René Fasel, Präsident der internationalen Eishockey-Föderation, fühlte sich als Ehrengast am diesjährigen Neujahrsaperitif in Bösingen sichtlich wohl. «Heute darf ich sprechen, wie mir der Schnabel gewachsen ist», sagte er den FN im Sensler Dialekt.
Die Freiburger Eishockeylegende Jakob Lüdi stellte den Anwesenden seinen Jugendfreund René Fasel vor. «Er hat das Gottéron-Feuer des Drachens genommen und in die Welt hinausgetragen.» Seinen Freiburger Wurzeln sei er immer treu geblieben. Das zeigte René Fasel auch im anschliessenden Interview mit der ehemaligen Gemeindemitarbeiterin Anja Schneuwly und dem FDP-Grossrat Nicolas Bürgisser. Abwechselnd stellten sie dem mächtigsten Mann des Eishockeys Fragen. «Zu Hause sprach ich als Kind Französisch.» Die Ferien verbrachte die Familie wegen des Taferser Vaters im Sensebezirk, dort sprach René Fasel Deutsch. Durch das frühe Eishockeyspielen in der Unterstadt spreche er auch Bolz.
Vielerorts beliebt
Vielleicht ist es eben diese früh erlernte Anpassungsfähigkeit, die René Fasel in seinem Amt so erfolgreich gemacht hat – und seine Unvoreingenommenheit. Am Donnerstagabend hielt er ein Plädoyer für das viel kritisierte Russland. «Geht einmal nach St. Petersburg», forderte er die Gäste im bis auf den letzten Platz gefüllten Saal auf. Auch über Russlands Präsident Wladimir Putin war er voll des Lobes: «Er hat es geschafft, innerhalb von 20 Jahren aus Russland ein stabiles Land zu machen.» Vielleicht sei es nicht so demokratisch, wie Schweizer dies gerne hätten, aber auch in der Schweiz habe es ein Jahrhundert gedauert, ein demokratisches Gefühl zu entwickeln. Zum russischen Präsidenten pflege er eine langjährige, freundschaftliche Beziehung. Ihren Ursprung hat sie in der Eishockey-Weltmeisterschaft in St. Petersburg im Jahr 2000. «Es ist aber etwas geblufft, zu sagen, dass er mein Freund sei.»
Schweizer Bescheidenheit
René Fasel winkte die Behauptung ab, dass er auf Augenhöhe mit anderen Grössen der Sportindustrie sei. Im Eishockey beschränke sich die Arbeit auf nordische, tendenziell reichere Länder. Sepp Blatter, ehemaliger Präsident des Weltfussballverbands, habe eine viel grössere Aufgabe gehabt. Um ihn zu überraschen, hat die Gemeinde Bösingen eine Videonachricht des Wallisers organisiert. «Er hat es geschafft, die USA und Russland zusammenzubringen», lobte Sepp Blatter im Video.
Sein grösster Erfolg war für René Fasel das gemeinsame Auftreten der Nord- und Südkoreanerinnen am Eishockeyturnier der Olympischen Spielen in Pyeongchang. «Noch heute habe ich beim Gedanken daran Gänsehaut.» Fraueneishockey werde oft mit voreingenommenen Augen geschaut. Er kritisierte, dass deshalb Frauen das Männerspiel kopierten. «Frauen, seid Frauen und spielt wie Frauen!»
René Fasel verpackte seine klaren Ansichten in pointierte Anekdoten, ohne dabei emotional zu werden. Die Objektivität sei ein Überbleibsel seiner Zeit als Schiedsrichter, sagte er: «Ich habe nie auf der Tribüne gejubelt. Mein Herz gehört aber zu hundert Prozent Gottéron.»
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