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Das Gutenberg-Museum sagt «bye bye Fribourg»

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Ab dem 3. Oktober wird es im Gutenberg-Museum in der Stadt Freiburg keine Ausstellungen mehr geben. Das Museum zieht ins solothurnische Derendingen. Museumsdirektor Stefan Ledergerber spart im Gespräch mit den FN nicht mit Kritik an der Schliessung, schaut aber auch positiv in die Zukunft.

Stefan Ledergerber, in einer Woche öffnet das Gutenberg-Museum ein letztes Mal seine Türen für das Publikum. Bevor der grosse Umzug erfolgt, verkauft das Museum noch all die Dinge, die es am neuen Standort in Derendingen nicht mehr benötigt. Beim Anblick der Gegenstände kommt beim Betrachter Wehmut auf. Wie geht es Ihnen?

Das ist so, das macht etwas mit uns. Zu allem, was wir verkaufen, haben wir eine Beziehung, wir verbinden bestimmte Momente damit. Doch es muss leider sein. Denn alles, was wir jetzt noch verkaufen können, gibt uns die Möglichkeit, den Umzug mitzufinanzieren. Die Sammlung als solche geht aber nicht verloren. Das tut auch gut. Denn die Sammlung ist in der Schweiz einzigartig, weil sie sämtliche Etappen der grafischen Industrie aufzeigt.

Was wird vom heutigen Gutenberg-Museum am neuen Standort übrig bleiben?

In Derendingen werden wir ins Museum Enter – ein Museum für Unterhaltungselektronik und moderne Medien – integriert. Die Freunde des Gutenberg-Museums werden das ganze Ausstellungsgut der Stiftung Enter schenken. Es wird eine einzigartige Ausstellung entstehen, welche die Geschichte des Handsatzes und des Druckes bis hin zum Computer und der Unterhaltungselektronik abdeckt.

Es tut sich mit dem Umzug also die Chance auf, aus der Zeit gefallene Exponate besser mit dem Heute zu verbinden?

Das ist so. Das Alte interessiert sicherlich weniger, weil es Vergangenheit ist. Sämtliche historische Museen haben damit eine gewisse Schwierigkeit. Ich bin aber der Meinung, dass, nur wenn wir wissen, woher wir kommen, wir auch wissen, warum wir heute da sind, wo wir sind. In Freiburg ist es uns sicher auch gelungen, diese Verbindung herzustellen. Wenn ich denke, wie viele Klassen und Gruppen wir im Gutenberg-Museum begrüssen durften, wie viele strahlende Kinderaugen das Museum verlassen haben, wie viele Besucher erfahren konnten, wie wir zum Druck gekommen sind. Viele Menschen drücken heute «Apfel» oder «Control» P, haben aber leider keine Ahnung, was dahinter steckt und woher das kommt.

Um das zu verstehen, muss man eben zurück in die Vergangenheit.

Johannes Gutenberg hat eine Bedeutung für ein ganzes Jahrtausend, für die ganze Menschheit. Mit seiner Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern revolutionierte er ums Jahr 1450 die Medien und Kulturgeschichte auf unserem Planeten. Die Menschen konnten sich selber informieren, sich selber Wissen aneignen und sich entsprechend eine eigene Meinung bilden. Sie konnten zu dem werden, was sie sein sollten: selbstständig denkende Individuen. Was macht ein Autokrat heute? Er kontrolliert die Medien. Früher war es die Kirche, die das Wissen und seine Verbreitung kontrollierte. 

Welches wird Ihre Aufgabe im Museum Enter sein?

Ich werde dort als Kurator für die Ausstellungsteile Gutenberg zuständig sein, Wechselausstellungen und Veranstaltungen organisieren.

Sie gehen also nicht nur mit einem weinenden, sondern auch mit einem lachenden Auge weg?

Das ist so. Nachweinen werde ich dem einzigartigen Gebäude am Liebfrauenplatz und den Kontakten, die weniger gepflegt werden können; einige werden wohl auch verloren gehen. Freuen werde ich mich auf eine komplett neue Infrastruktur, die sich im Aufbau befindet. Das Gebäude in Derendingen wird viel funktionaler, moderner sein. Wir werden zudem viel interaktiver und mit heutigen Präsentationsmitteln unterwegs sein. 

Steht das Museum in Derendingen bereits, oder müssen Sie die Objekte zuerst noch zwischenlagern?

Wir werden das Material in 80 Metern Entfernung vom neuen Standort in einer Grossdruckerei einlagern können. Sobald das Gebäude fertig ist, können wir die Exponate mit einem Gabelstapler problemlos und schnell zügeln. Wir hoffen, das Museum im Spätherbst/Winter 2023 eröffnen zu können. Es wird aus vier Stockwerken mit insgesamt 10‘000 Quadratmetern Fläche bestehen – also rund zehn Mal grösser sein, als was wir hier haben. Von der Stadt Solothurn wird es zudem einen Shuttlebus zum Museum geben, und es werden uns rund hundert Parkplätze zur Verfügung stehen, was wir hier nicht haben. Das neue Museum ist darauf aufgebaut, dass die Besucherinnen und Besucher morgens reingehen und abends wieder rausgehen inklusive Verpflegung, es soll eine Erlebniswelt bieten vom Mittelalter bis in die heutige Zeit.

Das klingt gut. Auf der anderen Seite kann man sich nicht des Eindrucks erwehren, dass die Stadt Freiburg einigermassen leichten Herzens das Gutenberg-Museum ziehen lässt. Wie haben Sie das erlebt?

Es wird weniger Vielfalt in der Freiburger Museumswelt geben. Wir haben uns nach dem Naturhistorischen Museum – das keinen Eintritt verlangt – immerhin zum zweitbest besuchten Museum der Stadt gemausert. Der Verlust des Gutenberg-Museums bedeutet eine kulturelle Verarmung und ist unverständlich. Aber auch die Art und Weise, wie wir als Betreiber des Museums über den Verkauf des Hauses informiert wurden, war völlig daneben. Wir wurden vom Hauseigentümer, dem Arbeitgeberverband der schweizerischen grafischen Industrie (Viscom), und der Stadt fünf Minuten vor der Freigabe des Pressecommuniqués vor vollendete Tatsachen gestellt. Und wenn gesagt wurde, dass die grafische Industrie für Freiburg keine Bedeutung habe, kann ich nur sagen: Das stimmt nicht. Abraham Gemperlin und Petrus Canisius sind 1548 nach Freiburg gekommen. Die Stadt Freiburg hat ihnen eine Druckerei zur Verfügung gestellt, sie hat in Rom Geld verlangt, dass sie hier drucken können, damit sie das einfache Volk erziehen und informieren können. Wenn das keinen historischen Wert hat.

Nicht einmal die Viscom hat den Verein Gutenberg-Museum, der das Gebäude mietet und das Museum betreibt, früher informiert?

Nein, sie hat von der Stadt offenbar einen Maulkorb erhalten, weil die Stadt wusste, dass ich über meine Kontakte dafür sorgen würde, dass das Thema stärker öffentlich diskutiert wird, als es danach geschehen ist. Menschlich ist das alles total verwerflich. Und das Groteske am Ganzen ist, dass Viscom als Verband der grafischen Industrie kein grosses Interesse an seiner eigenen Geschichte hat. Das ist unverständlich, zeigt jedoch den heutigen Zeitgeist, in dem unsere eigenen Werte und Traditionen immer weniger wichtig erscheinen.

Rein wirtschaftlich verstehe ich das, denn es stehen mehrere teure Sanierungsarbeiten an. Der Kauf durch die Stadt ist das Beste, was dem Gebäude passieren konnte, denn die Stadt wird das älteste noch existierende Kornhaus der Schweiz weiter unterhalten müssen. Der Verein Gutenberg-Museum hätte das Gebäude nie erwerben können, wir haben aber gehofft, dass wir auch unter der Stadt Mieter bleiben dürfen. 

Wirtschaftlich verstehen Sie den Schritt, aus kultureller Sicht aber nicht, obwohl die Stadt anstelle des Museums ebenfalls ein Ort der Kultur und des Zusammenkommens schaffen will?

Das kann eine Alternative sein und wäre auch sehr wünschenswert. Dann muss aber jemand hierher kommen, der arbeitet, der Leben ins Haus bringt und dieses animiert. Das ist kein Funktionärsjob hier und auch nicht begrenzt auf die Büroarbeitszeit. Ob das die Stadt kann, wird die Zeit weisen; gewisse Zweifel scheinen mir berechtigt zu sein (siehe Kasten).

Zukunft

Konzept in Arbeit

Die Stadt Freiburg übernimmt das Gebäude im Januar 2023. Ein Grossteil des ehemaligen Getreidespeichers soll der Öffentlichkeit zugänglich bleiben – unter anderem für Sitzungen, Kulturveranstaltungen und Ziviltrauungen. Ein kleiner Teil der Räumlichkeiten, in denen schon heute Büros untergebracht sind, soll für administrative Zwecke genutzt werden. Gemäss Syndic Thierry Steiert arbeitet eine Arbeitsgruppe an einem möglichen Nutzungs- und Betriebskonzept. «Das Nutzungskonzept soll bis Ende Jahr finalisiert werden, damit wir ab 2023 Leben ins Haus bringen können.» rsa

Was wird mit dem Betreiberverein Gutenberg-Museum geschehen und was mit den Freunden des Gutenberg-Museums?

Der Betreiberverein, bestehend aus den Eigentümern der Sammlung, den Freunden des Gutenberg-Museums sowie dem Eigentümer der Liegenschaft, Viscom, wird aufgelöst. Und die Freunde des Gutenberg-Museums werden sich den Freunden des Enter-Museums anschliessen. 

Welches waren in Ihren Augen die Highlights der letzten Jahre?

Wir hatten grosse Künstler bei uns. Wer hatte schon Ted Scapa und Rudolf Mumprecht bei sich? Wer den Buchillustrator John Howe, bekannt durch «Herr der Ringe»? Dass die Originalbilder in Freiburg gezeigt wurden, ist absolut erstaunlich. Es kamen Leute aus der ganzen Schweiz nach Freiburg. Für mich persönlich war auch die Ausstellung über Bruno Baeriswyl ein herausstechendes Ereignis. Damals haben wir sein Atelier, das er in den 1970er- und 1980er-Jahren hier im Haus hatte, nachgebaut. Als das seine Tochter sah, sagte sie zu ihrer Mutter: «Maman, wir sind wieder zu Hause.» Das war das grösste Lob, das sie mir machen konnten. Eine tolle Ausstellung war auch jene mit Ferruccio Garopesani, der wahrscheinlich sämtliche schönen Strassen und Orte von Freiburg gezeichnet hat. Aber jede der 44 Wechselausstellungen, die ich hier machen durfte, hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt, und ich werde gerne an sie zurückdenken.

Programm

Flohmarkt und Tag der offenen Tür

An diesem und am kommenden Wochenende veranstaltet das Gutenberg-Museum von Freitag bis Sonntag einen Flohmarkt, wo Stempel, Setzkästen und andere Dinge erworben werden können. Am Samstag, 1. Oktober findet der Abschiedsanlass Bye bye Fribourg statt. Auf dem Programm stehen Ateliers, in denen gedruckt, gesetzt, Papier marmoriert und geschöpft werden kann. Es gibt Kurzführungen und Verpflegung. Der Eintritt ist gratis, bei den Ateliers wird ein Unkostenbeitrag verlangt. Am Sonntag. 2. Oktober herrscht zum letzten Mal normaler Museumsbetrieb. Danach schliesst das Museum seine Türen und bereitet seinen Umzug nach Derendingen vor. Saalvermietungen sind dagegen noch bis im Dezember möglich. rsa

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