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Das Kino der Extreme

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«Südkorea ist unser Lieblingsland», sagt Thierry Jobin. Der künstlerische Leiter des Internationalen Filmfestivals Freiburg (Fiff) macht aus seiner Liebe zum Kino aus dem ostasiatischen Land kein Geheimnis. Seit er 2012 die Leitung des Fiff übernommen hat, wimmelte es im Programm jeweils regelrecht von südkoreanischen Filmen. «In den Nullerjahren ist das südkoreanische Kino explodiert und hat sich seither in viele neue Richtungen entwickelt», schwärmt Jobin im Gespräch mit den FN. «Das Fiff hat es damals verpasst, diese Entwicklung frühzeitig einzufangen. Das holen wir nun nach.»

Küche und Kino

An der diesjährigen Ausgabe des Festivals, die gestern Abend eröffnet wurde, bildet Südkorea nun sogar den roten Faden: Gleich zwei Programmsektionen widmen sich dem innovativen Filmland. Eine davon wird vom koreanischen Kultregisseur Bong Joon-ho kuratiert, die zweite von der Schweizer Schriftstellerin Elisa Shua Dusapin (siehe Kästen). Die in diesem Jahr mit dem Schweizer Literaturpreis ausgezeichnete Jurassierin hat selbst Wurzeln in Südkorea und reist regelmässig in das Heimatland ihrer Mutter zurück: «Bis ich dreizehn Jahre alt war, kannte ich Südkorea nur durch die Küche und durch das Kino», verrät sie den FN. Bis heute prägen diese Jugenderfahrungen die Arbeit der Autorin. «Mein Schreiben ist cineastisch, oft lege ich mir die Geschichten in meinem Kopf als eine Reihe von filmischen Sequenzen zurecht. Ich mag es, die Handlung in Bildern und durch die Atmosphäre bestimmter Orte zu erzählen. So funktioniert auch das Kino.» Deshalb sei sie auch stolz und erfreut darüber, dass das Fiff sie als Botschafterin eingeladen habe, obwohl sie als Autorin ja eigentlich nicht in der Filmbranche tätig sei.

Mut zur Grenzüberschreitung

Für das Fiff hat Elisa Shua Dusapin eine Carte blanche aus sieben südkoreanischen Filmen zusammengestellt, die sie besonders berührt oder beeinflusst haben. «Es ging mir darum, ein möglichst vielfältiges Programm zu erstellen, das die ganze Vielfalt des südkoreanischen Kinos abbildet», sagt sie. Für die junge Schriftstellerin ist das Kino ihres Heimatlandes eines der Extreme. «Die koreanischen Regisseure haben keine Angst davor, Grenzen zu überschreiten und radikal zu sein in dem, was sie tun», sagt sie. «Ein südkoreanischer Liebesfilm ist extrem romantisch und gerne auch kitschig, die Horrorfilme sind dafür aber extrem brutal. Die Komödien wiederum treiben den Slapstick auf die Spitze.»

Ein Paradebeispiel für diese eigenwillige Tradition ist der Film «The Host» von Bong Joon-ho. «Eigentlich handelt es sich um einen Monsterfilm im Stile von ‹Jurassic Park›. Es geht um ein Wassermonster, das in Seoul sein Unwesen treibt. Zugleich ist er aber auch sozialkritisch. Südkoreanische Filme sind wie Blockbuster aus Hollywood, nur in Intelligent», sagt Dusapin und lacht. Zu den Pionieren dieser Ausprägung des koreanischen Kinos gehört auch Park Chan-wook. «Ihn wollte ich unbedingt auch im Programm haben», sagt sie. Mit dem surrealistischen Meisterwerk «I’m a Cyborg, But That’s OK» schuf Chan-wook einen der verrücktesten Filme überhaupt: «Es ist wie ein brutales Märchen», sagt Dusapin. «Diese Art des extremen, visuell beeindruckenden Films ist typisch für Südkorea.»

Eine tiefe Traurigkeit

Diese radikale Grundhaltung der Regisseure hat viel mit der Geschichte des Landes zu tun – mit dem Krieg, der die Nation erschütterte, mit der Diktatur und mit der Teilung, die Korea bis heute in zwei Länder spaltet. «Die düstere Geschichte Koreas und die Nähe zum Nachbarn im Norden werden heute nur noch selten in Filmen direkt thematisiert», erklärt Dusapin. «Aber unter der Oberfläche aus Unterhaltung, Spass und Spektakel spüre ich auch im aktuellen südkoreanischen Kino eine tiefe Traurigkeit.» Diese werde vor allem in den weniger massentauglichen Filmen deutlich, etwa im Drama «On the Beach at Night Alone». Der melancholische Film sei die Kino-Version eines Dusapin-Romans, sagt die Schriftstellerin: «Der Film ist ein Vorbild für mein Schaffen. Er ist subtil, dunkel und langsam. Auf den ersten Blick passiert fast nichts. Doch plötzlich merkt man, dass die Erzählung zu einem grossen Teil über die Bilder erfolgt.» Das Filmgedicht handelt von einer Südkoreanerin, die auf einer Reise nach Europa eine verhängnisvolle Affäre mit einem verheirateten Mann verarbeitet. Der Film repräsentiert für Elisa Shua Dusapin eine andere Seite des südkoreanischen Kinos, die weit weg ist von Kommerz und Unterhaltung – und dennoch tief verwurzelt ist in der Filmtradition des Landes. In einem Kino, das Gegensätze aufeinanderprallen lässt und dabei alles ist, nur nicht gewöhnlich.

Programm

Die Highlights des Südkorea-Schwerpunkts

Das südkoreanische Kino ist im Programm des diesjährigen Freiburger Filmfestivals omnipräsent. Zwei Parallelsektionen widmen sich den Filmen aus dem asiatischen Land. Aber auch im Wettbewerb, in der Sektion Genrekino und in den Mitternachtsfilmen sind die kompromisslosen Filme Südkoreas prominent vertreten. Eine Auswahl:

«Swing Kids» (2018): Musical über die Gräuel des Koreakriegs. In einem Kriegsgefangenlager führen 1950 die Insassen eine Stepptanz-Show der besonderen Art auf. Eine Komödie, bei der einem das Lachen im Hals stecken bleibt. Der Film hat Chancen auf den Hauptpreis des Fiff.

So., 17.3., 18.30 Uhr; Di., 19.3., 18 Uhr; Mi., 20.3., 12.15 Uhr; Fr., 22.3., 14.30 Uhr.

«The Host» (2006): Eine gigantische Wasserkreatur entsteigt in Seoul einem Fluss und sorgt für Chaos. Das Meisterwerk von Bong Joon-ho vermengt Versatzstücke aus Monsterfilmen à la «Godzilla» mit den Stilmitteln der Komödie zu einem kantigen Mix mit gesellschaftskritischer Note.

Mi., 20.3., 15.45 Uhr; Fr., 22.3., 18 Uhr.

«Memories of Murder» (2003): Ein Serienmörder treibt in der südkoreanischen Provinz sein Unwesen und ruft drei unorthodox agierende Kriminalbeamte auf den Plan. Der atmosphärisch fotografierte Krimi beruht auf wahren Begebenheiten und brachte Regisseur Bong Joon-ho den internationalen Durchbruch.

Sa., 16.3., 12.30 Uhr; Fr., 22.3., 20.30 Uhr.

«I’m a Cyborg, But That’s OK» (2006): Eine surreal gestaltete Liebeskomödie, die in einer psychiatrischen Klinik und im Kopf von deren Patienten spielt. Verrückter war das südkoreanische Kino selten. Der Film von Regie-Legende Park Chan-wook wurde an der Berlinale 2007 als innovativster Film ausgezeichnet.

Di., 19.3., 21.15 Uhr; Sa., 23.3., 14.15 Uhr.

«Counters» (2017): Der Dokumentarfilm begleitet eine militante Gruppe von Aktivisten, die in Japan gegen Vorurteile gegenüber eingewanderten Südkoreanern ankämpfen. Ein Film voller faszinierender Widersprüchlichkeiten. Geheimtipp von Elisa Shua Dusapin.

Mo., 18.3., 18.30 Uhr; Do., 21.3., 21 Uhr.

«On the Beach at Night Alone» (2017): Eine junge Südkoreanerin sucht auf einer Reise durch Europa nach sich selbst – und versucht ihren verheirateten Geliebten zu vergessen. Subtiles Filmgedicht, das seiner Hauptdarstellerin Kim Min-hee den Silbernen Bären an der Berlinale 2017 einbrachte.

Sa., 16.3., 12.15 Uhr; Do., 21.3., 15.15 Uhr.

«Transgression» (1974): Ein junger buddhistischer Mönch wird von seinem Mentor mit der schwersten Versuchung seiner ganzen Ausbildung konfrontiert: einer jungen Frau. Subversiver, grandios fotografierter Klassiker des südkoreanischen Kinos.

Di., 19.3., 18.30 Uhr; Sa., 23.3., 20.30 Uhr.

«The Spy Gone North» (2018): Ein südkoreanischer Geheimagent schleicht sich in den 1990er-Jahren nach Nordkorea, um die nuklearen Aktivitäten der Diktatur zu beobachten. Hochaktueller Spionage-Blockbuster nach wahren Begebenheiten. Spannung pur!

Di., 17.3., 21.45 Uhr.

lr

Das Festival dauert bis zum 23. März. Programm und Informationen unter: www.fiff.ch

Zur Person

Gewinnerin des Schweizer Literaturpreises

Die Schweizer Autorin Elisa Shua Dusapin wurde 1992 als Tochter eines Franzosen und einer Koreanerin in Frankreich geboren. Sie wuchs in Paris, Seoul und im jurassischen Pruntrut auf und erhielt mit dreizehn Jahren den Schweizer Pass. 2014 machte sie ihren Abschluss am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel. Bereits mit ihrem ersten Roman «Hiver à Sokcho» von 2016 erlangte sie internationale Bekanntheit. Der Erstling wurde im letzten Jahr ins Deutsche übersetzt und erhielt 2016 den Robert-Walser-Preis. Für ihren zweiten Roman «Les Billes du Pachinko» erhielt Dusapin dieses Jahr den Schweizer Literaturpreis. Dusapin beschäftigt sich in ihren Romanen unter anderem mit der Kultur Südkoreas und mit ihrem eigenen Leben zwischen Asien und Europa.

lr/Bild Romain Guélat, zvg

Bong Joon-ho

Carte blanche: Lieblingsfilme eines Abwesenden

Für die Organisatoren des Filmfestivals Freiburg wäre in diesem Jahr fast ein Traum in Erfüllung gegangen: Der südkoreanische Kultregisseur Bong Joon-ho sollte nach Freiburg kommen und mit einer Carte blanche seine Lieblingsfilme präsentieren. Erst vergangene Woche sagte er seine Teilnahme aber ab (die FN berichteten). Die Postproduktion seines neuen Films «Parasite» nehme ihn zu sehr in Anspruch, teilte er mit. Die von ihm ausgewählten Filme werden trotzdem gezeigt. Erklären wird sie Bong Joon-ho via Video-Nachricht. Zu den Highlights gehören «Red Beard», ein epischer Historienfilm des Japaners Akira Kurosawa, der visuell beeindruckende Hollywood-Klassiker «Seconds» und «Sugarland Express», eines der Frühwerke von Steven Spielberg. Am Dienstagnachmittag wird Bong Joon-ho in einer Video-Konferenz mit dem Publikum des Fiff in Kontakt treten.

lr

Die FN konnten ein Telefon-Interview mit Bong Joon-ho führen. Dieses erscheint am Dienstag.

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