Spätestens diesen Herbst wird der Westschweizer Verein Orif die Aktivitäten und das Personal der spezialisierten Berufsbildungsstätte Prof-In in Courtepin übernehmen. In einem zweiten Schritt übergibt die Stiftung Prof-In ihren neuen Partnern auch die zahlreichen Gebäude der Schule in Courtepin. Dies gaben die Verantwortlichen der beiden Organisationen in Freiburg bekannt. «Das ist eine exzellente Lösung», freute sich Prof-In-Direktor Claude Baechler.
Da beide Institutionen im selben Bereich arbeiten, der sozialen und beruflichen Integration von jungen Menschen mit psychischen und physischen Beeinträchtigungen, ergänze man sich perfekt, erläuterte Baechler. Das Ziel sei, jungen Menschen den (Wieder-)Einstieg in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen, damit sie nicht mehr oder weniger auf IV-Beiträge angewiesen sind. Orif betreut zudem auch Erwachsene. Mit der Vereinbarung könne das Prof-In die Probleme der letzten Jahre abschliessen und zuversichtlich in die Zukunft schauen, so Baechler: «Mit dieser Vereinigung sichern wir die Aktivitäten in Courtepin.» Und dies, ohne an der Qualität der Dienstleistung zu schrauben.
Synergien nutzen
Die Verhandlungen laufen gemäss den Verantwortlichen schon seit zwei Jahren. Konkret wird das Prof-In zum elften Standort von Orif. Die Partner haben vereinbart, dass die Stellen in Courtepin nicht nur beibehalten werden: Da Orif im Norden des Kantons Freiburg seine Aktivitäten in der Erwachsenenarbeit ausbauen will, rechnet das Prof-In sogar bald mit mehr Mitarbeitern. Weder ihre Löhne noch ihr Status werden geändert.
Das Prof-In war in der letzten Zeit wegen der Kürzung von staatlichen Beiträgen sowie hohen Zinszahlungen vergleichsweise teuer und damit nicht mehr wettbewerbsfähig. Einige IV-Stellen hatten mit dem Ausstieg gedroht. «Wir mussten unter diesen Umständen etwas machen», so Baechler. Er ist überzeugt, im Verbund könne man diese Probleme meistern. Orif-Direktor Dominique Rast geht davon aus, dass die beiden Partner gemeinsam günstigere und qualitativ hochstehende Dienstleistungen erbringen können. «Wir sind überzeugt, dass wir auf dem richtigen Weg sind», so Rast. Die Partner erhoffen sich konkret Synergien im betrieblichen Bereich und setzen auf die finanzielle Sicherheit, die eine Organisation von dieser Grösse gewährt. Im Vergleich mit der Privatwirtschaft entspricht Orif mit neu gegen 500 Mitarbeitenden einem grösseren Unternehmen. Ausserdem hat Orif gute Kontakte zur Wirtschaft, vor allem zu grösseren Arbeitgebern. Das erleichtert dem Verein die Bemühungen.
Prof-In verschwindet
Am Vorabend sei das Zusammengehen dem Personal und anderen Akteuren erläutert worden. Das Personal habe das Projekt–nach dem Trubel der letzten Monate und Jahre–mehrheitlich positiv aufgenommen, sagte Rast. Laut Jean-Marc Groppo begrüsst der Stiftungsrat, dessen Sekretär er ist, die Allianz. Nun müssten die rechtlichen Punkte noch abgeklärt werden.
Bald heisst das Prof-In «Orif Courtepin» und die Stiftung wird danach aufgelöst. Und–,auch wenn Direktor Rast es erst als Vision verstanden haben will–Orif erhält mit der zweisprachigen Schule im Seebezirk eine Brücke zum interessanten Deutschschweizer Markt. Denn über ein Viertel der Jugendlichen im Prof-In spricht Deutsch. Entsprechend sind die Kurse ausgestaltet.
Zahlen und Fakten
Zwei Organisationen mit vielen Gemeinsamkeiten
Die Westschweizer Organisation für Integration und berufliche Ausbildung (Orif) gibt es seit 1948. Der Sitz des Verbundes ist in Aigle/VD, seit Anfang 2013 ist er an zehn Standorten tätig. Seit drei Jahren führt er ein Zentrum in Vaulruz. Das Prof-In wurde 1946 in Courtepin als Aktivität der Caritas im Rahmen des Foyer St-Joseph gegründet. Der Zweck war, Menschen mit Behinderungen eine Arbeitsmöglichkeit zu geben. Seit 1956 wirkt die Institution als Zentrum für Aus- und Berufsbildung. Seit 2009 wird sie durch die Stiftung Prof-In geführt. Orif wie Prof-In geben Menschen mit gesundheitlichen Problemen eine Berufsausbildung, oft im Auftrag von IV-Stellen verschiedener Kantone. 45 Prozent der Klienten im Prof-In stammen aus dem Kanton Freiburg, für den Rest wird die Institution von ausserkantonalen Stellen mandatiert. Die Zahl der Mitarbeiter von Orif steigt um 70 auf gegen 500 Angestellte, die rund 2000 Jugendlichen und Erwachsenen Aus- sowie Weiterbildung in rund 30 Berufen geben. In beiden Institutionen beträgt die Integrationsquote in den Arbeitsmarkt über 80 Prozent. Gemeinsam kommen sie auf ein Jahresbudget von 74 Millionen Franken.fca