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«Das ist ein Kindergarten für alle»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Nicole Jegerlehner

Gespannt hocken die Kinder um ein kleines Tischchen. Vor sich haben sie Tafeln mit drei Bildern und drei rote Jetons. Sie spitzen die Ohren: Aus der Musikanlage klingelt ein Wecker. «Ein Wecker!», rufen die Kinder, und schauen, ob jemand von ihnen einen Wecker auf seiner Karte hat – und schon liegt ein Jeton auf dem Bild. Nun miaut eine Katze, später hämmert ein Hammer, danach fährt ein Motorrad davon. Zusammen erraten die Kinder immer, was für ein Geräusch sie hören; und wer das Bild dazu auf seiner Karte nicht sofort sieht, wird lautstark darauf aufmerksam gemacht.

Spezifische Förderung

Die Kinder im Kindergarten La Coccinelle sind zwischen zwei und sechs Jahren alt; sie helfen einander, wenn das eine weniger schnell ist als das andere. Die Unterschiede liegen aber nicht nur im Alter: Behinderte und nicht behinderte Kinder sind im Coccinelle zusammen.

«Wir haben ein spezielles pädagogisches Programm, um die Kinder zu fördern», sagt Lucie von Zelewsky. Sie hat den speziellen Kindergarten vor fünf Jahren zusammen mit Catherine Kessler gegründet. Die beiden französischsprachigen Frauen haben zusammen Heilpädagogik studiert und in einer Institution mit behinderten Kindern gearbeitet. «Das war uns von Beginn weg zu isoliert, zu getrennt», sagt Catherine Kessler.

So haben sie die Idee des Kindergartens Coccinelle entwickelt. «Wir haben jedoch für ein Projekt, das nur auf dem Papier existierte, keine Geldgeber gefunden», sagt Lucie von Zelewsky. Darum haben sie vor fünf Jahren den Kindergarten im Schönberg eröffnet: in einem Lokal, das sie an drei Halbtagen gratis nutzen durften, und ohne genügend Geldgeber. Auf diese Weise fanden sie private Spender, erhielten Geld von der Loterie Romande, vom Kanton Freiburg, vom eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen, von Serviceclubs. Die Eltern zahlen je nach Einkommen – aber nicht mehr als in normalen Kindertagesstätten.

2008 dann zog der spezielle Kindergarten an die Joseph-Piller-Strasse 1 in Freiburg. In den neuen Räumen ist La Coccinelle jeden Dienstag und Freitag von 8.30 bis 15.30 Uhr geöffnet. «Die Eltern hatten gewünscht, dass wir ganze Tage mit Mahlzeiten statt nur Halbtage anbieten», sagt Lucie von Zelewsky. Klar seien die Öffnungszeiten für erwerbstätige Eltern nicht ideal; «wir haben uns aber den Bedürfnissen der Kinder angepasst.»

Möglichst früh fördern

«Wir betreiben einen Kindergarten, keine Kindertagesstätte», betont Catherine Kessler: «Wir haben ein spezifisches Programm für jedes Kind.» Dieses sprechen die beiden Leiterinnen mit den Eltern und mit involvierten Fachleuten ab. Nebst den beiden Heilpädagoginnen ist immer auch eine Praktikantin bei den acht Kindern. Ziel von Coccinelle ist es, dass möglichst viele der Kinder so stimuliert werden, dass sie in die Regelschule eingeschult werden können. «Es ist aber klar, dass nicht alle behinderten Kinder das schaffen», sagt Catherine Kessler. Je früher aber Kinder mit Schwierigkeiten gefördert würden, umso wirksamer sei dies.

Den beiden Heilpädagoginnen ist es wichtig, dass in ihrem Kindergarten nicht einzelne behinderte Kinder in eine Regelklasse integriert werden und sich anpassen müssen: «Das ist ein Kindergarten für alle.» Nebst körperlich und geistig behinderten Kindern besuchen auch solche mit Verhaltensauffälligkeiten La Coccinelle.

Zusammen in einem Ring

Auch die nicht behinderten Kinder profitieren von diesem ungewöhnlichen Kindergarten. «Sie lernen, Rücksicht auf andere zu nehmen und mit Differenzen umzugehen», sagt Lucie von Zelewsky. Aber meist bemerkten die Kinder die Unterschiede in der Entwicklung gar nicht – oder erachteten sie als unwichtig.

Das zeigt sich auch in der Turnstunde, die die acht Kinder – vier sind behindert, vier nicht – jeden Dienstag abhalten: Alle rennen, alle amüsieren sich, auch wenn nicht immer alle die Regeln verstehen. Und als sie sich alle zusammen in einem Ring vorwärtsbewegen müssen, gibt das viel zu lachen – einmal, weil alle umpurzeln, weil die einen schneller gingen als die anderen, und einmal vor Freude, weil sie gemeinsam das Ziel erreicht haben.

Sich zusammen in einem Ring in die gleiche Richtung zu bewegen, ohne umzufallen, braucht einiges an Zusammenarbeit.Bild Aldo Ellena

Finanzierung: Bisher fehlt gesetzliche Grundlage

Den privaten Kindergarten La Coccinelle besuchen behinderte und nicht behinderte Kinder. «Bei der Suche nach Subventionen haben wir damit ein Problem», sagt Heilpädagogin Lucie von Zelewsky: Eine solche Einrichtung ist nicht vorgesehen. Und daher fehlt die gesetzliche Grundlage, damit der Kanton den Betrieb finanzieren könnte. Das bestätigt auch Claudia Lauper vom Generalsekretariat der kantonalen Direktion für Gesundheit und Soziales: «Für die Finanzierung mussten wir in den letzten Jahren eine spezifische Lösung finden.» Für die Leiterinnen des Kindergartens bedeutete dies, dass die Kantonsbeiträge jedes Jahr neu ausgehandelt werden mussten und nicht als sicher galten.

Neues Gesetz

Dies könnte sich ändern: Im neuen Gesetz für Tagesbetreuungseinrichtungen ist ein Beitrag für besondere Betreuung vorgesehen. Noch müssen aber die Anwendungsbestimmungen erarbeitet werden. «Vor 2013 wird diese Lösung für La Coccinelle nicht möglich sein», sagt Claudia Lauper.njb

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