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Das Selbst in einer interaktiven Welt

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Kristina Soldati

Wenn der Zuschauer für Fabienne Bergers «Screen Sisters» in den Mummenschanz-Saal des Espace Nuithonie einzieht, ist die Bühnenmitte schon besetzt: Eine kinoleinwandgrosse Bildfläche spannt sich dort in unser Blickfeld. Manche Neugierigere tummeln sich an der Bühnenrampe, wie erwartungsvolle Kinder vor der Flimmerkiste.

Als der Film anläuft, unscharf mit endlos bewegter Kamera, die drei buntgekleideten Neugierigen als Akteure nahen und die Bühnenmusik als synthetische Tonspur rauscht, ahnen wir, was heute Abend verhandelt wird: unser Umgang mit Medien.

Zusammenhanglos aufgereihte Posen

Die Akteure, drei Frauen, harren in abwechselnden Betrachterposen, skeptisch, fasziniert oder gelangweilt. Ab und an bricht eine aus und rennt davon. Der Film, dem sie sich zuwenden, ist verschwommen: Eine Kamera streift über nebeneinander liegende Bilder und Fotos hinweg, ohne Chance zu fokussieren. Dann schwenkt sie um in die Gegenrichtung. Diese Technik mag wohl ein Schlüssel zu Bergers Choreografie sein.

Die beim Medienkonsum entstehenden Posen (Standbilder) reihen sich zusammenhanglos aneinander. Was sie verbindet, sind unser schweifender Blick und die Zwischenetappen der Akteure: der Posenab- und aufbau. Diese bedeutungsfreie Bewegung fädelt die Posen auf eine Kette unscheinbarer Zwischenglieder. Wie das Schwenken der Kamera den Film in Bewegung setzt, so der Umbau von Posen Bergers Choreografie.

Orientierungssuche vor dem eigenen Ebenbild

Sobald sich ein vor der Leinwand hängendes Mikrofon als live aufnehmende Kamera entpuppt, das Gesicht und Haltung der Akteure einfängt, erhält das Thema des Abends schärfere Kontur: Wie konstituiert man sein Selbst in einer interaktiven Welt? Vor ihrem ausgestrahlten Ebenbild suchen die Akteure nach Orientierung, stocken überlegend, richten sich Haar und Kleid und finden Gefallen an ihren Stellungen. Auch in die Medien eingreifend gewinnt ihre Bewegungssprache nicht an Farbe, Charakter oder Stil. Sie bleibt eine Verknüpfung von kreierten Positionen.

Das begleitende Geräusch auf der Tonspur schwillt bedrohlich an, und die Tänzer steigern und werfen sich von Pose zu Pose. Während der Bass des Soundtracks (Christian Garcia von der Gruppe Velma) sich über Boden und Stühle in unsere Körper fräst, bleibt die Bewegungsdynamik auf halber Strecke aber stecken. Gibt es kein Vorankommen ohne einen ureigenen Beweggrund?

Zögerliches Zutrauen im reellen Raum

Als schliesslich die Bühne von den Projektionen freigeräumt wird und die Tänzerinnen sich im reellen Raum wahrnehmen, erhält die Begegnung eine Chance. Die Berührungs- und Bewegungsentwöhnten finden nur ungelenk zögerliches Zutrauen und wenden sich zuletzt an uns: Wir halten uns gedeckt. Auch beim Applaus.

Weitere Vorstellung im Espace Nuithonie in Villars-sur-Glâne: Fr., 17. Oktober, 20 Uhr.

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