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Das Erbe der Pfahlbauer am Murtensee

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Um die letzte Jahrtausendwende wurden Archäologen im Garten von Stéphane Chapuisat fündig. Bei einer Grabung in unmittelbarer Nähe des Grabungsgebietes Muntelier-Dorfmatte entdeckten sie Pfähle. Die Forscher wissen: Die Stämme wurden 2600 Jahre vor Christi Geburt gefällt. Die Jurarandseen sind voll von solchen Pfählen–Überreste der Pfahlbauerkultur. Viele stecken tief im sauerstoffarmen Schlick des Murtensees. Kaum sind sie dem Wasser oder der Luft ausgesetzt, werden sie morsch oder weggespült. «Wir müssen sie deshalb so rasch wie möglich mit den bescheidenden Mitteln, die wir zur Verfügung haben, kartieren», fasst der stellvertretende Kantonsarchäologe Reto Blumer zusammen. Dafür wird das Holz datiert.

Dank der Dendrochronologie wissen die Forscher zum Beispiel auch, dass die Siedlung bei der Murtner Pantschau vom Frühling 3428 bis 3425 vor Christus errichtet wurde. Nacheinander wurden in diesen vier Jahren Häuser, dann Getreidespeicher und ein Stück Palisade erstellt. «Wir können die Entwicklung der ganzen Siedlung nachvollziehen», sagt Blumer, «wir erkennen nicht nur, wann ein Haus gebaut wurde, sondern auch, an welchem Haus was, wann repariert wurde.» Aus den Holzproben erfahren sie, wie die Menschen damals gelebt haben, so Blumers Kollege Michel Mauvilly: «Wir können so die verwendeten Technologien, die wirtschaftlichen Umstände, die Klima- und die Umweltbedingungen jener Zeit interpretieren.»

Für die Analyse reicht ihnen ein Stück Holz, am liebsten Eiche, sagt Mauvilly, «mit Eichenholz können wir präzise datieren, wann der Baum geschlagen wurde, nicht nur aufs Jahr–sondern bis auf die Jahreszeit genau». Eiche habe den Vorteil, dass die Stämme bis zu 500 Jahre wachsen können. «Es braucht bei der Eiche weniger Einzelstücke, um Überlappungen mit anderen Proben zu finden», so Mauvilly. Diese Überlappungen seien der Schlüssel: Ähnliche Abfolgen von Jahrringen auf zwei separaten Proben legten nahe, dass die Bäume gleichzeitig gelebt haben und in der gleichen Region gewachsen seien. Die Forscher gingen einst von aktuellen Hölzern aus und integrierten immer ältere Funde. Dank der Funde in Pfahlbauersiedlungen konnten die Spezialisten eine Zeitlinie erstellen, die heute beginnt und in einzelnen Regionen bis zu 7000 Jahre zurückreicht.

Unterwasserarchäologen haben ein Auge dafür entwickelt, ob eine Ausbuchtung am Boden ein Stein oder ein Pfahl sei, so Mauvilly. Nach einer GPS-Kartierung werde das Sediment entfernt. Dann sägten die Archäologen zwei Stück Holz ab. Je fortgeschrittener die Werkzeuge waren, desto dicker waren die eingesetzten Baumstämme. «Im Fall der Dorfmatte mussten wir auch schon mit der Motorsäge dahinter», erinnert sich Mauvilly.

Kern und Rinde braucht es

Eine Probe bleibt in Freiburg, eine zweite Probe wird in eines der drei Dendro-Labors in der Romandie gebracht. Dort wird sie analysiert, nach Spuren untersucht, fotografiert und gezeichnet. Ein entscheidendes Element für die Untersuchung ist laut Blumer dann das Vorhandensein eines Kerns–quasi das Jahr eins–und der Rinde, die den Abschluss darstellt. Datiert wird nicht das Jahr des Hausbaus, sondern der Zeitpunkt, an dem der Baum gefällt wurde, welcher das Holz für den Holzbau geliefert hat.

In der Pantschau wurden 750 Proben analysiert. In Muntelier-Steinberg wurden gar 1400 Proben geborgen. Wegen der hohen Kosten müssten viele Proben zwischengelagert werden, bedauert Blumer: «Die Mittel für eine Datierung aller Proben stehen leider nicht zur Verfügung.»

Schwierige Aufbewahrung

Dabei ist die Aufbewahrung problematisch: Denn nach 5000 Jahren im Wasser oder im Schutz des Sediments nimmt das Holz in freier Luft sofort Schaden: «Die Proben müssen feucht bleiben, sonst zerfallen sie.» Deshalb werden sie vakuumverpackt und zum Beispiel in Bananenschachteln im Keller des Amtes für Archäologie in der Freiburger Unterstadt eingestellt. Die Packungen werden alle paar Jahre neu vakuumiert. Doch das Holz zersetzt sich laut Blumer auch im Vakuum. «Eine mittelfristige Lösung ist, die Proben wieder in den See zu legen. Dafür haben wir ein Tiefendepot im Neuenburgersee.» Dort seien einige Proben eingelagert, zum Beispiel zwei Einbäume, so Blumer: «Für finanziell bessere Zeiten und für spätere Generationen.»

Zahlen und Fakten

Drei Welterben am Murtensee

Das Amt für Archäologie führt seit Ende der 1990er-Jahre Tauchgrabungen nach Unterwassersiedlungen am Murten- und Neuenburgersee durch. Vielerorts wurden die Forscher fündig, so in Môtier, in Greng oder in Murten. 22 Fundorte sind im Dreiseenland, fünf davon im Kanton Freiburg.fca

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