Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das langsame Sterben der Poststellen

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Beim Gelben Riesen scheint die Lage ernst zu sein. Zahlreiche Poststellen im Kanton wurden in den letzten Jahren geschlossen und durch Agenturen ersetzt. In den Gemeinden des Sense- und Seebezirks ist das Echo auf diese Entwicklungen recht unterschiedlich. Auf der einen Seite stehen die Dörfer, die nach wie vor eine Poststelle haben und um deren Zukunft bangen – auf der anderen Seite diejenigen, die den Schritt von der Poststelle zur Postagentur bereits verdaut zu haben und nicht schlecht damit zu leben scheinen.

«Agentur ist keine Alternative»

Auf der Seite derer, die nach wie vor hoffen und bangen, stehen Gemeinden wie Kerzers, Gurmels, Plaffeien, Giffers und St. Antoni. «Noch haben wir eine Poststelle», sagt Daniel Riedo, Gemeindepräsident von Gurmels. «Doch Anfang 2018 will die Post prüfen, ob sie sie schliessen will.» Gurmels sei sehr froh um seine Post. Und zu einem Dorf mit über 5000 Einwohnern gehöre einfach eine eigene Poststelle. «Eine Agentur ist keine Alternative für uns», so Riedo.

«Wir haben ein Schreiben von der Post bekommen, das besagt, dass unsere Poststelle bis 2021 unverändert bleibt», sagt Nicole Schwab, Gemeindepräsidentin von Kerzers. Doch die Zeit bis dann dürfte schnell vergehen. Und 2021 werde man wohl weiterführende Informationen erhalten. Auch Kerzers sei als Zentrumsgemeinde froh darüber, dass sie weiterhin eine eigene Poststelle habe.

«Wir brauchen unsere Post», heisst es auch beim Plaffeier Ammann Otto Lötscher, «und wir hoffen, dass sie uns auch in Zukunft erhalten bleibt.» Immerhin sei Plaffeien gemäss dem regionalen Richtplan ein interkommunales Zentrum. Eine Poststelle sei demgemäss von grosser Bedeutung für das Dorf.

«Nächstens haben wir eine Sitzung mit den Verantwortlichen der Post», sagt Othmar Neuhaus, Ammann von Giffers. «Ob unsere Poststelle weiter besteht, ist derzeit noch offen. Ich hoffe aber sehr, dass das der Fall ist.» Eine Poststelle sei ein wichtiges Element der Infrastruktur, das in ein interkommunales Zentrum gehöre.

«Wir überprüfen derzeit zusammen mit der Post die Lage», sagt Cornelia Rappo-Brumann, Vizepräsidentin von St. Antoni. «Im Moment haben wir noch eine Poststelle, und die würden wir auch gerne behalten.» Die entscheidenden Gespräche seien aber noch ausstehend.

«Wir haben uns arrangiert»

In den Gemeinden, in denen der Paradigmenwechsel von der Poststelle zur Agentur bereits Tatsache ist, tönt es interessanterweise ganz anders. «Als unsere Poststelle schloss, gab es zunächst Unruhe im Dorf», sagt etwa Louis Casali, Ammann von Bösingen. «Aber in der Zwischenzeit haben wir uns mit der Postagentur im Dorfladen arrangiert.» Auch der Umsatz des Dorfladens sei dadurch angestiegen. Viele Bösinger hätten für den Erhalt der Poststelle gekämpft. Aber die Post habe dem Dorf die Zahlen vorgelegt, die einen dramatischen Rückgang der Frequenzen belegt hätten. Ganz im Gegensatz zur aufgegebenen Post sei bei der ausgelieferten Post überhaupt kein Rückgang festzustellen – im Gegenteil. Dies, weil immer mehr Leute Dinge bei Internet-Diensten wie Zalando bestellen würden.

Ähnlich sieht es der Jauner Ammann Jean-Claude Schuwey. «Wir haben seit Dezember 2016 eine Agentur in der örtlichen Bäckerei», sagt er. Das Echo darauf sei im Dorf durchwegs positiv. Denn die Poststelle sei zuvor nur noch zweieinhalb bis drei Stunden täglich geöffnet gewesen, während die Postagentur den ganzen Tag offen sei. Aufgrund der speziellen Situation als deutsche Sprachinsel im Greyerzbezirk habe Jaun die Schliessung seiner Post länger als andere Gemeinden hinauszögern können. Aber 2015 sei der definitive Beschluss zur Schliessung gefallen. «Nun versuchen wir, mit unserer Agentur zurechtzukommen.» Schade sei einzig, dass auf dieser keine Barzahlungen mehr möglich seien. Wer nicht mit E-Banking arbeite, müsse nun auf den Briefträger warten, wenn er seine Zahlungen von zu Hause aus aufgeben wolle. Andererseits würden auch immer mehr Senioren auf E-Banking vertrauen.

«Bei uns hat sich das Thema Poststelle erledigt», sagt auch Hubert Schibli, Ammann von Alterswil. «Unsere Poststelle schloss schon vor über drei Jahren, und unsere Agentur im Dorfladen läuft gut.» Grosse Diskussionen löse das Thema nicht mehr aus. «Natürlich wäre es schön, wenn wir noch eine Post hätten», so Schibli. «Aber für die Jungen ist das sowieso kaum mehr wichtig.» Es sei viel einfacher, in die Postagentur zu gehen als in die über fünf Kilometer entfernte, nächste Poststelle in Tafers. Und für Bareinzahlungen stehe ja auch die Raiffeisenbank im Dorf zur Verfügung, sofern man ein Konto bei ihr habe.

Einen Spezialfall stellt St. Ursen dar. Hier ist die Postagentur von der Gemeindeverwaltung gleich selbst übernommen worden. «Eine leidige Geschichte», räumt der Gemeindeammann Albert Studer ein. Die Gemeinde habe einen Rahmenvertrag mit der Post, der aus einer pauschalen Entschädigung und einer umsatzabhängigen Entschädigung bestehe. Wegen der vielen Internetbestellungen über Zalando und ähnliche Dienste nehme nun der pauschal entschädigte Teil immer mehr zu, während der umsatzabhängige Teil wie der Verkauf von Briefmarken stagniere. Als Lösung überlege sich die Gemeinde, die Postagentur künftig nur noch vier statt fünf Tage pro Woche geöffnet zu haben.

Personalverband

In einer fundamentalen Transformation

«Der grösste Teil der Poststellen wurde bereits geschlossen», sagt René Fürst vom Personalverband Transfair. «Im Sensebezirk wurden in den letzten zehn Jahren 13 Poststellen geschlossen. Fünf sind bis 2020 garantiert, zwei befinden sich in Prüfung, Giffers und St. Antoni.» In zehn Gemeinden werde der Postservice bereits durch Partner, also Agenturen, ausgeübt. In zwei Gemeinden gebe es einen Hausservice. «Im Seebezirk wurden 18 Poststellen geschlossen», so Fürst weiter. «Vier sind garantiert bis 2020, eine befindet sich in Prüfung.» Schliesslich werde es im Seebezirk noch vier bis fünf Poststellen geben.

Von den Abbauplänen betroffen seien momentan insgesamt rund 100 Mitarbeiter. Schon heute sei die überwiegende Mehrheit der Postnetzangestellten in Deutschfreiburg nur noch teilzeitlich tätig. Entsprechend hoch sei auch der Frauenanteil. «Wenn es so weitergeht, muss man irgendwann von Plasselb aus in die Stadt Freiburg auf die Post arbeiten gehen», sagt Fürst. Die Verunsicherung bei den Postangestellten sei dementsprechend gross – da sie nicht wissen, wie es nun weitergehen solle, und weil durch weitere Rationalisierungsprojekte wohl Arbeitsvolumen an grosse Briefsortierzentren verloren gehen und als Konsequenz zusätzlich Beschäftigungsgrade reduziert würden.

Auch diejenigen, deren Poststelle bis 2020 als garantiert gelte, seien davon betroffen. Denn was sei nachher? Nicht zuletzt würden auch an den Hauptsitzen der Post Schweiz AG, der Postfinance AG und der Postauto AG in Bern viele Pendler aus Freiburg beschäftigt. «Bei den angekündigten Abbauprojekten im mittleren und oberen Kader verlieren mutmasslich auch einige davon ihre Stelle», so Fürst. «Die Post befindet sich in einem fundamentalen Transformationsprozess», hält er fest. «Schweizweit werden in den nächsten Jahren 400 weitere Poststellen abgebaut. Davon sind weit über 1000 Mitarbeitende betroffen»

jcg

 

Bund

Auftrag zur Grundversorgung soll enger definiert werden

Die nationalrätliche Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen möchte den gesetzlichen Auftrag der Post zur Grundversorgung enger definieren. An ihrer gestrigen Auswärtssitzung in Winterthur hat sie dem Nationalrat mit 24 zu 1 Stimmen beantragt, die ständerätliche Motion zur strategischen Poststel­lennetz-Planung anzunehmen. Das teilte das Sekretariat der Kommission mit. Die Motion nimmt zwei wichtige Anliegen der grossen Kammer auf, nämlich eine stärkere Berücksichtigung regionaler Erreichbarkeitskriterien sowie eine verlässliche und nachhaltige Planung des Umbaus der Post. Darüber hinaus verlangt sie einen stärkeren Einbezug des Parlaments, weil der Bundesrat nach Ansicht der Räte seinem Unternehmen zu wenig klare Vorgaben gemacht habe und die Post beim Umbau ihres Poststellennetzes «teilweise unsensibel» vorgegangen sei. Die Kommission traf sich gestern auch mit dem Präsidenten der Eidgenössischen Postkommission Postcom, Hans Hollenstein, zu einer Aussprache.

jcg

 

Meistgelesen

Mehr zum Thema