Das Personal ist am Anschlag
RB Jaun will Kunden besser bedienen – dank einer Fusion
Da die Raiffeisenbank (RB) Jaun aufgrund des Personalbestandes, der aus Kostengründen nicht erhöht werden kann, den gesetzlichen Anforderungen inskünftig nicht mehr genügen kann, soll sie mit Charmey fusionieren. Zu diesem Schluss kommen Bankleitung und -behörden.
Von WALTER BUCHS
Vor anderthalb Jahren ist der Antrag für eine Fusion abgelehnt worden. In der Zwischenzeit sahen sich die Verantwortlichen wieder gezwungen, sich mit dem Zusammenschluss der Raiffeisenbanken des Jauntales zu befassen, wie sie im August den Genossenschaftern mitteilten. Am vergangenen Freitag hat hiezu in Jaun eine Orientierungsversammlung stattgefunden.
Gründe für eine Fusion
Verwaltungsratspräsident Paul Jaggi stellte vor den rund 70 Personen fest, dass sich die Veränderungen im Bankenumfeld im grossen Stile fortgesetzt hätten. Mehr Professionalität sei unumgänglich, was bekanntlich auch in anderen Berufssparten der Fall sei. Für Bankleiter Bertrand Romagnoli war es wichtig darauf hinzuweisen, dass neue gesetzliche Bestimmungen zusätzliche Anforderungen an die interne Kontrolle und an die Behandlungen der Bankgeschäfte stellten. Zudem müssten neu die Stellvertretungen lückenlos sichergestellt sein. Das sei mit den 3,5 Personaleinheiten nicht zu bewerkstelligen, weshalb das Personal enorm belastet sei.
Bankleiter Romagnoli machte weiter darauf aufmerksam, dass die Kundenerwartungen zunehmen. Es sei beispielsweise kaum möglich im Bereich der Vorsorge eine Kundenberatung zur Zufriedenheit sicherzustellen. Dabei schlafe auch die Konkurrenz nicht, während es die «äusserst geringen Wachstumsmöglichkeiten» der RB Jaun nicht erlaubten, die stets steigenden Kosten zu decken. Im Namen des Schweizer Verbandes der Raiffeisenbanken (SVRB) unterstützte Roland Gertsch die Absichten der RB-Verantwortlichen von Jaun. Es gelte, Konkurrenz- und Leistungsfähigkeit mit zeitgemässen Dienstleistungen zu erhalten, was nur über den Weg eines Zusammenschlusses mit einer benachbarten RB möglich sei. Zudem dankte er den Verantwortlichen in Jaun für ihre Weitsicht, da jetzt noch aus einer gewissen Position der Stärke gehandelt werden könne.
Natürlicher Partner im Tal
Neben dem Bankleiter und dem Verwaltungsratspräsidenten stellten sich auch andere Mitglieder des Verwaltungs- und Aufsichtsrates hinter den Fusionsvorschlag mit der RB «Vallée de la Jogne» mit Sitz in Charmey, deren Geschäftskreis bis Broc resp. Botterens/Villarbeney reicht. Im gemeinsamen Wirtschaftsraum dränge sich dieser Partner namentlich aus Gründen der Entfernung und der Topografie auf, was auch Pius Lehmann, Präsident des Deutschfreiburger Verbandes der RB, als sinnvoll bezeichnete.
Die einzelnen Redner hoben im Weiteren hervor, dass das Ziel der Operation darin bestehe, dank der zu gewinnenden Synergien die Geschäftsstelle in Jaun zu erhalten. Hiezu betonte Bankberater Gertsch: «Der beste Garant für den Standort Jaun ist, dass die Bewohner auch weiterhin mit der Dorfbank geschäften.» Versichert wurde zudem, dass kein Arbeitsplatzabbau stattfinde, auch wenn aufgrund der Verlagerung der Administration allenfalls eine Arbeitsplatzverschiebung in Betracht gezogen werden müsse. Zudem könnten dann auch wieder Lehrlinge ausgebildet werden, was heute kaum mehr möglich sei. Schliesslich wurde zugesichert, dass auch künftig Kundenberatung, Bankkorrespondenz und -verträge sowie die Geschäftsberichte in deutscher Sprache erfolgen resp. abgefasst sein werden.
Noch bestehen Vorbehalte
Ammann Jean-Claude Schuwey gab bekannt, dass der Gemeinderat nicht im Sinn habe, die Bevölkerung in die eine oder andere Richtung zu beeinflussen. In jedem Fall sollten die Bewohner aber der Dorfbank treu bleiben, unabhängig davon, wie der Entscheid herauskomme. Zudem gab er bekannt, dass er ein Schreiben erhalten habe, wonach die Gemeinde Jaun auch in Zukunft Steuern gemäss Anteil der Bilanzsumme erhalten werde.
Trotz aller Zusicherungen wurde in der Diskussion die Befürchtung laut, dass die Fusion nur ein erster Schritt sein könnte, später die Geschäftsstelle in Jaun zu schliessen. Die Jauner könnten dann ja überstimmt werden. Zweifel wurden auch bezüglich des Gebrauchs der deutschen Sprache laut, ob wie vorgesehen eine Orientierungsversammlung in deutscher Sprache in Jaun dann auch durchgezogen wird. Um die Chancen des Projekts zu erhöhen legte Berthold Rauber, Tafers, deshalb den Verantwortlichen ans Herz, den Fusionsvertrag den Genossenschaftern vorzulegen, der die Zusicherungen betreffend Steuern, Orientierungsversammlung, Lehrlingsausbildung usw. – allenfalls in einem Anhang – enthält.
Gemäss Fahrplan soll der Fusionsvorschlag der Generalversammlung in Jaun im April unterbreitet werden. Anschliessend hätte die GV RB «Vallée de la Jogne» darüber zu befinden. Wenn beide Versammlungen zustimmen, würde der Zusammenschluss rückwirkend auf den 1. Januar 2004 in Kraft treten.