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«Das Sterben bleibt ein Geheimnis»

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«Das Sterben bleibt ein Geheimnis»

Autor: irmgard lehmann

Der grosse Bildband trägt den Titel «Nochmal leben vor dem Tod – Wenn Menschen sterben». Diesen Fotoband bringt die Sterbebegleiterin Heidy Klaus mit zum Gespräch und berichtet über die Ausstellung in Bern (s. Kasten), als wärs das grosse Ereignis. Für Heidy Klaus ist es so. Seit Jahren nämlich befasst sie sich mit dem Tod und begleitet Menschen auf ihrem letzten Weg. Jedes Sterben sei einmalig und bleibe letztlich ein Geheimnis, sagt sie.

Heidy Klaus, was hat Sie in die Nähe von sterbenden Menschen gebracht?

Ich wurde schon ganz jung in meinem Beruf als Arztgehilfin mit Sterben und Tod konfrontiert und habe mit 21 Jahren meinen Vater durch einen Autounfall verloren. Sterben und Tod waren für mich schon damals keine Tabuthemen.

Seit fünf Jahren begleiten Sie bei Wabe Menschen am Sterbebett. Mit welchen Gedanken gehen Sie dorthin?

Ich sage mir, dass ich nicht Wegweiser bin, sondern nur «Bänklein», wo sich der Sterbende ausruhen kann.

Ich bereite mich jeweils mit einer Meditation vor und gehe im Bewussstein, dass der Sterbende seinen Weg selber gehen muss. Ich versuche anzunehmen, was ist.

Die Krankheit, den Gesundheitszustand des Sterbenden zu kennen und zu wissen, was er mag, ist mir sehr wichtig. Ob er hell oder dunkel mag, Musik oder Stille.

Jedes Sterben ist einmalig, sagen Sie – inwiefern?

Ich habe Menschen erlebt, die vor dem Sterben grosse Angst hatten. Angehörige, die nicht loslassen konnten und so dem Sterbenden das Abschiednehmen schwer machten.

Ich habe aber auch Menschen erlebt, die in grosser Gelassenheit gestorben sind – in völligem Frieden mit sich selbst und der Welt. Jedes Sterben ist anders.

Reden Sie mit den Sterbenden?

Das ist sehr unterschiedlich. Man muss behutsam vorgehen, Wünsche gleichsam erspüren.

Im Schweigen und im Dasein passiert einiges mehr, als man denkt. Es ist oft auch viel anspruchsvoller als Reden und fordert grosse Aufmerksamkeit. Vor allem in der Nacht ist das Begleiten im Schweigen recht anstrengend.

Es gibt aber auch Menschen, die in den letzten Stunden noch vieles aus ihrem Leben erzählen – so als ob sie noch einiges loswerden müssten.

Oft reicht es, wenn ich nur die Hand des Kranken auf die meine lege, so dass er die seine jederzeit wegziehen kann. Ich versuche einfach nur da zu sein in Verbundenheit mit dem Kranken, in Verbundenheit auch mit Gott.

Denken Sie an eine bestimmte Person?

Ich erinnere mich an einen jungen Mann, der nicht ansprechbar war und im Sterben lag. Ich sass einige Stunden stillschweigend da, ganz präsent.

Wir sehen ja nur das Äussere und vergessen oft, dass sterbende Menschen übers Ohr und über die Seele noch vieles wahrnehmen.

Beten Sie ?

Auch da braucht es viel Einfühlungsvermögen. «Wollen wir noch ein Zehnerli nehmen?» fragte mich kürzlich eine Frau. Mit dem Zehnerli ist der Rosenkranz gemeint. Nach dem traditionellen Beten wird aber eher selten gefragt.

Sie sind spirituelle Sterbebegleiterin – was heisst das?

Spirituelle Sterbebegleitung heisst für mich, die unsterbliche Dimension, die Seele in die Begleitung miteinzubeziehen. Wir wurden in der Ausbildung behutsam an das Geheimnis «Sterben» herangeführt ohne den Anspruch, alles verstehen zu wollen.

Sie sind aber auch ausgebildete Fährfrau.

Als Fährfrau würde ich gerne das Waschen, Pflegen und Aufbahren der Verstorbenen übernehmen, in Achtung und Würde der Persönlichkeit. Den Angehörigen Zeit lassen finde ich ein ganz wichtiger Aspekt, um in Ruhe Abschied nehmen zu können.

Heute ist der Tod aus der Privatsphäre verbannt. Stört Sie das?

Ja, ich finde es schade, dass der Tod im Leben der Menschen so sehr ausgeklammert ist. Der Wunsch, die Toten wieder vermehrt zu Hause aufzubahren, sollte unterstützt und die Leute sollten dazu ermutigt werden – insofern dies die Umstände erlauben. Ein persönlicher, gelebter Abschied kann die Trauerarbeit positiv beeinflussen.

Was sagen Sie zu Exit?

Obwohl ich einen solchen Entscheid respektiere, finde ich es traurig, dass ein Mensch diesen Weg wählt.

Meiner Meinung nach braucht es dringend Institutionen wie Palliativabteilungen, wo Sterbende in liebevoller Umgebung und mit interdisziplinärer Pflege bis ins Sterben hinein begleitet werden. Ich bin überzeugt, dass die Nachfrage oder das Interesse nach Exit und Dignitas zurückgehen würde.

Warum machen Sie diese Arbeit?

Mit sterbenden Menschen den letzten Weg zu gehen, ist etwas sehr Schönes und gibt meinem Leben einen tiefen Sinn. Sterbende zeigen einem, dass wir loslassen müssen. Denn wer es im Leben nicht übt, kann es auch im Sterben nicht.

Die Nähe zu Sterbenden hat mir aber auch geholfen, viel mehr im Hier und Jetzt zu leben, anzunehmen, was ist. Ich denke, dass ich dankbarer geworden bin.

Auch glaube ich, dass die Auseinandersetzung mit dem Tod mir mein eigenes Sterben leichter macht.

Wie wünschen Sie sich Ihren Tod ?

Ich möchte keinen plötzlichen Tod, denn ich möchte von meinen Lieben Abschied nehmen können. Letztendlich hoffe ich aber ganz einfach, dass ich einst mein Sterben auch annehmen kann.

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