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Das Ende eines Experiments

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Aus Sicht der Deutschfreiburger war es ein grosser Schritt vorwärts, als die Direktion des Spitalnetzes HFR den Umzug der Abteilung Innere Medizin vom Spital Merlach ins Kantonsspital zum Anlass nahm, in Freiburg eine rein deutschsprachige Abteilung einzurichten. Das Prinzip: Deutschsprachige sollten vollständig auf Deutsch betreut werden, auch im weitgehend französischsprachigen Kantonsspital. Dafür wurde das 20-köpfige Merlacher Pflegeteam komplett nach Freiburg überführt. Damit setzte das HFR ein Zeichen gegen die Kritik, es gehe zu wenig auf die deutschsprachigen Patienten zu. Mit dem Pilotprojekt ging die Hoffnung auf einen permanenten Betrieb einher. Die Rede war von einer deutschsprachigen «Insel im achten Stock». Das HFR sprach gar von einem «strategischen Auftrag, deutschsprachige Abteilungen einzurichten».

Doch nun wird alles anders. Nach einem dreijährigen Um- und Ausbau wird das Seebezirkler Spital am 4. April wiedereröffnet. Die Merlacher Pflegeequipe zügelt wieder zurück. Wie HFR-Generaldirektorin Claudia Käch gestern vor den Medien informierte, verzichtet das HFR auf die Weiterführung des Pilotprojekts. Zwar sei die deutschsprachige Abteilung bei Patienten auf breite Unterstützung gestossen, so Käch. «Es war ein grosser Erfolg.» Doch der Betrieb habe sich organisatorisch nicht bewährt. «Die Integration in Freiburg war nicht ganz einfach», räumte Käch ein. Für das HFR sei das Projekt ein Lehrstück gewesen.

Die Verantwortlichen stellten fest, dass die deutschsprachige Abteilung innerhalb des weitgehend auf Französisch organisierten Kantonsspitals ein Fremdkörper geblieben ist. «Die Schnittstellen erwiesen sich als komplex, und wir hatten einen organisatorischen Mehraufwand», so Käch. Als Beispiel gab sie an, dass sich die oft auf Französisch geschrieben Formulare und Weisungen im Arbeitsstress als Herausforderung erwiesen.

Zur Förderung verpflichtet

Käch will die deutschsprachigen Patienten aber nicht hängen lassen. In den Kliniken für Innere Medizin und für Chirurgie soll der Anteil des zweisprachigen Pflegepersonals allmählich erhöht werden–dies mit dem Ziel, eine verbesserte Vermischung der Teams und eine bessere Verteilung des Personals deutscher Muttersprache zu ermöglichen. Käch gab ein Versprechen ab: Bis Ende 2017 soll die «ausgewogene Durchmischung hinsichtlich der Sprachkompetenzen» erreicht sein. Sie habe 30 Prozent Personal deutschsprachigen Ursprungs pro Team als Ziel vorgegeben. «Es müssen jederzeit deutschsprachige Mitarbeiter zur Verfügung stehen.»

Das sei gegenüber früher keineswegs ein Rückschritt, betonte Käch. Früher habe man sich zwar zum Ziel gesetzt, deutsch- oder zweisprachiges Personal einzusetzen, «wenn man aber niemanden gefunden hat, liess man es dabei bewenden». Nun sei die Zweisprachigkeit nicht bloss ein Wunsch, sondern eine Verpflichtung, betont Käch.

Verhaltene Reaktionen

«Ich bedaure den Entscheid, aber er überrascht mich nicht», sagt Martin Tschopp, Präsident der Deutschfreiburgischen Arbeitsgemeinschaft (DFAG), auf Anfrage. Zwar sei von Beginn an klar gewesen, dass das Merlacher Team nach dem Ende des Umbaus zurückkehren würde, doch: «Sprachpolitisch verpasst man mit dieser Entscheidung eine Chance.» Die DFAG werde das HFR nun beim Wort nehmen und erwarte griffige Massnahmen zur Förderung der Sprachkompetenzen und der Zweisprachigkeit im Personal.

 

 Braucht es eine rein deutschsprachige Abteilung im Kantonsspital? Machen Sie mit bei derFN-Online-Umfrage.

Kommentar

Diese Medizin ist bitter, sehr bitter

 Das Pilotprojekt für eine deutschsprachige Abteilung im Kantonsspital Freiburg ist gescheitert, das Provisorium wird nicht in eine definitive Lösung überführt. Das ist nicht bloss eine Enttäuschung für die Deutschfreiburger–es ist vor allem eine Bestätigung für all jene, die dem Freiburger Spitalnetz HFR mit seinem Hauptstandort vorgehalten haben, dass es eine welsche Angelegenheit sei. Deutschfreiburger werden in diesem System zwar vielleicht am Eingang und auf der Homepage auf Deutsch begrüsst. Doch wenn eine deutschsprachige Abteilung im Kantonsspital mit diesem nicht kompatibel ist, kommt dies einer sprachpolitischen Bankrotterklärung nahe.

Und so sehr sich die Spitaldirektion auch redlich bemühen mag, die Zweisprachigkeit im Kantonsspital zu fördern: Es spricht nichts dafür, dass das, was früher so schwierig zu erreichen war–nämlich genug deutschsprachiges oder perfekt zweisprachiges Personal zu finden–plötzlich leicht von der Hand gehen sollte. Allein aus einem «Wunsch» eine «Verpflichtung» zu machen, reicht dabei nicht; das Problem der sprachpolitischen Realitäten lässt sich nicht einfach so wegbefehlen. So werden es sich viele deutschsprachige Patienten wohl wieder zweimal überlegen, ob sie das Risiko eingehen wollen, sich in einer Notsituation unverstanden zu fühlen. Und ob sie sich im Zweifelsfall nicht doch lieber für ein Spital in der deutschsprachigen Berner Nachbarschaft entscheiden. Was genau das ist, was Kanton und Spitalnetz gerne vermeiden würden.

Zahlen und Fakten

Umzug während einer Woche

Der Umzug der ausgelagerten Abteilungen zurück nach Merlach dauert rund eine Woche. Die Innere Medizin wird am 4. April von Freiburg nach Merlach verlagert. Die 26 Betten der Rehabilitation und Akutgeriatrie werden am Tag danach, am 5. April, von Tafers nach Merlach umziehen. Diese Abteilung wird ausgebaut, um der grösseren Nachfrage nach Angeboten im Altersbereich gerecht zu werden. Am 11. April wird zum Abschluss auch die Neurorehabilitation vom Kantonsspital nach Merlach gebracht.fca

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