Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

«Da besteht die Gefahr, dass es dich erschlägt»

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Stefan Zbinden, was kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie an Ihr erstes Eidgenössisches zurückdenken?

Ich weiss noch, wie beeindruckt ich war, in das Stadion einzulaufen und zum ersten Mal eine solche Kulisse zu sehen. Es war zwar noch nicht alles so riesig wie heute. Aber ich war ein siebzehneinhalb-jähriger Jungspund, als ich 1995 in Chur an meinem ersten Eidgenössischen teilnahm. Die Kulisse war eindrücklich, da besteht die Gefahr, dass es einem erschlägt. Ich hatte definitiv Gänsehaut.

 

 Insgesamt haben Sie an sechs Eidgenössischen teilgenommen. Welches ist Ihre schönste Erinnerung?

Ich habe viermal den Kranz gewonnen. Die Erinnerung an jeden dieser Kränze ist schön. Ein spezieller Moment war, als ich 1995 als derart junger Schwinger überraschend gleich den Kranz holte. Mein speziellstes Erlebnis hatte ich jedoch 1998 in Bern. Damals war ich bis zum siebten Gang stets unter den ersten zwei, drei Schwingern und konnte mit dem späteren Schwingerkönig um den Schlussgang schwingen.

 

 Und Ihre schlechteste Erinnerung?

Die beiden Eidgenössischen, an denen ich keinen Kranz geholt habe. 2001 in Nyon fehlte mir das berühmte Vierteli zum Kranz. Ich brach mir am Sonntagmorgen den Zeh, habe trotzdem noch dreimal gewonnen und dennoch den Kranz verpasst. Das war ziemlich bitter damals. Und in Frauenfeld verlor ich 2010 den entscheidenden Kampf um den Kranz. Das sind Niederlagen, die wehtun, schliesslich arbeitet man immer sehr lange auf diese Feste hin.

 

 Welches sind die grössten Unterschiede zwischen einem normalen Fest und einem Eidgenössischen?

Der allergrösste Unterschied ist, dass das Eidgenössische über zwei Tage geht. Du kannst bis zu acht Gänge schwingen, das ist körperlich eine Herausforderung. Je älter du wirst, desto mehr zehrt das an Dir. Aber es ist auch in mentaler Hinsicht etwas Anderes, du musst immer dranbleiben und darfst nicht zu früh den Kopf in den Sand stecken. Wenn du an einem normalen Schwingfest die ersten beiden Gänge verlierst, bist du schon so gut wie weg. Wenn du am Eidgenössischen zwei Kämpfe verlierst, muss das noch nichts heissen. Schwingerkönig wirst du dann natürlich nicht mehr, aber einen Kranz kannst du immer noch holen.

 

 Die Schwinger bereiten sich monatelang, fast schon jahrelang auf ein Eidgenössisches vor. Wie fühlen sich die letzten Tage vor dem Fest an?

Ich habe in der letzten Woche vor einem Eidgenössischen jeweils nicht mehr trainiert. Meistens ging ich noch einmal in die Massage und spielte mit andern Schwingern Minigolf. Es ist wichtig, abzuschalten, denn die Nervosität nimmt in der letzten Woche extrem zu.

 

 Haben Sie einen Tipp an die Schwinger, die zum ersten Mal an einem Eidgenössischen teilnehmen?

Sie sollen in der Woche vor dem Fest ein wenig vom Schwingen wegkommen, mal ins Kino gehen oder so. Sonst beginnst du zu hyperventilieren. Ein bisschen Nervosität ist gut, aber wenn du zu nervös bist, blockiert es dich. Das gilt später auch für das Fest selbst. Die Jungen sollen sich nicht von der Kulisse hemmen lassen, sondern das Drum und Dran in diesem Moment beiseiteschieben.

 

 Und wie schafft man es, das beiseitezuschieben?

Das schafft nicht jeder. Es gibt viele Schwinger, die das Zeug zum Eidgenossen gehabt hätten und den Kranz trotzdem nie geholt haben. Mentales Training könnte vielleicht helfen. Um ein wenig die Angst zu verlieren, sollte man sich auch ins Bewusstsein rufen, dass das Niveau etwa bei einem Bergkranzfest höher ist. Natürlich hast du bei einem Eidgenössischen die besten Schwinger dabei. Aber du hast vielleicht 300 Schwinger, während du bei einem Bergkranzfest 90 Topschwinger hast. Deshalb ist das Niveau an einem Bergfest eigentlich höher. An einem Eidgenössischen hast du eher einmal einen leichten Kampf.

 

 Wie ist die Nacht vor einem Eidgenössischen?

Mir war es immer wichtiger, zwei Tage vor dem Fest gut zu schlafen. Denn klar, am Tag davor habe ich nie gut geschlafen. Wenn du nervös bist und weisst, dass du früh aufstehen musst und eigentlich schlafen solltest, ist es natürlich schwierig, Schlaf zu finden. Aber wenn du dich in den Tagen davor gut erholen konntest, sollte das kein Problem sein.

 

 In Estavayer gehören Sie zum Betreuerteam des Südwestschweizerischen Verbandes. Welches ist Ihre Aufgabe?

Ursprünglich war nicht geplant, dass ich Betreuer bin; ich springe ein, weil Frédéric Berset, der eigentlich Betreuer gewesen wäre, selbst wieder zu schwingen begonnen hat. Deshalb werde ich nun in Estavayer gemeinsam mit mit Benoît Zamofing auf dem Schwingplatz als Betreuer vor Ort sein.

 

 Wie werden Sie versuchen, den Schwingern zu helfen?

Ich will sie so gut wie möglich unterstützen. Es geht darum, am Sägemehlrand zu sitzen und während des Kampfes Tipps reinzurufen. Von aussen siehst du manchmal besser, was zu tun ist. Während des Kampfs merkst du manchmal vor lauter Adrenalin nicht mehr, dass du zum Beispiel etwas machst, das vier, fünf Mal nicht funktioniert hat. Wenn dir dann jemand von aussen zuruft, mal etwas anderes zu versuchen, kann das nützlich sein.

 Was trauen Sie den Freiburgern zu?

Zwischen zwei Kränzen und gar keinem liegt alles drin. In den letzten Schwingfesten gab es einige gute Resultate, die eine oder andere positive Überraschung aus Freiburger Sicht. Hinzu kommt noch Michael Nydegger, der das Zeug zum Kranz definitiv hat, auch wenn er leider immer noch mit seinen Verletzungen zu kämpfen hat. Bei ihm liegt zwischen einem Kranz und einem Ausscheiden nach vier Gängern alles drin. Genau wie bei Benjamin Gapany. Der ist sicher gut in Form, aber er ist 20-jährig und war noch nie an einem Eidgenössischen. Ich denke, wenn wir Freiburger einen Kranz holen, müssen wir in die Hände klatschen und zufrieden sein.

 

 Zuletzt hatte man das Gefühl, dass es mit dem kriselnden Südwestschweizer Verband wieder leicht bergauf geht.

Ja, es gibt einige Talente, nicht nur in Freiburg, sondern auch im Waadtland. Die sind zum Teil 17, 18, 19 Jahre alt. Wenn sie dranbleiben, gibt es sicher wieder bessere Zeiten für den Verband. Die Frage ist natürlich, ob es bereits für Estavayer reicht. Estavayer kommt drei Jahre zu früh.

Ist das einfach Pech oder hat der Verband in der Vergangenheit schlecht geplant?

Ich denke, es ist Pech. Es gab immer Talente, aber die Talente, die vor drei, vier Jahren da waren, gingen lieber ein bisschen in den Ausgang oder unternahmen andere Dinge. Geschwungen haben sie nur so nebenbei und nicht ganz so intensiv wie notwendig. Die momentane Generation der 16- bis 20-Jährigen ist wieder verbissener und bereit, mehr Zeit zu investieren.

 

 Trauen Sie nebst Nydegger und Gapany noch weiteren Freiburgern einen Kranz zu?

Marc Guisolan hat beim Schwarzsee-Schwinget gezeigt, dass er für Überraschungen gut ist. Steven Moser darf man auch nicht vergessen, auch wenn man zunächst einmal schauen muss, wie er von seiner Verletzung zurückkommt.

 

 Sie sind vor vier Jahren zurückgetreten. Hat sich der Schwingsport seither bereits verändert?

Im Sägemehl hat sich nichts geändert. Verändert hat sich in erster Linie das Drumherum. Für meinen Geschmack wird es langsam aber sicher ein bisschen zu viel. Alles muss immer grösser werden. Deshalb braucht es auch immer mehr freiwillige Helfer. Wenn es so weitergeht, wirst du die Feste irgendwann nicht mehr mit freiwilligen Helfern durchführen können. Auch Sponsoring und Werbung haben extrem zugenommen. Das Problem ist, dass dadurch eine Zweiklassengesellschaft entsteht. Auf der einen Seite die ganz guten, die nebenbei kaum noch arbeiten. Auf der anderen Seite der Rest. Da die Sponsorensuche in der Westschweiz, wo der Schwingsport weniger populär ist, schwieriger ist, ist die Entwicklung für uns wohl nicht so gut.

 

 Auch beim Eidgenössischen wird das Drumherum mit den vielen Festzelten immer wichtiger …

Das ist so. Natürlich kannst du viel Geld verdienen, dich zeigen. Für die Westschweiz ist Estavayer sicher nicht schlecht, es kann den Sport in der Region vielleicht pushen. Aber meiner Meinung nach wird tatsächlich alles allmählich ein wenig «z’grüselig». Aber kleiner kann man es wohl nicht mehr machen, wenn du einmal eine gewisse Grösse erreicht hast, ist es schwierig, wieder zu redimensionieren.

Meistgelesen

Mehr zum Thema