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«Das zweite Buch ist noch schwieriger»

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«Es ist spannend, neue Stimmen zu entdecken», sagt Daniela Koch–und fügt im gleichen Atemzug an: «Es gibt aber unheimlich viele Leute, die schreiben.» Dies scheine ein Trend zu sein, insbesondere auch bei Senioren. Koch ist Lektorin beim Rotpunktverlag in Zürich (siehe Kasten). Pro Monat erhalte der Verlag 15 bis 20 Manuskripte unaufgefordert zugesandt. Wirklich spannend sei davon aber nur ein verschwindend kleiner Teil: «Von 100 Manuskripten verfolgen wir eines langfristig weiter.»

Mit leichtem Stoff beginnen

Damit sie ein Manuskript nicht schon nach wenigen Seiten wieder weglege, müsse der Text sie berühren, sagt die Lektorin. «Dabei ist es aber meist weniger die Geschichte selbst, die mich bewegt, sondern etwas in der Sprache. Die Art, wie jemand eine Geschichte erzählt, wie eine Atmosphäre entsteht.» Für das Gelingen des ersten Werks brauche es aber nicht nur sprachliche Gewandtheit, sondern auch das Gefühl dafür, was machbar sei. «Die Autoren müssen spüren, welche Themen sie bewältigen können und welche nicht.» Es sei besser, mit leichtem Stoff anzufangen, zu reifen und erst dann die grossen, schweren Themen anzupacken, sagt Koch. Oft behandelten Erstlingswerke die Kindheit oder Jugend. «Die Autoren stellen sich die Fragen: ‹Wo stehe ich? Woher komme ich? Wo will ich hin?›» Später gehe es mehr um Krisen, um den Tod.

Parallel zur Wahl der Themen verändere sich auch die Anlage der Werke. «Die Autoren setzen grösser an», sagt Koch und erklärt: Erstlinge seien oft Geschichten aus kurzen Passagen, «wie ein Mosaik». Mit der Erfahrung wandle sich dies. «Die Autoren trauen sich, einen Stoff breiter anzulegen, einen grösseren Bogen zu schlagen.»

Zweites Buch ist schwieriger

 Eine besondere Stellung haben Erstlingswerke nicht nur bei ihren Autoren, sondern auch bei Literaturkritikern. «Für das Debüt interessiert man sich», erklärt Daniela Koch. Schwieriger sei hingegen das zweite Buch, «auch oder sogar gerade nach einem erfolgreichen Debüt». Als Beispiel nennt sie eine Autorin, die sie selbst betreut: Ursula Fricker. Nach dem erfolgreichen Erstling «Fliehende Wasser» habe es fünf Jahre gedauert, bis die Schaffhauserin wieder einen Roman publiziert habe. «Und es hat niemanden interessiert, das war schrecklich. Zum Glück schlug dann der dritte Roman ‹Ausser sich› wieder ein.»

Natürlich seien nicht alle Autoren gleich, betont Koch. Zu viel Lob beim ersten Werk könne aber durchaus hemmen. «Manche haben dann das Gefühl, sie hätten den Erfolg gar nicht verdient. Dies kann einen total blockieren.» Auch könne ein zu grosser Erfolg bewirken, dass Autoren nicht mehr an sich zweifelten. «Und solange die Zweifel einem nicht im Weg stehen, sind sie eine gute Instanz.» Bei manchen Autoren sei es auch schon vorgekommen, dass sie nach einem gelungenen Erstling das zweite Werk habe ablehnen müssen, sagt Koch. «Dies ist zwar unangenehm. Schliesslich ist es aber auch für die Autoren selbst besser, wenn ein weniger gelungenes Buch nicht erscheint.»

Erfolg ist nicht Qualität

Das Problem, dass Autoren ihren erfolgreichen Erstlingen nachzueifern und nach einem Rezept zu schreiben versuchten, habe sie jedoch kaum. Und obwohl sie selbst an guten Verkaufszahlen der vom Verlag publizierten Bücher interessiert ist, findet Koch: « Autoren sollten nicht auf den Erfolg schielen.» So gebe es grossartige Autoren, bei welchen der Durchbruch erst beim fünften oder siebten Buch erfolge–oder auch gar nie. Denn wie gut sich ein Buch verkaufe, sei zu einem grossen Teil auch Zufall. «Leider gibt es kaum mehr Kulturjournalisten, die Bücher entdecken und sich nach vorne wagen. Viele schreiben einfach ab», bedauert Koch. Viele setzten auf das, was schon bekannt sei, der Erfolg sei nicht zwingend massgebend für die Qualität. So zählt Daniela Koch den bekannten Schweizer Schriftsteller Martin Suter denn auch nicht zu den Literaten. «Für mich ist er eine Art Fliesenleger: Er hat einmal herausgefunden, wie man ein schönes Badezimmer gestaltet. Nun arbeitet er immer nach demselben Rezept, einfach mal in Rot, mal in Gelb, mal in Blau.»

Dieser Artikel ist Teil derSerie «Nummer eins».Im ersten Monat des Jahres gehen die FN Premieren und Erstklassigem nach. Bisher erschienen: «Neue Organistin feiert Premiere» (6.1.), «Ein Spontanentscheidvon grosser Tragweite» (8.1.), «Manager und Rebellen» (13.1.), «Der grosse Traum vom Fliegen» (14.1.), «Die Ruhe ist eine erstklassige Illusion» (17.1.), «Dr Handball-Goalie bin ig» (20.1.), «Vom Ursprung und der Unendlichkeit» (22.1.) und «Lieber den Kontakt als Aktenprozesse» (28.1.). Dieser Teil schliesst die Serie ab. Alle Artikel unter:www.freiburger-nachrichten.ch.

Verlag: Belletristik und Sachbücher

D er Rotpunktverlag in Zürich wurde 1977 gegründet und hat sieben feste Mitarbeiter. Die Programmschwerpunkte liegen auf der Belletristik, politischen Sachbüchern und Wanderführern. Im Bereich der Belletristik publiziert der Verlag pro Programm etwa drei Bücher aus der Schweiz, darunter jeweils eines aus einer anderen Landessprache. So hat der Verlag beispielsweise 2013 das zwei Jahre davor auf Französisch erschienene Buch «Bestseller» der Freiburger Autorin Isabelle Flükiger publiziert. «Eine Form, um zum gegenseitigen Verständnis innerhalb der Schweiz und einem stärkeren Zusammenhalt beizutragen», sagt Lektorin Daniela Koch.

Schwieriges Umfeld

Wie andere Verlage hat jedoch auch der Rotpunktverlag mit der finanziellen Situation zu kämpfen. «Es ist ungünstig, den Sitz in der Schweiz zu haben.» Die Arbeitskräfte seien teuer, der Deutschschweizer Markt jedoch zu klein. Deshalb müsse der Verlag die Werke auch in Deutschland verkaufen. «Mehr als 20 Euro bezahlt dort aber niemand für einen Roman», bedauert Koch. Zwar gebe es nun Bestrebungen des Bundesamts für Kultur, die Schweizer Verlagslandschaft zu unterstützen. Das könne ein Anfang sein, aber gewiss brauche es weitere Anstrengungen, sagt Daniela Koch und fügt an: «Ich hoffe sehr, dass es den Rotpunktverlag in zehn Jahren noch geben wird. rb

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