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Das Arbeitsjournal ist seine Bibel

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Wenn im Westen Freiburgs der Verkehr stockt, dann schiebt sich der Schleichverkehr oft an Jean-Pierre Siggens Haus im Vignettaz-Quartier vorbei. Siggen wohnt in einer Tempo-30-Zone, und eigentlich beginnt er den Tag gerne gemächlich. Seine Frau Paulette, eine ausgebildete Übersetzerin, verabschiedet ihn im Vorgarten. Manchmal führt Siggen eines der drei Kinder zum Lehrbetrieb, manchmal macht er sich auch zu Fuss auf den Weg. Vom beschaulichen Quartier her entlang der viel befahrenen Avenue du Midi, unterirdisch durch den Busbahnhof, über den Bahnhof-Vorplatz, an der Post vorbei und unterhalb des Bürgerspital bis zum Sitz des Freiburgischen Arbeitgeberverbandes an der Spitalgasse: rund 20 Minuten Fussmarsch, während denen sich der 51-Jährige im Kopf auf den bevorstehenden Arbeitstag vorbereitet. Immer dabei hat Jean-Pierre Siggen sein schwarzes Arbeitsjournal. «Meine Bibel», wie er sagt. Handschriftlich trägt Siggen darin seine Termine ein, macht sich Notizen aus Gesprächen und Sitzungen, führt eine To-do-Liste, und wenn etwas erledigt ist, dann streicht er das entsprechende Geschäft mit einem präzisen Querstrich. Seit Amtsbeginn als Direktor des Freiburgischen Arbeitgeberverbandes führt Siggen sein schwarzes Arbeitsjournal. Jeder vollgeschriebene Band ist abgelegt und griffbereit.

In diesen Wochen wechseln sich in Siggens «Bibel» geschäftliche und politische Termine munter ab: am Morgen der Termin mit dem Journalisten, dann eine Sitzung mit Vertretern der Metallunion, am Nachmittag ein Führungsgespräch am Sitz der Arbeitgeber, ein Geschäft mit dem Geschäftsführenden der Sozialversicherungen, später ein Termin mit einem Keystone-Fotografen und am Abend eine Versammlung der Partei.

Beruf und Politik liessen sich als Direktor des Arbeitgeberverbandes nicht trennen, ist sich Jean-Pierre Siggen bewusst. Aus diesem Grund sitzt der Stadtfreiburger seit 2006 für die Christlichdemokratische Volkspartei (CVP) im Grossen Rat; seit 2009 ist er ihr Fraktionspräsident. «Politisches Lobbying gehört zu meinem Job als Arbeitgeberdirektor.» Für den Verband nehme er an zahlreichen Vernehmlassungen teil, und diese wolle er im Grossen Rat weiter begleiten. Bereits Siggens Vorgänger waren als Arbeitgeberdirektoren politisch aktiv: Armin Haymoz im Grossen Rat, und Ferdinand Masset wurde gar Staatsrat. Ein Ziel, das nun auch Siggen anstrebt. Zudem: Siggens Vizedirektor beim Verband, Daniel Bürdel, ist erster Ersatzkandidat für den Grossen Rat auf der Liste der CVP Sense.

Politik und Wirtschaft waren bereits bei seiner ersten Arbeitsstelle beim Schweizerischen Gewerbeverband (SGV) eng verknüpft. Siggen amtierte dort als Vizedirektor. Der damalige SGV-Präsident und Zuger CVP-Ständerat Markus Kündig suchte gezielt nach einem welschen Ökonomen aus seiner Partei. Der gebürtige Walliser Siggen aus einer CVP-Familie passte ins Profil. Parteipolitisch war Siggen damals noch nicht sonderlich aktiv, doch Kündig sollte für ihn politisch ein Vorbild werden. Als die Liebe Siggen nach Freiburg führte, trat er auch der CVP der Stadt Freiburg bei.

Beim SGV hatte Siggen mit Exponenten der anderen bürgerlichen Parteien zu tun. Das Präsidium und die Direktion wechseln turnusgemäss zwischen FDP, CVP und SVP. Siggen hatte damals viel Kontakt mit KMU-Chefs aller drei bürgerlichen Parteien, aber auch mit Vertretern der Sozialpartner, wie Serge Gaillard vom Schweizerischen Gewerkschaftsbund. Diese Konstellation trifft Siggen auch heute beim Arbeitgeberverband immer wieder an. Deshalb wehrt er sich auch gegen das Bild des «harten Rechten», das die Freiburger Linken von ihm zeichnen. Sein Motto für den Wahlkampf, «Mit Herz und Vernunft», sieht Siggen als eine Antwort auf diese «Karikatur», wie er es nennt. «Ja, ich bin ein Vertreter der Wirtschaft», so Siggen. Aber das seien andere Grossräte der CVP auch. Die CVP Freiburg stehe etwas rechter als die CVP Schweiz, deshalb mache für ihn das Wahlbündnis mit der FDP und der SVP Sinn. Er führe aber auch gute Verhandlungen mit den Gewerkschaften. Dabei gehe es um reale Probleme aus der Arbeitswelt. Weniger Verständnis hat er für den politischen Gegner. Die linken Parteien politisieren aus seinem Blickwinkel «zu ideologisierend». Diese Sichtweise sah er bei politischen Geschäften bestätigt, bei denen er sich besonders exponierte: Ladenöffnungszeiten oder Steuersenkungen. Dass die vom Parlament genehmigten Steuersenkungen schuld an den nun zu ergreifenden Sparmassnahmen sein sollen, lässt Siggen nicht gelten: «Wer jedes Jahr mit 100 Millionen Franken Plus abschliesst, muss die Steuern senken.»

Jean-Pierre Siggen war insgesamt acht Jahre beim SGV, dann wurde er Berater für die Bundesräte Flavio Cotti und Joseph Deiss. Die Rückkehr nach Freiburg zum Gewerbeverband vor 13 Jahren habe für ihn dennoch keinen Rückschritt dargestellt: «Das sieht vielleicht auf dem Papier so aus. Aber ich hatte vorher nie eine Führungsstellung. Hier aber bin ich Direktor. Ich bin verantwortlich dafür, dass unser Haus vorankommt.»

Mit 51 Jahren sieht Jean-Pierre Siggen nun die Zeit gekommen für einen weiteren Wechsel. So gesehen komme die Ersatzwahl für den Sitz von Isabelle Chassot für ihn gerade zum richtigen Zeitpunkt. Den Schritt in die Kantonsregierung wollte Jean-Pierre Siggen bereits 2006 wagen. Im ersten Wahlgang war er Viertklassierter von vier CVP-Kandidaten; auf den zweiten Wahlgang verzichtete er deshalb. Als Niederlage sieht er das damalige Wahlergebnis nicht.

Siggen weist darauf hin, dass er im ersten Wahlgang am siebtmeisten Stimmen erhielt, aber in Achtung des «Geistes von Tafers» seine Kandidatur zurückzog. Für den zweiten Wahlgang verweigerte Siggen damals Georges Godel seine schriftliche Unterstützung, und er gab ausserdem unmittelbar danach das Vizepräsidium der CVP Freiburg ab. Als schlechter Verlierer lässt sich Siggen dennoch nicht darstellen: «Die schriftliche Unterstützung Godels stimmte für mich formell nicht. Und das Vizepräsidium hätte ich schon eher abgeben müssen, weil es sich mit einer Kandidatur nicht vereinbaren lässt.»

Für die jetzige Ersatzwahl sieht Jean-Pierre Siggen die Ausgangslage ganz neu. «Durch meine Rolle als Grossrat und Fraktionschef habe ich meinen politischen Weg gemacht. Man kennt mich und meine Position. Ich riskiere etwas, stecke auch ein.» Steiert sei als Gegenspieler ein «Schwergewicht», anerkennt Siggen. Er erwartet einen harten Wahlkampf. Unter hart versteht er aber nicht schmutzig: «Wir sind beides politisch anständige Gegner.» Hart sei der Wahlkampf vielmehr, weil Druck auf den Kandidaten laste: «Die Leute sagen, es gehe um die Zukunft des Kantons. Wenn die Regierung nach links kippe, komme es zu einer Blockade.» Siggen glaubt aber nicht, dass eine solche Konstellation längerfristig Bestand haben würde: «Die Wähleranteile, zwei Drittel rechts und ein Drittel links, haben sich seit langem nicht verändert.»

Man kennt mich und meine Position. Ich riskiere etwas, stecke auch ein.

Jean-Pierre Siggen

Staatsratskandidat CVP

Zur Person

Jean-Pierre Siggen, CVP, 51

Jean-Pierre Siggen ist am 1. Juni 1962 in Sitten geboren. Nach dem Studium der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften an der Universität Lausanne wurde er Verbandssekretär und Vizedirektor beim Schweizerischen Gewerbeverband. In dieser Zeit zog er nach Freiburg. 1997 bis 1999 arbeitete er als Berater für Wirtschafts- und Sozialfragen für Bundesrat Flavio Cotti und bis 2000 als Berater für Bundesrat Joseph Deiss. Seit 2000 ist Siggen Direktor des Freiburgischen Arbeitgeberverbandes. Der Vater dreier Kinder war Freiburger Generalrat, Präsident der CVP Stadt und Vize-Kantonalpräsident. 2006 wurde er in den Grossen Rat gewählt, seit 2009 ist der Fraktionschef. Siggen sitzt in mehreren Verwaltungsräten.uh

«Typisch jung» fragt: Was dem Wahlvolk der Zukunft unter den Nägeln brennt

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Wo steckt das grösste Entwicklungspotenzial bei den erneuerbaren Energien?

In der Wasserkraft, speziell im Kanton Freiburg. Im Wallis wurden Staudämme erhöht; bei den zwei Staumauern in Freiburg wurde das nicht gemacht. Vielleicht ist auch mit Turbinen neuster Technik noch mehr herauszuholen.

Wo sehen Sie Verbesserungsmöglichkeiten im Bildungswesen?

Bei Sprachaustauschen. Ich habe eine Motion deponiert, damit Lehrlinge ein anerkanntes Lehrjahr in einer anderen Sprachregion absolvieren können. Es gibt eine schweizerische Plattform, von der man nicht viel hört. In Freiburg hatten wir den Vorstoss mit der Immersion, danach aber ist es eingeschlafen. Jetzt braucht es neue Vorschläge.

Wie soll die Zweisprachigkeit in naher Zukunft gefördert werden?

Als Französischsprachiger lernt man nur Hochdeutsch, nicht aber Schweizerdeutsch. Warum wird in der Schule kein Schweizerdeutsch unterrichtet? Zum Beispiel als Wahlfach? Das Material dazu existiert. Auch Kenntnisse der jeweils anderen Kultur gehören nicht zum heutigen Unterricht. Wir studieren Schiller und Goethe, aber das ist nicht wirklich schweizerische Kultur.

Was sagen Sie zum Vorwurf, in Freiburg sei nichts los, es brauche mehr Kulturanlässe für Jugendliche?

Dieser Vorwurf ist ein bisschen hart. Es gibt ein grosses Angebot mit vielen Anlässen, die auch interkulturell sind. Alle Regionen haben ihr Kulturangebot ausgebaut. Oft bleiben aber die Freiburger Kulturschaffenden an ihrem Ort. Da ist die Mobilität nicht sehr ausgeprägt. Diese müsste man fördern.

Wie ist der Umweltschutz zu fördern?

Umweltschutz ist zuerst eine Gewohnheit der Leute: ein Reflex, den man sich angewöhnen muss. Zum Beispiel der Abfall beim Valete, was da alles am Boden liegen bleibt: Jugendliche können nicht sagen, es fehle an Abfallkübeln. Es fehlt am Bewusstsein. Man kann Stunden über Umweltschutz oder Klimaerwärmung reden. Aber am Ende der Debatte wirft man sein Papier einfach auf den Boden. Man muss selber als gutes Beispiel vorangehen. bearbeitet von uh

Serie Staatsratswahl

Drei Kandidaten für die Chassot-Nachfolge

Die Freiburger Nachrichten porträtieren jeweils am Samstag die drei Bewerber um den Staatsratssitz von CVP-Erziehungsdirektorin Isabelle Chassot. Dabei gehen wir nach dem Alphabet vor. Nach dem Unabhängigen Alfons Gratwohl letzte Woche folgt heute Jean-Pierre Siggen (CVP) und schliesslich nächste Woche Jean-François Steiert (SP).fca

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