Das Festival «Some of the Missing Ones» vereint neue Musik in analoger Abspieltechnik. Nach Tonkassette, Vinyl und CD geht es bis Montag im Nouveau Monde um VHS-Kassetten. Es ist einer der aufwendigsten Anlässe des Kulturzentrums.
Ein Musikfestival setzt am Wochenende auf Aufnahmetechniken, welche im digitalen Zeitalter teilweise oder ganz verschwunden sind. Initiiert und geleitet wird «Some of the Missing Ones» («einige der uns Fehlenden») vom Neuenburger Musiker Louis Jucker. Für ihn hat das analoge Revival-Festival drei positive Aspekte: das zweite Leben für alte Bänder, die nostalgische Erinnerung an die einstige Musikkonsumation und der Austausch unter Leuten, die nicht nur «Plastikkünstler» mögen. Dem 34-Jährigen ist aufgefallen:
Die Tontechniker geniessen das Festival meist besonders.
VHS-Aufnahmen auf Schiff
Das Aufnehmen wie zu alten Zeiten birgt viele technische Herausforderungen. «Jedes gewählte Medium verändert die Form des Festivals», sagt Jucker. Er hat die Idee mit den vergessenen Tonträgern 2015 entwickelt und nun von La Chaux-de-Fonds nach Freiburg gebracht. «Freiburg ist zum Vernetzen ideal gelegen und das Nouveau Monde als Zentrum perfekt.»
Beim Medium VHS haben die Macher folgendes Vorgehen gewählt: 16 Musik-Kollektive (meist Duos und Trios) nehmen am Samstag oder Sonntag irgendwo in der Region live auf. Profi-Tontechniker arbeiten dabei nur mit analoger VHS-Technik. Eine Aufnahme gibt es zum Beispiel in einem Boot auf dem Murtensee, eine in einem Lausanner Schaufenster. Unter den Musiker-Gruppen sind Crème solaire aus Freiburg, Haubi Songs aus Luzern, Omni Selassi oder Beat man aus Bern.
TV-Show daheim anschauen
Am Pfingstsonntag und -montag gibt es eine spezielle Show auf der Bühne des Nouveau Monde. 16 aufgenommene Songs und vier Live-Acts bilden den Rahmen. Das als TV-Show aufbereitete Programm kann man daheim als Live-Stream anschauen – oder in eingeschränktem Rahmen auch im Publikum. «Wir können nur je 30 Zuschauer nehmen», sagt Samuel Riedo vom Nouveau Monde. Für das Kulturzentrum sei der Anlass trotzdem der grösste und aufwendigste in dieser Saison.
Ein Besuch vor Ort lohnt sich für Analog-Nostalgiker auch wegen des Archivs mit den VHS-Aufnahmen. Zu hören sind auch Kassetten-, Vinyl- und CD-Aufnahmen früherer Jahre. Diese Mediathek soll die Festivalzeit bis zum Sommer überdauern – und bleibt dann analog gesichert. «Auch bei reinen Online-Projekten speichern wir einen Teil noch analog ab», sagt Louis Jucker. Er traut der digitalen Welt nur bedingt.
Kommentar (0)
Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.
Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.