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Das Wagnis des zweiten Blicks

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Erinnern Sie sich an den Parcours «Ouvrez l’œil – Öffne das Auge» des Freiburger Künstlers Hubert Audriaz im letzten Herbst? 13 kleine weisse Türme mit Fernrohren luden Gross und Klein ein, Dinge und Bilder in der Stadt Freiburg zu entdecken, die im Alltag leicht übersehen werden.

Und irgendwie ist ja auch etwas dran. Ich merke selbst, wie fokussiert ich im Alltag oft auf meine Aufgaben sein muss. Leicht flitze ich dann an Begegnungen und Erlebnissen vorbei, die noch spannend gewesen wären – hätte man den Blick dafür. Oder es passiert mir, dass ich in meiner Wahrnehmung eingefahren bin, das eigentlich Wesentliche verpasse, weil ich schon eine vorgefertigte Meinung oder Perspektive habe.

Im Evangelium vom 4. Fastensonntag findet sich genau eine solche Situation wieder. Ein Blindgeborener wird von Jesus geheilt. Der Evangelist Johannes erzählt allerdings nicht von einem Freudenfest, die diese Heilung auslöst. Da fragen die einen, ob es sich überhaupt um den Blindgeborenen handelt, weil sie ihn nach der Heilung einfach nicht wiedererkennen und das für sie entscheidende Identifikationsmerkmal verschwunden ist. Die anderen diskutieren, ob eine solche Heilung am Sabbat überhaupt erlaubt sei und nicht gegen göttliches Verbot verstosse. Und wieder andere fragen sich, wer an der Blindheit des Mannes eigentlich «schuld» sei, wer also «gesündigt» habe: er selbst oder seine Eltern? Mühsam erstreckt sich das Hin und Her über 41 langwierige Verse.

Aber das Wesentliche droht aus den Augen zu geraten: Dass da einer ist, der wieder sehen kann, an dem Gottes befreiendes Wirken in der Welt sichtbar wird, der sich neu im Leben ausrichten kann. Am Ende fragt man sich schon, wer hier eigentlich mit Blindheit geschlagen ist … und bleibt, das heisst, wem eigentlich ein «Öffne das Auge» à la Audriaz gutgetan und für wen ein Perspektivenwechsel hilfreich gewesen wäre.

Für den Blindgeborenen hat Jesus sich als Lichtblick erwiesen, der ihn in seiner Situation ernst genommen hat, und ihm eine neue Lebensoption eröffnet. Das Fernrohr ist hier klar auf die Zukunft ausgerichtet – rückwärtsgerichtete Ursachenforschung oder das Austragen seiner eigenen Agenda auf dem Rücken von anderen geraten aus dem Blickfeld. Was hilft dem anderen? Um das herauszufinden, braucht es im Alltag einfach Zeit, Geduld zum Zuhören und das Wagnis eines zweiten Blicks. 

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