Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

«Das Armenkapitel hat in Schwarzenburg einige Verse mehr als an anderen Orten»

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Marc Kipfer

Bevor auf der Schlossmatten in Schwarzenburg 1892 das erste Spital eröffnet wurde, gab es für Kranke und Pflegebedürftige eine «Nothfallstube». Das traditionelle Altjahrsblatt der Volkshochschule Schwarzenburg widmet seine aktuelle Ausgabe dieser Krankenstation, die vor allem der armen Bevölkerung als Zufluchtsort diente. Die in der Broschüre aufgeführten historischen Belege stammen zum grössten Teil aus dem Staatsarchiv des Kantons Bern.

Originalaufnahmen aus der Nothfallstube Schwarzenburg konnte die Herausgeberin Jacqueline Flückiger nicht finden. Das Büchlein zeigt aber Abbildungen historischer Dokumente, Illustrationen aus der Gemeinde und stimmungsvolle Fotografien aus der Zeit des Bestehens der Krankenstube.

Tierarzt pflegte Menschen

In einem umfangreichen Briefwechsel zwischen der Betriebskommission der «Nothfallstube» und der kantonalen Direktion des Gesundheitswesens finden sich neben allerlei trockener Fakten auch amüsante Geschichten. So liess sich einmal ein behandelnder Arzt alters- und krankheitshalber längere Zeit durch seinen Sohn, einen Tierarzt, vertreten.

Aus anderem Grund sorgte auch schon der erste Arzt der Nothfallstube für Diskussionen. Er forderte statt eines Lohns von jährlich 140 Franken deren 400. Der Regierungsstatthalter beschwerte sich, der Arzt wolle wohl lieber auf der faulen Haut liegen. Darauf gab der Arzt klein bei, aber nur um wenig später 500 Franken im Jahr zu fordern.

Keine reichen Patienten

Im Gegensatz zu heute übernahmen Gemeinde und Kanton damals die Kosten für Verpflegung und Behandlung. Erst gegen Ende des Bestehens der Krankenstube kamen ab und zu Patienten für wenigstens einen Teil der Kosten auf. Vermögende Leute liessen sich allerdings kaum in der Nothfallstube behandeln. Zeitweise wurde über die Verhältnisse der Patienten Buch geführt. Im letzten Quartal 1866 zum Beispiel war nur gerade einer der 27 Patienten «nicht arm», fünf waren «notharm» und 21 «arm».

Das Armenkapitel habe in Schwarzenburg ein paar Verse mehr als in manchen anderen Orten, schrieb zu dieser Zeit der Sekundarlehrer J. J. Jenzer. Liebloser Spott nenne dieses Amt das «bernersche Irland».

In der Nothfallstube erhielten die Kranken immerhin drei Mal täglich eine Suppe – abends mit Halbweissbrot, mittags zusätzlich mit Fleisch und Gemüse.

Mehrmals umgezogen

Wo die Nothfallstube in ihren Anfängen untergebracht war, lässt sich nicht mehr zurückverfolgen. Es wird vermutet, dass sie zuerst im «Präter» eingerichtet war, dem ältesten Schulhaus im Dorf, das aber nur bis 1820 als solches benutzt und später abgerissen wurde. Die Nothfallstube entstand Ende 1849. Zwölf Jahre später ist ihre Existenz erstmals im Schwirrenhaus belegt, wo es zuvor eine Uhrmacherschule gegeben hatte. In den darauffolgenden Jahrzehnten wechselte sie noch zwei weitere Male ihren Standort.

Meistgelesen

Mehr zum Thema