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Das leere Heiligtum

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Morgen begehen wir den Eidgenössischen Dank-, Buß- und Bettag. Auf Französisch und Italienisch kommt das Fasten dazu: Jeûne fédéral; Digiuno federale. Der Bettag ist ein staatlich angeordneter Feiertag. Historisch geht er zurück auf Zeiten der Not, deren Überwindung die politischen Kräfte überstieg. Zugleich sollte er den Zusammenhalt der christlichen Traditionen fördern. Darin war er erfolgreich: Ökumenische Initiativen begleiten den Tag, und die Beteiligung von muslimischen und jüdischen Gemeinschaften fördert die Versöhnung jenseits religiöser Differenzen.

Der Bettag ist Ausdruck dessen, was man «Zivilreligion» nennt. Für die einen ist das zu viel, für die anderen zu wenig: Religion darf man nicht staatlich verordnen, sagen die Anhänger des säkularen Zeitalters. Religion kann man nicht staatlich verordnen, meinen die Gläubigen konkreter Bekenntnisgemeinschaften. Trotz immer neuer Debatten haben sich in der Schweiz bislang beide Gruppen auf eine Verfassung geeinigt, die mit «Im Namen Gottes, des Allmächtigen» beginnt. In dieser Verwendung – so müssen alle zugestehen – ist der Gottesname ein «leeres Heiligtum»: Christen wie auch andere Religionsgemeinschaften füllen es im eigenen Rahmen mit ihrer Glaubenslehre, Atheisten und Agnostiker haben das Recht, es für inhaltslos zu halten.

Und doch ist diese Religion mit ihrem leeren Heiligtum nicht bedeutungslos. Sie bleibt ein Hinweis auf «Transzendenz» im ganz elementaren Sinne: Auf alles, was politisches Handeln nicht hervorbringt, aber für sein Gelingen benötigt und anerkennt und deshalb nicht abschaffen kann. Menschenwürde und Menschenrechte sind das konsensfähige Symbol dieses durchaus irdischen «Jenseits». Der Anspruch der ganzen Schöpfung auf ihre eigene Integrität kommt heute dazu.

Am Bettag können wir alle uns neu darauf verpflichten, das Heiligtum unseres gemeinsamen politischen Lebensraums leer zu erhalten: Wehe, wenn es mit offenen oder verborgenen Ideologien oder Gruppeninteressen gefüllt wird, und hiessen sie auch «Lebensstandard» oder «Wirtschaftswachstum». Die am Bettag bezeugte Religion ist die Entsprechung zur unabschliessbaren «Offenheit», die jede wahre Demokratie braucht. Dazu gehören stets Gebet (als Hinwendung zum anderen), Dank (für alles, wovon ich lebe), Busse (als Heraustreten aus der Egozentrik) und Fasten (als Befreiung von Abhängigkeiten).

zvg

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