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Das Stehaufmännchen

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Es passierte an einem kalten Montagabend im Dezember 2014: Der damals 20-jährige Judoka Severin Lü­thi verdrehte sich beim Wettkampftraining das linke Knie und hörte einen lauten Knacks. «Ich habe sofort gespürt, dass etwas nicht gut ist», erinnert sich der Murtner an den fatalen Abend vor fast genau vier Jahren. «Ich habe allerdings nicht realisiert, was es ist. Ich bin wieder aufgestanden, mir sind die Tränen runtergelaufen, aber ich wollte unbedingt weitermachen. Doch es ging nicht, das Knie rutschte mir immer wieder weg.» Eine Untersuchung beim Arzt gab Aufschluss: Riss des vorderen Kreuzbandes, so die niederschmetternde Diagnose.

Auf dem Weg nach oben jäh gestoppt

Das Knie schaffte, was damals kaum einem Kämpfer gelang: Lüthi auf der Tatami, wie die Judomatte heisst, zu stoppen. 2008 wurde der Freiburger zum ersten Mal in ein Kader des Schweizerischen Judoverbands aufgenommen. Danach durchlief er weitere Kaderstufen und feierte in den Jugend- und Juniorenkategorien einige nationale und internationale Erfolge. Er war drauf und dran, sich auch bei der Elite zu etablieren, als ihn seine Verletzung ausbremste. Nach einem Jahr Pause, zahlreichen Physiotherapiestunden und endloser Schinderei im Kraftraum konnte Lüthi Anfang 2016 das Judotraining wieder aufnehmen.

Doch kaum zurück im Dojo, riss das gleiche Band erneut. Wieder folgte eine Operation, wieder wurde das Nachwuchstalent zu einer zwölfmonatigen Wettkampfpause gezwungen. Nach einem Jahr Rehabilitation und langsamem Herantasten ans Wettkampftraining gab Lüthi Anfang 2017 sein Comeback. Es war erneut ein kurzes. Im Trainingslager mit dem Nationalteam in Brugg erwischte es Lüthi zum dritten Mal, diesmal zog er sich den Kreuzbandriss im rechten Knie zu. «Das nennt man wohl ausgleichende Gerechtigkeit», scherzt der Murtner heute darüber.

70 Prozent aller Sportverletzungen mit dauerhafter Invalidität sind auf Kreuzbandrisse zurückzuführen. Oft bleibt das Gelenk auch nach der Genesung eine Schwachstelle. Hat er nach drei Knieoperationen nie daran gedacht, mit Judo aufzuhören? «Nie», antwortet Lüthi, der in Magglingen Spitzensport studiert, bestimmt. «Auch wenn es nach jeder Verletzung lange gedauert und viel Kraft und Zeit gekostet hat, wieder gesund zu werden, so hat es mich doch immer zurück zum Judo gezogen. Ich wollte mehr, als nur wieder gesund werden. Ich wollte wieder Wettkampfsport machen können.»

Professionalisiertes Umfeld

Lüthis Faszination für den asiatischen Kampfsport hat schon in jungen Jahren angefangen. «Als ich sechs war, haben mich meine Eltern ins Judo geschickt. Ein Nachbarjunge machte diesen Sport, und ich ging mit ihm mit. Es hat mich sofort gepackt.» Inzwischen ­seien 18 Jahre ins Land gezogen, und er habe noch nie den Gedanken gehabt, einen anderen Sport auszuprobieren, sagt der heute 24-Jährige. «Dass in einem Sport Werte wie Freundschaft, Respekt und Fairness so gelebt werden wie im Judo, ist ziemlich einzigartig. Das gefällt mir. Es sind Werte, die auch in meinem Alltag eine grosse Bedeutung für mich haben.»

Durch die Verletzungen ist Severin Lüthi in seiner sportlichen Entwicklung zwar immer wieder zurückgeworfen worden, er konnte aber auch positive Aspekte aus den drei schwierigen Jahren mitnehmen. «Ich habe die Notwendigkeit erkannt, mein gesamtes Umfeld zu professionalisieren», sagt er. «Man kann nicht ein bisschen studieren, etwas arbeiten und etwas Judo machen und meinen, man werde so Weltmeister.» Die Weltmeisterschaft zu gewinnen, ist momentan nicht unbedingt Lüthis oberstes Ziel, aber er hat sich entschlossen, nochmals voll anzugreifen und sich zu 100 Prozent ins Judo einzubringen. «Das Ziel, mich in der Elite festzusetzen, habe ich wegen meiner Verletzungen bisher verpasst. Das will ich nun nachholen.»

Dafür scheut Lüthi weder Aufwand noch Kosten. Bis zu dreimal täglich trainiert er: Kraft, Kondition, Technik. Für die Athletik hat er einen Profitrainer engagiert, der ihm einen spezifischen Trainingsplan zusammenstellt. «Es geht darum, den Körper so zu trainieren, dass er von weiteren Verletzungen verschont bleibt», sagt der Murtner, der in Gurmels wohnt. «Eine gesunde Ernährung ist ebenfalls sehr wichtig. Bei meinem Trainingsumfang reicht es nicht, dreimal pro Tag zu essen. Um den Energieverbrauch zu decken, brauche ich Nahrungsergänzungsmittel, muss in der Schule auch mal einen Proteinshake zu mir nehmen.»

All die Pülverchen, Eiweisspräparate und Proteinriegel schlagen zusammen mit dem persönlichen Athletiktrainer jährlich mit 6000 Franken zu Buche. «Zähle ich alle anderen Ausgaben wie Flüge, Hotel, Startgebühren bei den Turnieren und so weiter dazu, dann kostet mich eine Saison rund 15 000 Franken», rechnet Lüthi vor. Den Aufwand muss er vollumfänglich aus dem eigenen Sack berappen, vom Schweizerischen Judo & Ju-Jitsu Verband (SJV) erhält er keine Unterstützung. Es ist ein Los, das er mit vielen anderen Athleten aus Randsportarten teilt.

Die Skeptiker überzeugt

Letztes Jahr ging es mit Severin Lüthi endlich wieder bergauf. Erstmals seit drei Jahren konnte er wieder voll trainieren und Wettkämpfe bestreiten. Mit dem erweiterten Nationalkader nahm er an sechs Europacup-Turnieren und an zahlreichen Trainingslagern in ganz Europa teil. International sind die Erfolge 2018 zwar noch ausgeblieben, und auch an den Schweizer Meisterschaften musste er sich mit dem für ihn enttäuschenden fünften Rang bescheiden. Dafür konnte Lüthi in der Schweizer NLA-Mannschaftsmeisterschaft positive Akzente setzen. Im Final der Final Four – den sein Verein JC Morges gegen Brugg verlor – brachte er in seinem Kampf der Kategorie –73kg den Schweizer Einzelmeister Naïm Matt an den Rand einer Niederlage. «Da habe ich gemerkt, dass ich wieder nahe dran bin.»

Eine Leistung, die Lüthi längst nicht mehr alle zugetraut haben. Ob er nach drei Kreuzbandrissen überhaupt noch richtig Judo machen könne, wurde er oft gefragt. «Niemand hat es direkt ausgesprochen, aber ich habe bei einigen eine gewisse Skepsis mir gegenüber gespürt.» Umso schöner sei es gewesen, nach dem Finalkampf zahlreiche Komplimente für seine Leistung zu erhalten, fügt Lüthi mit einem Lachen an.

Olympia 2020 im Visier

In diesem Stil soll es 2019 möglichst weitergehen. An diesem Wochenende bestreitet er seinen ersten Wettkampf des Jahres, das «Ranking 1000»-Turnier in Morges. Das zählt zu den Qualifikationsturnieren für die im November stattfindenden Schweizer Einzelmeisterschaften, wo Lüthi den Titel anstrebt. Ende Februar geht dann die internationale Wettkampfsaison los. «Ich will so rasch wie möglich meine ersten Resultate im Europacup erzielen. Spätestens Ende Jahr möchte ich genügend Rankingpunkte gesammelt haben, um eine Wettkampfstufe höher­zu­klettern.» Nur über den Weltcup kann es der Judoka schaffen, sich für die Olympischen Spiele 2020 – sein grosses Ziel – zu qualifizieren. Um in Tokio dabei sein zu können, muss Lüthi so viele Weltcuppunkte gewinnen, dass er es unter die Top 16 der Weltrangliste schafft. «Der Weg dahin ist noch lang und hart. Aber die Qualifikation liegt drin, wenn ich alles umsetzen kann, das Vertrauen wieder ganz da ist und ich vom Verletzungspech verschont bleibe.»

«Ich wollte mehr, als nur wieder gesund werden. Ich wollte wieder Wettkampfsport machen können.»

Severin Lüthi

Judoka

«Man kann nicht ein bisschen studieren, etwas arbeiten und etwas Judo machen und meinen, man werde so Weltmeister.»

Severin Lüthi

Judoka

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