks. «Die Lehrer reagierten positiv auf diese Idee», sagt er beim Gespräch in seinem Büro. «Alle machen auf ihre Art mit.» Evelyne Brülhart, Deutschlehrerin und Initiantin der Immersionswoche, ergänzt: «Die Schüler erhalten einen völlig neuen Blick auf ihre Lehrer.»Gewisse Lehrer seien nämlich nicht wirklich sattelfest in Deutsch, versuchten abertrotzdem, ihre Stunden in der Fremdsprache zu halten. «So kann es schon mal vorkommen, dass die Schüler dem Lehrer helfen.»

Die Deutsch-Intensivwoche findet in Avry-sur-Matran schon zum fünften Mal statt–immer mit einem anderen Konzept: Letztes Jahr produzierten die einzelnen Klassen zum Beispiel Radiobeiträge auf Deutsch, die den anderen Klassen dann vorgespielt wurden. «Das Deutsche ist ein Teil unseres Schullebens geworden», so Brülhart.

Und das Projekt zeigt Erfolg: Wer bei der dritten Progymnasialklasse in die Runde fragt, stellt fest, dass ein grosser Teil der Schüler das Kollegium zweisprachig machen möchte. «Das Interesse für Sprachaufenthalte ist ebenfalls gestiegen», stellt Lehrerin Brülhart fest. Zwei Auszeichnungen hat die Orientierungsschule für ihr Engagement bereits erhalten: zum einen das Europäische Sprachensiegel, zum anderen einen Preis im Rahmen des diesjährigen kantonalen Zweisprachigkeitstags.

Deutsch am Mittagstisch

Sogar in der Mittagspause in der Mensa geht das Deutsch-Intensivprogramm noch weiter: Evelyne Brülhart hat ein knappes Dutzend Mädchen zusammengetrommelt, die auch amMittagstisch deutsch sprechen möchten. Und tatsächlich: Es ist effektiv kaum je ein französisches Wort zu hören–in aller Selbstverständlichkeit reden die Schülerinnen auf Deutsch über das, was Mädchen in ihrem Alter beschäftigt. «Deutsch macht Spass», sagt eine Schülerin. «Deutsch ist wichtig, vor allem für uns hier in Freiburg», ergänzt ihre Kollegin. Alle sind sich einig, dass diese Intensivwoche hilft, in der Fremdsprache Fortschritte zu machen.

Sogar die Mensa passt sich an: Jeden Tag steht ein deutsches Gericht auf dem Menüplan–heute ist es Forelle mit Senfsosse, Kartoffelstock und Rotkohl. Ein Blick in die Teller der Schüler zeigt jedoch: Mindestens in Sachen Essen haben die Italiener noch eine Nasenlänge Vorsprung auf die Deutschen–das Alternativmenü, Spaghetti mit Sosse nach Wahl, verkauft sich deutlich besser. «Vielleicht wird das morgen anders sein», sagt Deutschlehrerin Brülhart mit einem Schmunzeln–dann gebe es nämlich Currywurst.

Zur Schule

Die OS Saane-West führt auch Bilingue-Klassen

Die zweisprachige Ausbildung hat sich an den Freiburger Kollegien bereits etabliert. In den Orientierungsschulen ist der zweisprachige Unterricht jedoch noch eine Seltenheit. Die OS Saane-Land in Avry-sur-Matran spielt hier eine Vorreiterrolle: Seit 2012 gibt es ein Pilotprojekt mit Bilingue-Klassen. Achtklässler, die einen gewissen Notenschnitt erreichen, können sich für den zweisprachigen Unterricht im neunten Schuljahr, also im letzten OS-Schuljahr, anmelden. Einzelne Fächer werden dann auf Deutsch erteilt, so zum Beispiel Zeichnen, Hauswirtschaft und Sport; vereinzelt werden auch Freifächer auf Deutsch angeboten. «Insgesamt entspricht dies einem Pensum von etwa zehn Wochenstunden in der Zweitsprache», erklärt OS-Direkor Yvan Girard. Im aktuellen Schuljahr werden erstmals zwei neunte Klassen bilingue geführt–je eine Progymnasial- und eine Sekundarklasse. Das Angebot scheint beliebt zu sein: «Wir mussten mehrere Anmeldungen zurückweisen», so Girard.ko

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