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Das Projekt Halbtags

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Aldo Fasel

Gerhard Warlich, Hauptfigur des Romans von Wilhelm Genazino, ist, wie wir landläufig sagen, ein komischer Kauz. Er hat Philosophie studiert und in diesem Fach sogar einen Doktortitel erworben. Nun arbeitet er aber schon seit vielen Jahren als Leiter einer Wäscherei, nachdem er nach dem Studium dort als Aushilfsfahrer angefangen hatte und ohne viel Zutun zum Geschäftsführer aufgestiegen war.

Die Tatsache, dass er für diese Arbeit eigentlich «hoffnungslos überqualifiziert» ist, scheint ihm nichts auszumachen. Er lebt in ehelichen Verhältnissen mit der Bankangestellten Traudel. Die beiden haben sich bequem eingerichtet und führen ein unspektakuläres, materiell sorgenfreies Leben.

Angst vor Verantwortung

So weit, so gut!? Nein, eben nicht! Was ist passiert? Als seine lebenslustige und sympathische Partnerin ihm ihren sehnlichsten Kinderwunsch eröffnet, gerät sein Lebenskonzept ins Wanken. Er ängstigt sich vor der Zerstörung der liebgewonnenen und bequemen Verhältnisse. Die Angst vor Übernahme von Verantwortung für ein Kind und eine richtige Familie wirft ihn regelrecht aus der Bahn.

Erholung am Nachmittag

Zu allem Überdruss verliert er noch, teilweise aus eigenem Verschulden, seinen Job in der Wäscherei. Auf so viel Unbill und Unvorhergesehenes ist er schlicht nicht vorbereitet, im Gegenteil, er hat ganz andere Pläne und Ideen: «Wenn ich könnte, würde ich das Projekt Halbtags erfinden. Jeder Mensch sollte das Recht haben, sich in der zweiten Hälfte des Tages von der ersten zu erholen.»

Stets ist er bemüht, sein Leben irgendwie zu meistern, dem an und für sich trostlosen Alltag das Bestmögliche abzugewinnen und sich halt irgendwie durch das graue Einerlei zu mogeln. Man könnte in diesem Zusammenhang von Warlichs mehr oder weniger geglückten Alltagsbewältigungsstrategie sprechen.

Sein und Schein

Seelisch ist die Welt des Ich-Erzählers Warlich zwar unbefriedigend, aber der äussere Schein wird aufrechterhalten.

Kann das gut gehen? Wenn auch das Thema jedermann angehen kann, so haben wir hier doch ein Buch vorliegen, das sich an anspruchsvolle Leser richtet. Genazinos Sprache laviert zwischen Ironie und Melancholie und ist stilistisch phasenweise sehr eigenwillig.

Ein trauriger Held

Die Sätze sind nicht ganz einfach konstruiert, teilweise gar recht verschachtelt. Gerhard Warlich, ein trauriger, aber sympathischer Held, ist kein Gewinnertyp, kein opportunistischer Berufsoptimist, aber er trotzt der Banalität des Alltags und seiner Schwermut, er funktioniert, so gut es geht. Doch die eigentliche Gretchenfrage, die Frage nach dem Sinn des Lebens, lässt ihn nie ganz los.

Ein Buch (für Männer), das zum Nachdenken anregt.

Genazino, Wilhelm: Das Glück in glücksfernen Zeiten. Roman. München: Hanser, 2009. – 157 S.

Aldo Fasel ist Leiter der Volksbibliothek Plaffeien-Oberschrot-Zumholz.

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