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«Das wahre Theater der Schweiz»

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Wer diesen Winter das Stück «U z’oberisch wohne Engus» der Theatergesellschaft Plaffeien gesehen hat, wird sich zweifellos erinnern an die Schwestern Elvira und Helene Engel, die im obersten Stock eines Mietshauses wohnen und alles dafür tun, um die grössere Wohnung ein Stockwerk tiefer zu bekommen. Nun gibt es ein unerwartetes Wiedersehen mit Elvira Engel: nicht im Landgasthof Hirschen in Plaffeien, sondern am Bollwerkfestival in Freiburg. Dieses Mal bekommt Elvira es nicht nur mit ihren ungeliebten Nachbarn zu tun, sondern auch mit Gestalten aus Muotathal, Rothenburg oder Stansstad. Und in ihr Kostüm schlüpft nicht wie in Plaffeien die Laiendarstellerin Tamara Gauch, sondern der Sensler Berufsschauspieler Martin Schick.

Aus Spass an der Sache

Die Neuerfindung von Elvira Engel ist Teil des Stücks «Dorf Theater» des Deutschschweizer Regisseurs Corsin Gaudenz, das heute Abend im Freiburger Bollwerk zu sehen ist. Es handelt sich um die Hommage eines Theaterprofis an die Tradition des Schweizer Dorftheaters. «Das Thema Volkstheater interessiert mich schon länger», so Gaudenz. «Ich bewundere den Enthusiasmus, mit dem sich all die Laiendarsteller engagieren, ehrenamtlich und aus purem Spass an der Sache. Sie erreichen unzählige Menschen–davon kann die Hochkultur manchmal nur träumen.» Dabei sei das, was auf der Bühne zu sehen sei, nur ein Teil dessen, was das Dorftheater ausmache. «Es geht hier nicht nur um ein Kunstprodukt, sondern um eine kulturelle Praxis.» Dazu gehöre die Fähigkeit von Theatervereinen, Strukturen zu schaffen, in denen jede und jeder einen Platz finde: ob als Darsteller, als Kostümverantwortliche, als Servicekraft oder als Eintrittskontrolleur. «Jedes Alter und jedes Bildungsniveau ist vertreten, und jeder Einzelne geniesst seine Aufgabe.»

Seit zwei Jahren beschäftigt sich der 36-Jährige mit Zentralschweizer Dorftheatern, um daraus eine Produktion zu machen, die im Herbst im Theaterhaus Gessnerallee in Zürich auf die Bühne kommt. «Als ich die Ausschreibung des Bollwerkfestivals zum Thema lebendige Traditionen gesehen habe, passte das so gut, dass ich mich einfach bewerben musste.» Die Jury des Festivals sah das auch so und wählte «Dorf Theater» zusammen mit sechs anderen Projekten aus über 400 Eingaben aus.

Ein Experiment für Freiburg

So entstand exklusiv für Freiburg eine Art Vorgeschmack auf das Endprodukt an der Gessnerallee: «ein Experiment, das wir mit drei Probetagen auf die Beine gestellt haben», so Corsin Gaudenz. Die Idee ist in Freiburg die gleiche wie in Zürich: Aus sechs Laientheaterstücken, die in der vergangenen Saison in der Deutschschweiz gespielt wurden, tritt je eine Figur auf, dargestellt von einem professionellen Schauspieler. Jede Figur spielt ihre ursprüngliche Geschichte, tritt dabei aber in Kontakt mit den anderen Figuren, was neue, absurd-komische Situationen schafft.

Die Elvira Engel aus dem Plaffeier Theater wurde eigens fürs Bollwerkfestival ins Stück aufgenommen. Dass Martin Schick sie spielen würde, habe auf der Hand gelegen, erklärt Regisseur Gaudenz, da Schick zu dem Zeitpunkt bereits als künstlerischer Berater für die Produktion gearbeitet habe. Die übrigen Figuren kommen aus Zentralschweizer Theatern: aus Muotathal, Rothenburg, Stansstad, Isenthal und Menzingen.

Rituale und Nähe

In seinem liebevollen Dorftheater-Medley will Corsin Gaudenz möglichst alle Elemente des Volkstheaters aufgreifen. So stammen sowohl die Kostüme als auch die Teile des Bühnenbilds aus den Originalstücken. Es gibt Gesang und Musik–und einen Vereinspräsidenten, der eine Ansprache hält und den Ablauf des Theaterabends erklärt.

Das Festivalpublikum wird so fast unbemerkt zum Dorftheaterpublikum und repräsentiert die über eine Million Schweizerinnen und Schweizer, die laut dem Zentralverband der Schweizer Volkstheater jedes Jahr ein solches Laientheater besuchen. «Diese Menschen lieben die Rituale und die Nähe, die das Dorftheater bietet», sagt Gaudenz. Auch wenn das Profitheater das Laientheater oft belächle, lohne sich ein zweiter Blick: «Denn eigentlich sind die Dorftheater das wahre Theater der Schweiz.»

Der Sensler Martin Schick (links) spielt Elvira Engel aus dem Theater Plaffeien. Bild Charles Ellena

«Die Laiendarsteller erreichen unzählige Menschen–davon kann die Hochkultur manchmal nur träumen.»

Corsin Gaudenz

Regisseur

Forschung: Ein Land des Freilichttheaters

O b das Hintercher-Theater, die Düdinger Seespiele oder ganz aktuell das Freilichtspiel «De Schacher Sepp» in Plaffeien: Theater unter freiem Himmel sind sehr beliebt, und das in Deutschfreiburg ebenso wie in der ganzen Schweiz. «Die Schweiz ist ein Land des Freilichttheaters», sagt die Theaterwissenschaftlerin Liliana Heimberg von der Zürcher Hochschule der Künste. Sie forscht seit 2008 über die Tradition des Freilichttheaters in der Schweiz. Die Resultate dieser Arbeit kann das Publikum des Bollwerkfestivals Freiburg jetzt auf spielerische Weise entdecken, und zwar im Bauch des Trojanischen Pegasus, der während des ganzen Festivals auf dem Bollwerkgelände steht. Der Pegasus ist ein 3,5 Meter hohes, geflügeltes Holzpferd, in dessen Innerem sich Wissenswertes über das Schweizer Freilichttheater verbirgt. Durch Gucklöcher sind begleitet von einer Tonspur Elemente aus über zwanzig Schweizer Freilichttheatern von 2007 bis 2011 zu entdecken. Wie einst das Trojanische Pferd wolle der Pegasus mit einer List in die Bastionen des etablierten Theaters eindringen und eine neue Auffassung vom Volkstheater unter die Leute bringen, erklärt Liliana Heimberg. «Um nicht so militärisch daherzukommen, haben wir uns für die geflügelte Variante des Pegasus entschieden.» Der Trojanische Pegasus ist ein Projekt des Institute for the Performing Arts and Film der Zürcher Hochschule der Künste und wurde im Rahmen des Agora-Programms des Schweizerischen Nationalfonds realisiert. Das Projekt schliesst an frühere Arbeiten Heimbergs zum Thema Freilichttheater an, wobei sie sich auf Inszenierungen mit nichtprofessionellen Darstellern konzentriert. «Das Feld der Dorf- und Volkstheater wurde von der Theaterwissenschaft lange kaum beachtet», so die Theaterpädagogin. Dabei laufe in diesem Bereich unheimlich viel, und die Projekte seien sowohl inhaltlich als auch ästhetisch durchaus anspruchsvoll. Wichtig seien lokale Inhalte, der Austausch mit dem Publikum, Raum für Improvisation und eine grosse Kreativität bei Bühnenbild, Kostümen oder Musik. Eine starke Tendenz sei, dass die Produktionen unter professioneller Leitung entstünden und dass die Berufsregisseure gezielt mit ihren Laiendarstellern arbeiteten und die Stücke an das Ensemble anpassten.

Und warum nun sind die Freilichttheater in der Schweiz so beliebt? «Sie sind oft lokal verankert, erzählen Geschichten, die mit dem Publikum zu tun haben, und bringen Menschen verschiedenster Herkunft zusammen», so Liliana Heimberg. cs

Der Pegasus ist an verschiedenen Anlässen in der ganzen Schweiz zu sehen. In Freiburg ist er bis zum Ende des Bollwerkfestivals am 2. Juli frei zugänglich.

Programm

Nur eine Aufführung im Bollwerk

«Dorf Theater» ist heute Abend in einer exklusiven Aufführung im Bollwerk Freiburg zu sehen (Beginn 21 Uhr). Es spielen Martin Schick, Evelyne Gugolz, Dominique Jann, Kotomi Nishiwaki, Andri Schenardi und Giulin Stäubli. Das Internationale Bollwerkfestival Freiburg dauert noch bis Samstag. Das ganze Programm findet sich unter www.belluard.ch.cs

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