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«Das Ziel sind die christlichen Werte»

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Schwarzes Jackett, blaues Hemd, passende Krawatte. Dazu ein wacher Blick, lebendige Gesten. Wer Winfried Baechler zum ersten Mal gegenübersitzt, würde ihn wohl für einen Staatsmann halten, vielleicht einen Firmenchef. Winfried Baechler ist weder das eine noch das andere: Seit 44 Jahren wirkt er als Priester in der Stadt Freiburg. Als Anerkennung der deutschsprachigen Seelsorge der Stadt Freiburg hat Bischof Charles Morerod den Überstorfer zu einem der zehn residierenden Domherren des Domkapitels St. Nikolaus in Freiburg ernannt, heute wird er in sein Amt eingeführt.

Die residierenden Domherren seien dafür verantwortlich, dass Sorge zur Kultur getragen werde, erklärt Winfried Baechler im Gespräch mit den FN. Für ihn bedeutet diese Ernennung nicht nur eine Ehre, sondern auch eine «raffinierte Altersvorsorge», sagt er lachend. Denn in einem Jahr wird der 75-Jährige pensioniert. Mit dem neuen Mandat sei sichergestellt, dass er in Freiburg eine Wohnung habe, zudem biete ihm dieses auch eine Tagesstruktur. «Als Pfarrer der katholischen Pfarreiseelsorge gebe ich Vollgas. Würde plötzlich alles aufhören, würde mir das wohl nicht guttun», sagt er.

Komplexer und vielfältiger

Trotz Ernennung: Sich völlig auf seine Pflichten als Domherr konzentrieren wird sich Winfried Baechler in den kommenden zwölf Monaten noch nicht. Zu wichtig sind ihm die seelsorgerischen Aufgaben, die er in der Stadt Freiburg gemeinsam mit zwei Pastoralassistentinnen und einem Pastoralassistenten wahrnimmt. Seit er vor 44 Jahren in der Pfarrei St. Peter als Vikar seine Tätigkeit in der Stadt Freiburg aufgenommen hat, habe sich einiges geändert, erzählt er. Nach und nach seien zum Aufgabenfeld immer mehr Pfarreien hinzugekommen. 2003 wurde die Seelsorgeeinheit der Stadt Freiburg und Umgebung gegründet. «Nun bin ich der deutschsprachige Pfarrer für die ganze Stadt.»

Heute sei seine Arbeit komplexer und vielfältiger als früher. «Damals wagte man noch zu sagen: Kommt alle her–und viele sind gekommen.» Heute brauche es dafür spezifische, zielgruppenorientierte Angebote: für Kinder und Familien, für Jugendliche, für Erwachsene. Wirklich grosse Anlässe, bei denen alle Bezugsgruppen zusammenkämen und die Kirchen voll seien, gebe es nur noch an Feiertagen wie Ostern und Weihnachten, sagt Baechler. Dennoch hält er von der Aussage, dass die Kirchen immer leerer würden, nichts. «Das sagte man schon vor zwanzig Jahren. Würde dies wirklich stimmen, wären die Kirchen schon lange leer.»

Nicht nur seine Arbeit, auch sein Antrieb habe sich in dieser Zeit verändert, sagt Baechler und blickt kurz an die Decke, sucht nach den richtigen Worten. «Und mein Glaube.»

Der Entscheid, Priester zu werden, sei während seiner Zeit im Internat in Einsiedeln gewachsen, erzählt Baechler. «Ich habe mich für das Priesterseminar entschieden, weil ich als Student in Sommerlagern beeindruckenden Priestern begegnete und weil ich grosse Freude an theologischen Fragen hatte.» Auch in seinen Anfängen als Vikar seien für ihn theologische Fragen im Vordergrund gestanden: Das Nachdenken über den Glauben und die Frage, wie die Glaubensweitergabe passieren kann. Mit der Zeit seien jedoch die Begegnungen mit Menschen in den Vordergrund gerückt. Die Arbeit mit Jugendlichen, die Baechler auf ihrem Lebensweg ein Stück weit begleitet, aber auch die Taufvorbereitungen und Trauergespräche vor Beerdigungen. «Manchmal gibt es schon traurige Geschichten, häufig erlebe ich aber auch sehr schöne Momente.» Sein Urvertrauen in Gott habe er stets behalten, betont Baechler. Mit der Erfahrung einher ging aber eine neue Öffnung und die Einsicht über das, was er «die Universalität von Dasein und Liebe» oder schlicht «die Globalisierung vom Herrgott» nennt. Für ihn gehe Gott weit über die Grenzen der Kirche und der Religionen hinaus. «Wenn eine Grossmutter in China ein gutes Herz hat und Gutes tut, dann ist sie bei Gott und Gott bei ihr. Das Ziel sind die christlichen Werte, die Kirche ist nur ein Mittel zum Ziel.»

Nicht nur bei seinen eigenen Glaubensvorstellungen, sondern auch bei dem, was die gesamte katholische Kirche angeht, ist Winfried Baechler sehr offen. Bedauerlich findet er deshalb den Entscheidungsstau innerhalb der katholischen Kirche, welcher etwa die Einführung von verheirateten oder weiblichen Priestern und die Kommunion für Geschiedene verhindere. «Es darf auch für die heissen Eisen kein Denkverbot geben. Der Suchprozess für eine Weiterentwicklung der Kirche muss weitergehen», sagt er.

Verbindende Grundwerte

Mit seiner klaren Meinung eckt Winfried Baechler auch manchmal an; dass er als Deutschsprachiger in einem frankofonen Umfeld wirkt, verstärkt dies wohl noch. Die französischsprachige, katholische Kirche sei eher konservativ, traditioneller und autoritätsgläubiger, erklärt Baechler. «Und die Deutschschweizer haben bei vielen Welschen ein eher negatives Image: zu progressiv, zu revolutionär, zu verrückt und Rom untreu.» Dementsprechend lange habe es gedauert, bis die deutschsprachige katholische Pfarreiseelsorge in der Stadt Freiburg sich ein Profil erarbeitet habe. «Es brauchte einige Jahre, bis man uns wirklich ernst genommen hat.»

In seinem letzten Jahr als deutschsprachiger Pfarrer der Stadt Freiburg sieht Winfried Baechler aber nicht mehr die Vorurteile zwischen Deutsch und Französisch als grösste Herausforderung, sondern die zunehmende Multikulturalität und Multireligiösität. Die eigene Identität zu finden, zu verteidigen und dennoch eine grosse Toleranz anderen gegenüber zu wahren, sei schwierig. Dennoch ist er überzeugt: «Es gibt gewisse Grundwerte, die alle verbinden. Wir können lernen, miteinander zu leben.»

Zur Person

Seit 44 Jahren in Freiburg tätig

Winfried Baechler wurde 1941 geboren. Aufgewachsen ist er gemeinsam mit seinen vier Brüdern und fünf Schwestern in Überstorf. 1962 schloss er in Einsiedeln die Matura ab. Danach besuchte er das Priesterseminar, 1967 folgte die Priesterweihe. Während fünf Jahren wirkte er als Kaplan in Tafers, dann wechselte er nach Freiburg. Baechler spielte eine tragende Rolle bei der Gründung der katholischen Pfarreiseelsorge der Stadt Freiburg und Umgebung. Während 24 Jahren war Baechler Präsident der Katechetischen Kommission, während zehn Jahren Kantonalpräses der Jubla. In einem Jahr wird der 75-Jährige als Pfarrer der katholischen Pfarreiseelsorge pensioniert. Was seine Nachfolge betrifft, seien Gespräche im Gang, sagt er den FN.rb

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