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«Das Stadion Natur hat nonstop offen»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Kaum ein anderer ist so im Laufsport verwurzelt wie Markus Ryffel. Der 60-jährige Berner ist Olympia-Medaillengewinner, x-facher Schweizer Meister, Schweizer Rekordhalter über 3000 und 5000 Meter und neunfacher Murtenlauf-Sieger (zwischen 1976 und 1987). Im Anschluss an seine Karriere gründete er zusammen mit Bruder Urs und Markus Bill ein Sportartikel-Unternehmen und war Geschäftsführer der Ryffel Running Shops Bern und Uster. Nach der Schliessung dieser Shops werden schweizweit bis Ende Jahr zwanzig Ryffel Running by SportXX bestehen. Heute ist Ryffel Geschäftsführer der Markus Ryffel’s GmbH und bietet Workshops, Aktivferien, Coachings und Events (Schweizer Frauenlauf, Survival Run, Greifenseelauf, Nachwuchslauf) an. Im FN-Interview erklärt Ryffel, warum der Laufsport im Trend ist, welche Rolle Volksläufe wie der Murtenlauf vom nächsten Sonntag spielen und ob der Jogging-Boom anhalten wird.

 

 Markus Ryffel, der Laufsport boomt in der Schweiz ungebrochen. Weshalb?

Dafür gibt es viele Gründe. Einer ist, dass beispielsweise Veranstaltungen wie der Murtenlauf heute ein Event für alle sind. Eine Familie, vom Primarschüler bis zum Senior, kann gemeinsam teilnehmen. Das ist das Faszinierende. Dieses Gemeinschaftsgefühl gibt es nur in wenigen Sportarten. Gleichzeitig können sich die Teilnehmer mit der Weltklasse messen. Auch das ist nicht in vielen Sportarten möglich. Im Tennis wird man nicht gegen Roger Federer antreten können, beim Murtenlauf kann es aber sein, dass man mit einer Maja Neuenschwander laufen kann, auch wenn sie in diesem Jahr nicht dabei ist.

 

 Welche Rolle spielt die Gesundheit bei diesem Trend?

Die körperliche Aktivität im Alltag ist in den Hintergrund gerückt. Vor 50 Jahren wurden noch 95 Prozent des Bruttoinlandprodukts durch körperliche Tätigkeiten erwirtschaftet. Heute sind es rund zwei Prozent. Der Mensch ist gut beraten, regelmässig körperliche Aktivitäten zu betreiben. Und das Jogging ist nun einmal am effizientesten. Das Stadion Natur hat sieben Tage die Woche 24 Stunden geöffnet, gratis. Joggen hält nicht nur körperlich, sondern auch geistig fit. Der gesundheitliche Aspekt lässt immer mehr Personen die Laufschuhe schnüren.

 Konnte diese Entwicklung vorausgesehen werden?

Wenn man den Trend aus den USA berücksichtigt, ist das bewegungsarme Zeitalter auch bei uns vorangeschritten. In Deutschland beispielsweise gibt es acht Millionen Menschen, die an Diabetes Typ 2 leiden, also der Unfähigkeit, Blutzucker in Energie umzuwandeln. In der Schweiz sind es eine halbe Million Menschen. Der wirkungsvollste Schutz gegen diese Krankheit ist Bewegung. Erst vergangene Woche mussten wir zudem zur Kenntnis nehmen, wie die Krankenkassenkosten weiter angestiegen sind. Da gilt es, präventiv mit Bewegung dagegen anzukämpfen. Die Gesundheit spielt bei diesem Trend eine grosse Rolle. Es ist toll, dass sich so viele Bürgerinnen und Bürger selbst um ihre Gesundheit kümmern.

 Heute laufen Hunderttausende, wie aber sah die Laufsportszene in den 70er-, 80er-Jahren aus?

Grundsätzlich war es eine Zeit, in der Jogger verständnislos belächelt worden sind. Das hat sich geändert. Heute wird einem Läufer verständnisvoll zugelächelt. Es war auch eine Zeit ohne Handytasche, ohne Kopfhörer, ohne Trinkgurt, ohne Pulsuhren und ohne Kompressionssocken. Man ist damals einfach losgelaufen. Ausserdem ist die Musik im Laufsport zu einem zentralen Thema geworden. 1984 war Elton Johns Song «To Low for Zero» in der Hitparade. Die Musik begleitete einem bis zum Hausausgang. Bestenfalls hörte man noch ein paar Brocken Musik beim Vorbeilaufen an der Freiburger Motta. Der Zeitgeist hat sich enorm geändert. Das trägt dazu bei, dass die Laufszene eine sehr erlebnisreiche Szene geworden ist.

Es fällt auf, dass immer mehr junge Frauen joggen.

Das ist insofern nicht ein neues Phänomen, als dass der mittlerweile 30 Jahre bestehende Schweizer Frauenlauf inzwischen über 15 000 klassierte Läuferinnen aufweist. Wenn es um die Gesundheit geht, verfügen Frauen über eine einzigartige innere Uhr. Sie spüren, dass das Laufen etwas vom Effizientesten in diesem bewegungsarmen Zeitalter ist. In den USA gibt es schon Laufveranstaltungen wie etwa den Marathon in San Diego, bei dem mehr Frauen als Männer ins Ziel kommen. Die Frauen sind auf der Überholspur, in jeder Beziehung.

 

 Entspricht es dem Zeitgeist, dass immer mehr Personen nicht nur für sich laufen, sondern an Rennen teilnehmen?

Wenn ich an den Murtenlauf denke, dann läuft man miteinander und nicht gegeneinander. Es ist eine Laufparade, ein Volksfest, das man gerne mit Gleichgesinnten teilt. Neu ist, dass nicht nur um die Endzeit und den Rang gelaufen wird, sondern auch wegen dem Bad in der Menge. Wenn ich an die vielen Zuschauer bei La Sonnaz oder in der Stadt Freiburg denke, dann ist das ein wichtiger Bestandteil, die Belohnung der Hauptdarsteller des Laufs. Was den Wettkampf betrifft, ist es ein Gemeinschaftserlebnis. Im Training gibt es zum Beispiel viele Bürogemeinschaften. Auch das verbindet. Das ist die tolle Seite am Sport. Wie bereits erwähnt, das Stadion Natur ist sieben Tage die Woche geöffnet. Deshalb gibt es keine Ausreden. Der Morgenmuffel trainiert am Mittag, ein anderer nach Feierabend.

 

 Inwiefern ist der Start an einem der unzähligen Volksläufe der Schweiz gleichzeitig eine Motivation?

Sich im Leben Ziele zu setzen, ist immer etwas Wertvolles. Wenn ich mich im Frühling dazu entschliesse, am Murtenlauf teilzunehmen, dann gehe ich regelmässig trainieren. Joggen ist die Antwort auf die Todesursache Nummer 1, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Regelmässigkeit ist entscheidend. Wenn ich eine Prophylaxe betreiben will, dann macht es Sinn, dreimal die Woche laufen zu gehen. Dank dem Ziel Murtenlauf kann ich mich überwinden, im beruflichen Alltag Zeitfenster für das Training zu finden.

 

 Ist die Schweiz im internationalen Vergleich besonders laufsportaffin?

Das ist eigentlich ein globales Phänomen. In Neuseeland, am anderen Ende der Welt, ist es ähnlich. Laufen ist eben ein Gemeinschaftserlebnis, das man gerne miteinander teilt. Es gibt weltweit kaum eine Stadt mit einem sportlichen Image, die nicht über einen Lauf-Event verfügt, sei es der New-York-Marathon oder der Halbmarathon von Mailand. Gleiches findet sich in Moskau oder Sydney wieder. Ein Lauf gehört zur Eventszene und dem sportlichen Image einer Stadt oder Kleinstadt einfach dazu.

 

 Der Murtenlauf ist der älteste Volkslauf der Schweiz. Welche Bedeutung kommt diesem Event heute noch zu?

Der Murtenlauf ist Laufgeschichte. Er hatte Höhen und Tiefen. Die Veranstalter mussten lernen, dass es nicht nur darum geht, von Murten nach Freiburg zu laufen, sondern dass er ein Event für alle sein muss.

 

 Können Sie das an einem Beispiel festmachen?

Als 18-Jähriger wurde ich bei meiner ersten Teilnahme disqualifiziert. Ich war damals der europaweit schnellste Läufer über die 5000-m-Distanz. Mein Gesuch für einen Start wurde aber abgelehnt, weil mir nicht zugetraut wurde, die 16 Kilometer zu laufen. Ich bin dann unter dem Namen meines älteren Bruders Urs an den Start gegangen und kam als Dritter ins Ziel, ehe ich nachträglich disqualifiziert wurde. Es war damals eine andere Zeit. Über die Jahre hat es der Murtenlauf nun geschafft, sich zu modernisieren. Ich habe mir das im letzten Jahr selber angeschaut. Heute ist er ein Event für alle mit über 10 000 Klassierten. Es ist letztlich wie in einem Unternehmen; es geht darum, den Zeitgeist zu treffen. Die neue Crew hat das geschafft, und der Murtenlauf gehört wieder zu den zehn grössten Laufevents der Schweiz.

 

 Sie gewannen den Murtenlauf neun Mal. Welche Erinnerungen haben Sie?

Schon damals hatte es Weltklasseläufer am Start, aus Südafrika und auch teilweise bereits aus Afrika. Speziell war, dass der Murtenlauf zu dieser Zeit als inoffizielle Schweizer Strassenmeisterschaft gegolten hatte. Dementsprechend gross war die Ausstrahlung.

 

 Der Laufsport ist nicht zuletzt ein grosser Markt mit immer mehr Equipment oder aber Angeboten wie Lauflagern und Ähnlichem geworden. Die Läufer sind bereit, Geld in den Sport zu investieren.

Das ist richtig. Aber in Sachen Preis-Leistungs-Verhältnis ist das Laufen im Gegensatz zu anderen Sportarten wie dem Skifahren oder dem Tennis immer noch sehr günstig und effizient. Die beste Antwort auf die heutige Geisel Nummer 1, die Herz-Kreislauf-Beschwerden, ist das Ausdauertraining. Dessen müssen wir uns bewusst sein. Laufen entspricht der Natur des Menschen. Und die Bewegung ist neben der Ernährung der entscheidende Faktor für ein beschwerdefreies Leben. Das Preis-Leistungs-Verhältnis beim Joggen ist einzigartig.

 

 Wie sehen Sie die Zukunft des Laufsports, hält der Boom unvermindert an?

Wenn die Gesundheitskosten weiter so rasant ansteigen, kommen wir nicht daran vorbei, Ausdauersport zu betreiben, sei es Langlauf, Velo oder joggen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das ändern wird, solange die körperliche Inaktivität einen so grossen Stellenwert hat. Eine neue Tendenz ist, dass die Jugend das Laufen entdeckt. Wir müssen uns bewusst sein, dass aus den USA auch negative Trends rüberschwappen. Dort ist es bereits so weit, dass Eltern ihre Kinder überleben. Lange hat man hier die übergewichtigen Amerikaner und den Diabetes Typ 2 belächelt.

 

 Was kann dagegen unternommen werden?

Es wird oft gesagt, dass die sogenannten «iPod-Kids» nur vor dem Bildschirm hocken. Es liegt an uns, neue Formate zu kreieren, um dem entgegenzuwirken. Die Markus Ryffel’s GmbH organisiert jeweils im März in Thun den Survival Run durch Schlamm und Dreck. Ältere schütteln darob den Kopf, aber das Durchschnittsalter beträgt 29 Jahre, beim Murtenlauf liegt es bei Mitte 40. In diesem Jahr stieg die Teilnehmerzahl beim Survival Run um 60 Prozent an. Solche neuen Formate sind ein sinnvolles Ziel für diese «iPod-Kids», während der Vater eben eher einen Murtenlauf vorzieht. Wir alle stehen in der Verantwortung, damit bei uns nicht Ähnliches wie in den USA passiert und die Eltern die Kinder überleben.

Im Fokus

Die Schweizer Laufszene boomt

In der Rubrik «Im Fokus» beleuchten die FN einmal im Monat die Hintergründe eines Themas aus der Sportwelt. Im Vorfeld des Murtenlaufs vom Sonntag richtet sich der Blick diesmal auf den Laufsport. Immer mehr Schweizerinnen und Schweizer joggen, und die Laufevents erfreuen sich wachsender Teilnehmerfelder. In den FN erklären Exponenten der Laufszene, wie es zu diesem Boom kam und ob der Trend anhalten wird.fs

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