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Das Büro mit der schönsten Aussicht

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Helene Soltermann

«The Boss» steht auf einer Plakette geschrieben, die am Fenster von Pierre Tschachtlis Büro hängt. «Ohne Tschachtli läufts nichts in Murten», sagt der 62-jährige Hafenmeister. Mit Tschachtli läuft es bereits eine ganze Weile: Seit 16 Jahren ist er Meister über den Hafen von Murten.

Tschachtlis Büro ist kein normales Büro. Es ist ein kleines Häuschen an bester Lage direkt am Hafen. «Ich sehe alles», sagt er, während er an seinem Büro hinter der Fensterfront sitzt und auf den Murtensee blickt. Tschachtli sieht nicht nur, wer an- und ablegt, er überblickt den See bis hin zur Mündung des Broyekanals. Über dem Schreibtisch sorgt ein Ventilator für Abkühlung, daneben steht eine Kaffeemaschine. «Damit verwöhne ich meine Gäste», sagt Tschachtli.

Mit der Gabel gegen Gras

Der Anblick von Tschachtlis Arbeitsplatz erinnert zwangsläufig an Ferien. Doch der Hafenmeister ist nicht am See, um Ferien zu machen. Sein heutiger Arbeitstag hat bereits um 5.30 Uhr begonnen. Eine Stunde lang fischte er mit einer Gabel Seegras aus dem Wasser. «Das Seegras muss weg, sonst verwickelt es sich in den Schiffsschrauben», sagt er mit der Gabel in der Hand und den Flip-Flops an den Füssen.

Nachdem er den Hafen vom Seegras befreit hat, gönnt er sich erst einmal einen Kaffee. Viel Zeit hat er nicht, sein erster Segelschüler steht punkt acht Uhr am Hafen. Tschachtli ist nicht nur Hafenmeister, sondern gleichzeitig auch Segel- und Motorboot-Fahrlehrer. Zurück von der Fahrstunde auf dem Wasser, wartet bereits ein Motorbootfahrer vor Tschachtlis Büro, der seinen Aufenthalt zahlen will. In Murten hat es nicht nur Dauerparkplätze für Boote, auch Gäste legen hier an. Tschachtli wechselt im Büro seine Sonnen- gegen die Lesebrille, schreibt die Quittung und kassiert ein. Ein Anlegeplatz kostet pro Nacht zehn Franken, dazu kommen Gebühren für die Benützung von Dusche und WC.

Begehrte Bootsplätze

Erreichbar ist der Hafenmeister praktisch immer – ausser über Mittag. Dann nämlich macht Tschachtli eine «gepflegte Siesta». «Ich arbeite dann, wenn es mich braucht», sagt er. Und brauchen tut es ihn im Hafen von Murten immer wieder. Sein Natel – welches aus praktischen Gründen wasserdicht ist – klingelt ständig. Einmal erkundigt sich ein Herr nach einem Dauermietplatz für sein Boot. «Diese Plätze sind begehrt, aber schwer erhältlich, weil sie meistens in der Familie vererbt werden», erklärt Tschachtli. Interessierte kommen zuerst einmal auf eine Warteliste. Der Hafenmeister ist konsequent: «Extrawürste gibt es bei mir keine.» Dies glaubt man ihm sofort, denn dem Anrufer hat er gerade klar gemacht, dass auch er auf die Warteliste muss.

Steine ins Wasser setzen

Der nächste Anruf kommt vom anderen Ende des Hafens. Bei seinem Bootsparkplatz sei die Kette nicht mehr an der Boje, meldet ein Bootsfahrer. Und schon steigt Tschachtli auf sein Motorboot und eilt zu Hilfe. Mit einem langen Stab stochert er im Wasser herum und sucht nach der gesunkenen Kette, nebenbei redet man über den flüchtigen Bootsführer auf dem Bielersee. Der Hafenwart lässt sich gerne auf einen Schwatz ein, und in Murten kennt man ihn: Ob im Boot oder am Ufer, jeder hebt die Hand zum Gruss. Tschachtli findet die Kette nicht mehr, er verspricht dem Bootsfahrer, einen neuen Stein zu setzen. Übersetzt heisst dies: Tschachtli wird einen ausbetonierten, 80 Kilogramm schweren Autopneu mit einer befestigten Kette ins Wasser lassen – so kann das Boot wieder angemacht werden.

Bis um sieben Uhr ist Pierre Tschachtli immer irgendwo am Hafen von Murten anzutreffen. Meistens ist er sogar länger dort. Mit einem Glas Wein und einer Zigarette geniesst er den Sommerabend vor seinem Büro «mit der schönsten Aussicht von ganz Murten». Es kann ja sein, dass noch später ein Gast an «seinem» Hafen anlegen will.

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