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Das Sprachenverhältnis an der PH gerät aus dem Gleichgewicht

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Lukas Lehmann, der bisherige Leiter der deutschsprachigen Abteilung Ausbildung Kindergarten und Primarschule der PH Freiburg, zeigt sich besorgt über die sinkende Zahl deutschsprachiger Studierenden.
Corinne Aeberhard/a

Die Lehrerausbildung im Kanton Freiburg ist auf zwei Institutionen verteilt und stellt somit einen Sonderfall dar. Der bisherige Abteilungsleiter des deutschsprachigen Studiengangs sieht dies kritisch und stellt gleichzeitig einen Rückgang an Deutschfreiburger Studierenden fest. Er sieht das Label der zweisprachigen PH in Gefahr.

Per 1. August 2021 wird Christelle Hayoz neue Abteilungsleiterin des deutschsprachigen Studiengangs an der Pädagogische Hochschule (PH) Freiburg. Dies hat die Hochschule kürzlich mitgeteilt. Hayoz tritt die Nachfolge von Lukas Lehmann an, der die PH per Ende März aus persönlichen Gründen verlässt. Nach dem Rücktritt von Katharina Mertens Fleury trat Lehmann neben Michael Piek gegen aussen als Co-Rektor auf.

Beim Rückblick auf seine Amtszeit teilt Lukas Lehmann gegenüber den FN eine gewisse Besorgnis über die weitere Entwicklung der PH Freiburg und insbesondere der deutschsprachigen Abteilung mit. «Es fehlt ein Kapitän», sagt Lehmann und meint damit weniger die Tatsache, dass die Mitglieder des Direktionsrats die PH auf Basis eines Mandats gemeinsam führen. Viel mehr wünschte sich Lehmann eine Person, die über die PH hinaus für sämtliche Freiburger Hochschulen die Richtung vorgibt und schliesslich eine eigentliche Identität erarbeitet.

Unter welches Dach?

Die PH Freiburg befindet sich derzeit in einer wichtigen Phase. Sie strebt bis 2022 die eidgenössische Akkreditierung an, damit die Freiburger Studiengänge schweizweit kompatibel sind. Für diesen Prozess wurde kürzlich Olivier Maradan neu dem Direktionsrat als Missionsverantwortlicher zur Seite gestellt. Gleichzeitig laufen schon seit längerem Überlegungen, wie man die Lehrerausbildung im Kanton Freiburg unter ein gemeinsames Dach stellen könnte. Die PH bildet in Freiburg Lehrpersonen der Kindergarten und Primarschulstufe aus. Die Universität Freiburg hingegen Lehrpersonen für die Sekundarstufe, die Mittelschulen und für die Heilpädagogik. An der PH und an der Uni umfasst die Lehrerbildung je rund 500 Studierende. Diese diversen Studiengänge werden zudem je auf Deutsch und Französisch angeboten.

Um ein solches Zusammenführen zu prüfen, hat die Erziehungsdirektion ein externes Gutachten in Auftrag gegeben. Dieses schlägt allerdings keine konkrete Lösung vor. Auch eine Arbeitsgruppe mit Vertretern der Erziehungsdirektion, der Uni und der PH hat sich mit der Frage beschäftigt und Staatsrat Jean-Pierre Siggen im Dezember einen Bericht übergeben. «Die Lösung bleibt aber auch da offen», sagt Lehmann. Varianten gebe es mehrere, sagt er. So wäre eine Organisation mit zwei Standorten denkbar; eine Institution unter dem Dach der Uni, und die PH würde sich auflösen, oder alles unter dem Dach der PH, und die Uni hätte keine Lehrerausbildung mehr. «Es gibt keine rationelle Lösung», meint Lehmann. «Es braucht einmal einen politischen Entscheid.»

Von 185 auf 16 Institutionen

Lukas Lehmann lässt den Blick zurückschweifen in die 1990er-Jahre, als es in der Schweiz 185 Ausbildungsinstitutionen für den Lehrberuf gab. Die Kantone taten sich zusammen, um mit einer Vereinbarung die Diplome gegenseitig anzuerkennen, gleichzeitig suchten sie einen Weg aus dem Wirrwarr. Viele Kantone verzichteten daraufhin auf eine eigenständige Lehrerausbildung. «Innert weniger Jahre wurde die Zahl der Ausbildungsinstitutionen schweizweit auf 16 zusammengekürzt», so Lehmann. «Aber Freiburg hat immer noch zwei.»

«Das Erfolgsmodell PH scheint sich durchzusetzen», sagt Lehmann mit Blick auf andere Kantone. So sei beispielsweise die Lehrerbildung der ganzen Nordwestschweiz unter dem Dach einer Fachhochschule. Einzig Genf habe neben Freiburg noch eine Aufteilung auf zwei Institutionen. Dort ist es aber gerade umgekehrt als in Freiburg: Die Uni kümmert sich um die Ausbildung für die Primarstufe und die PH um die für die Sekundar- und Gymnasialstufe.

«Die Aufteilung auf zwei Institutionen führt zu einem Reibungsverlust», so Lehmann. Die deutsch- und französischsprachigen Studiengänge mit jeweils anderen Lehrplänen und im Fall der Sekundar- und Gymnasiallehrpersonenausbildung an der Uni gar mit anderen Lehrdiplomen mache die Sache nicht einfacher. «Bis vor kurzem war die Profilierung einer PH noch kein Thema. Es gab keine eigentliche Konkurrenz zwischen den Kantonen, weil alle für sich ausbildeten», sagt er. Nun sei dies anders: «Die Konkurrenz durch die PH Bern ist enorm gross. Aktuell werden mehr Deutschfreiburger in Bern auf den Lehrberuf vorbereitet als in Freiburg.» Gemäss Angaben der Erziehungsdirektion sind es 80 Deutschfreiburger an der PH Bern.

Was ist die kritische Grösse?

Die Folge ist, dass in der französischsprachigen Abteilung der PH die Zahl der jährlich neuen Studienplätze von 100 auf 150 erhöht wird und diese auch belegt werden. Die 50 deutschsprachigen Studienplätze hingegen waren in den letzten Jahren nur noch zu rund zwei Drittel belegt. «Die PH Freiburg kann sich mit dem Label Zweisprachigkeit profilieren», ist Lehmann überzeugt. «Doch je weniger Deutschsprachige da studieren, umso mehr erhält die PH das Image einer französischsprachigen Hochschule. Wenn die Deutschsprachigen weniger als ein Viertel sind, wird es kritisch.» Eine Auflösung der deutschsprachigen Abteilung an der PH sei momentan keine Frage, so Lehmann. «Aber irgendeinmal schon.»

Doch der abtretende Abteilungsleiter macht darauf aufmerksam, dass die PH mit dieser Entwicklung auf dem Platz Freiburg nicht alleine dasteht. «Alle Fachhochschulen haben Schwierigkeiten, deutschsprachige Studierende anzulocken», sagte er. Die einzelnen Schulen alleine könnten dieses Problem nicht lösen, sondern müssten gemeinsam handeln. «Es braucht eine Image-Kampagne für den Hochschul-Standort Freiburg», fordert Lehmann. 

Unter zwei Direktionen

Doch da stehen einige Hindernisse im Weg. So sind die Hochschule für Gesundheit, für Technik und Architektur, für Wirtschaft und für Soziale Arbeit allesamt der Fachhochschule der Westschweiz angeschlossen mit einer klaren Ausrichtung auf die Romandie. Kommt dazu, dass die Freiburger Fachhochschulen zur Zeit der verantwortlichen Staatsräte Isabelle Chassot und Beat Vonlanthen von der Erziehungs- zur Volkswirtschaftsdirektion übergegangen sind. Nur die PH und die Uni blieben bei der Erziehungsdirektion, wobei die Uni eine grosse Selbstbestimmung hat.

Und so begründet Lehmann auch den Wunsch nach einem gemeinsamen Kapitän. Seine Schlussfolgerung ist: «Es gibt in Freiburg keine Spur von Hochschulpolitik. Zu vieles läuft über persönliche Kontakte.»

Auf dem Gelände der PH Freiburg wird deutlich mehr Französisch als Deutsch gesprochen.
Aldo Ellena/a

Erziehungsdirektion

Unter einem Dach soll die Freiburger Lehrerausbildung attraktiver werden

«Die Zweisprachigkeit der Pädagogischen Hochschule muss unbedingt beibehalten werden, um die zukünftigen Lehrer unseres Kantons auszubilden, und zwar sowohl französisch- als auch deutschsprachige.» Dies sagte Erziehungsdirektor Jean-Pierre Siggen (Die Mitte) auf Anfrage der FN. Er anerkennt, dass die PH Bern mit einem neuen Campus und einer Grösse von 2700 Studierenden sehr attraktiv sei. Für Freiburg sieht er es als Ziel, die Lehrerausbildung insgesamt zu stärken und damit ihre Attraktivität auch für Deutschsprachige zu erhöhen. «Das Ideale wäre natürlich, die zukünftigen Freiburger Lehrpersonen in Freiburg auszubilden und sie durch Praktika in unseren Schulen zu binden», so Siggen. Aus seiner Sicht führt die Attraktivität dieser Ausbildung in Freiburg über eine Zusammenführung der gesamten Lehrerbildung.

Das Dossier zur Zusammenführung werde derzeit vom kantonalen Amt für Universitätsfragen behandelt. Gemäss Jean-Pierre Siggen kam die dreiteilige Arbeitsgruppe mit Vertretern der Erziehungsdirektion, der PH und der Universität zum Schluss, dass es zwei Möglichkeiten gebe: einen Zusammenschluss innerhalb der PH und einen innerhalb der Uni. Die Varianten hätten in unterschiedlichem Mass Chancen und Risiken, die nicht unbedingt vergleichbar seien. 

Als Nächstes werde das Dossier vom Staatsrat behandelt, der dann eine Grundsatzentscheidung für das eine oder andere Modell treffen müsse, so Siggen. Anschliessend brauche es die notwendigen Gesetzgebungsarbeiten mit Vernehmlassung und Überweisung an den Grossen Rat. Erst danach könne die Umsetzung der Zusammenlegung wirklich beginnen. uh

Volkswirtschaftsdirektion

Fachhochschulen setzen auf zweisprachige Kurse

Keine aussagekräftigen Tendenzen bezüglich Deutschsprachigen kann Volkswirtschaftsdirektor Olivier Curty (Die Mitte) über die vier Freiburger Fachhochschulen für Wirtschaft, Gesundheit, Technik und Architektur und Soziale Arbeit machen. «Es ist möglich, dass die Deutschsprachigen mit der Bevölkerungszunahme im französischsprachigen Kantonsteil prozentual weniger gut vertreten sind», sagt er. Festzustellen sei aber eine starke Zunahme an Studierenden in zweisprachigen Kursen: Vor kurzem waren es bei der Hochschule für Technik und Architektur 47 Prozent und bei der Hochschule für Gesundheit 25 Prozent von einem Jahrs aufs andere. Mit den zweisprachigen Kursen hebe sich Freiburg hervor, so Curty. Die Fachhochschulen betreiben ein Marketing, auch in der Deutschschweiz. «Ganz allgemein haben unsere Fachhochschule ein gutes Renommee», so Curty.

Für ihn funktioniert die Koordination in der Freiburger Hochschullandschaft gut. «Wir haben einen engen Austausch mit der Erziehungsdirektion und auch mit der Direktion für Gesundheit und Soziales. Innerhalb der Fachhochschulen sei die Koordination durch einen Generaldirektor für alle vier Schulen gewährleistet. Dass sie zu fest an die Romandie ausgerichtet seien, befürchtet Curty nicht. «Ich selber bin noch bis Juni Präsident der Fachhochschulen Westschweiz, das ist sicher ein Vorteil. Auch im Wallis ist die Förderung der Zweisprachigkeit ein Schwerpunkt.» Einen Handlungsbedarf sieht Curty aber bei den Berufsfachschulen, wo Deutschfreiburger im Kanton oft die kritische Grösse nicht erreichen und kein passendes Angebot vorfinden. uh

Zahlen und Fakten

Deutschsprachige an Fachhochschulen

An den vier Freiburger Fachhochschulen machen die deutschsprachigen Studierenden gemäss Generaldirektor Jacques Genoud einen kleinen, aber stabilen Anteil aus. Bei der Hochschule für Soziale Arbeit gibt es Studiengänge nur auf Französisch, aber jährlich würden einige Studierende einen Austausch mit der Berner Fachhochschule machen. An der Hochschule für Gesundheit hat die Ausbildung zur Pflegefachperson 415 Studierende; 63 absolvieren zweisprachige Kurse, von ihnen sind 12 deutschsprachig. Die zweisprachige Ausbildung in Homöopathie absolvieren 142 Studierende, davon 45 deutschsprachige.

An der Hochschule für Wirtschaft sind von 580 Studierenden 116 deutschsprachig. Von ihnen besuchen 70 Kurse auf Deutsch und 46 zwei- oder dreisprachige Kurse. An der Hochschule für Technik und Architektur sind von 910 Studierenden insgesamt 69 deutscher Sprache; 66 von ihnen besuchen zweisprachige Kurse und 3 wählten Kurse auf Französisch. uh

Kommentar (1)

  • 29.03.2021-Matthias Rentsch

    Der Attraktivität der Angebote für Deutschfreiburger auf Fachhochschulebene und bei den Berufsschulen geht zurück. Immer häufiger absolvieren Deutschfreiburger ihre Ausbildungen ausserkantonal, um eine Ausbildung in ihrer Muttersprache geniessen zu können. Die Ausbildungen im Kanton Freiburg sind auf die Bedürfnisse der Frankophonen ausgerichtet. Bei der Hochschule für Soziale Arbeit gibt es Studiengänge nur auf Französisch. Ein Problem ist die Unterstellung der Freiburger Fachhochschulen unter das Dach der Fachhochschule Westschweiz/Haute école Spécialisée de Suisse occidentale. In diesem Zusammenschluss, welche ausschliesslich auf die Romandie ausgerichtet ist, werden die Deutschsprachigen zu einer verschwindenden Minderheit. Sie werden da kaum mehr wahrgenommen. Als zweisprachiger Brückenkanton sollte der Kanton Freiburg verstärkt den Blick auch auf Deutschfreiburg und die Deutschschweiz richten und auch Kooperationen mit den deutschsprachigen Kantonen suchen.

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