Autor: Marcel Crottet
Murten Das Konzert in der Deutschen Kirche Murten wurde am Samstag mit zwei Orchestermotetten von César Franck eröffnet. Das Quare fremunt, ein erster Höhepunkt, war schön durchgearbeitet und stellte eine reife Leistung des Chores und der Solisten dar.
Poulenc für geübte Ohren
Francis Poulenc stellt für einen Amateurchor eine echte Herausforderung dar. In seinen vier Motetten durfte der Chor einige Register seines Könnens ziehen. Eine unduldsam strenge, jedoch selten ins Atonale driftende Harmonik und an Jazzelemente knüpfende Stilistik prägen diese musikalischen Kleinode. Pfammatter hielt den Chor mit fester Hand und klarer Gestik auf den ungewohnten Pfaden und führte das Ensemble bewusst an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit.
Messe de Noël als Trouvaille
Von diesem Frühwerk des 101 Jahre alt gewordenen Paul Henri Busser existiert keine aktuelle Verlagsausgabe mehr. Es ist Pfammatters Verdienst, solche Werke aus der Vergessenheit zu holen und damit ausgetretene Pfade zu verlassen. Die Messe verfügt über eine klare Tonsprache und ist trotz rhythmischer und harmonischer Überraschungen gut singbar und eine echte Bereicherung des kirchenmusikalischen Repertoirs. Auf das flehende Kyrie folgt ein wiegenliedartiges Gloria, wobei die einzelnen Solostimmen in munterer Zwiesprache zueinander stehen.
Camille Saint-Saëns hat zu seiner «Einweihung» als Organist an der Madeleine dieses bekannte Werk geschrieben. Der Text ist ein Gemisch aus alt- und neutestamentlichen Fragmenten, der Aufbau steigernd vom schlichten Rezitativ über zwei Solostücke bis hin zu einem opulenten Quintett mit Schlusschor. In drei Sätzen tritt die Harfe zudem als besonderer Klangeffekt hinzu. Die weiche Harmonik, der schlichte Chor- und der filigrane Streichersatz werden etwa mal durch dramatische Elemente durchbrochen, wie beim «Warum toben die Nationen?».
Subtile Dramatik überzeugt
Die Aufführung ist recht aufwendig, müssen doch fünf Solisten, eine Harfenistin und ein versierter Organist aufgeboten werden. Ines Schaffer, Sopran, Anna Freivogel, Mezzosopran, Lisa Westermann Santucci, Alt, Simon Witzig, Tenor, René Perler, Bass, Barbara Bättig-Kipfer, Harfe, und Hans Jürg Bättig, Orgel, haben ihre Aufgabe mit Charme und technischer Raffinesse gemeistert.
Chor, Solisten und Instrumentalisten verschmolzen in diesem Konzert zu einem homogenen Klangkörper, geführt von einem äusserst stilsicheren Dirigenten. Die Lyrik und die subtile Dramatik französischer Chormusik überzeugte und trug bestens zu vorweihnächtlicher Stimmung bei.