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«Dazu muss alles zusammenpassen»

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Trainer von Gottéron zu sein, ist kein einfacher Job. Denn im eishockeyverrückten Freiburg gibt es Tausende potenzielle Trainer. Es gibt Leute, die schreiben Gerd Zenhäusern, was er besser machen soll. Geben ihm beispielsweise den Tipp, er müsse täglich Powerplay trainieren lassen–was er ohnehin tut. Dennoch bereut der Walliser sein Engagement keineswegs. «Ich weiss, welch grosse Chance das für mich ist und gebe alles, um sie zu nutzen.»

 

 Gerd Zenhäusern, was wünschen Sie sich in Ihrer Funktion als Gottéron-Trainer zu Weihnachten?

Über dem Strich zu sein. Wir treffen noch auf zwei starke Gegner, aber es wäre schön, auf einem Playoff-Platz ins Jahr 2015 zu starten.

 

 Vor zwei Monaten haben Sie Ihren ersten Job als NLA-Headcoach übernommen. Was hat Sie bisher überrascht?

Eigentlich nicht viel, ausser dass ich sehr viel zu tun hatte rund um die ganzen Verletzungen. Ich musste zehn Spieler integrieren. Zudem hatten wir sehr viele Partien. So kamen einige Dinge zu kurz, zum Beispiel das Vermitteln einer Spielphilosophie. Dazu hatte ich bisher keine Zeit.

 

 In Ihrer Zeit als Trainer in Lausanne sollen Sie ab und zu mit dem Klappbett im Stadion übernachtet haben. War das in Freiburg auch schon notwendig?

Nein, bisher nicht. In Lausanne war das übrigens nicht nur ab und zu der Fall, sondern am Ende der Playoffs zwei bis drei Mal pro Woche. Ich wollte unbedingt den Aufstieg in die NLA schaffen und dafür möglichst hart arbeiten. Eishockey ist meine Leidenschaft, die Arbeitsstunden zähle ich nicht.

 

 Trotz Leidenschaft wirken Sie meist ruhig und besonnen, insbesondere auch während der Spiele. Ist das Ihr Charakter oder können Sie sich bloss gut zusammenreissen?

Grundsätzlich bin ich sicher eher der ruhige Typ. Gleichzeitig versuche ich herauszuspüren, was die Mannschaft in der jeweiligen Situation braucht. Meine äusserliche Ruhe entspricht deshalb nicht immer meinem Gemütszustand. Es bringt aber nichts, wenn ich die Spieler laufend zusammenstauche. Ich versuche, mit ihnen über Lösungen zu diskutieren, statt ihnen zu sagen: Jetzt hast du schon wieder einen Fehler gemacht. Manchmal brauchen die Spieler einfach Ruhe, selbst wenn es nicht gut läuft. Die Zuschauer haben oft das Gefühl, der Trainer müsse den Hampelmann machen und herumschreien, wenn es nicht gut läuft. Das ist Gugus. Vielleicht hat man das vor 20 Jahren so gemacht. Heute ist eine andere Spielergeneration am Werk, da ist auch der Umgang ein anderer.

 

 Dann haben Sie in diesen zwei Monaten noch keinen Spieler zusammengestaucht?

Doch, doch. Es hat schon einige Situationen gegeben, in denen ich sehr laut geworden bin. Ich versuche, die Kritik einfach nicht persönlich werden zu lassen. Und wenn ich Einzelkritik anbringen will, nehme ich den Spieler zur Seite und sage ihm, was ich zu sagen habe–ohne ihn dabei jedoch zu erniedrigen.

 

 Vor zwei Wochen hat ein FN-Leser Sie in einem Leserbrief dafür gelobt, dass Sie am Sonntagmorgen bei einem Bambini-Turnier mitgeholfen haben. Ist das Professionalität und gutes Marketing oder Bescheidenheit?

Das ist Lichtjahre von einer Marketing-Idee entfernt. Ich bin nicht einer, der kalkuliert. Mein Sohn spielt bei den Bambini. Warum soll ich als Vater da nicht Kaffee servieren und Kuchen backen? Ich bin ein ganz normaler Mensch.

 

 Welche sportliche Zwischenbilanz ziehen Sie nach zwei Monaten im Amt?

Es waren sehr turbulente Wochen. Als ich kam, hatte ich fünf Verteidiger. Und kaum waren die Verteidiger zurück, waren sechs Stürmer weg. Es ist schwierig, so eine Bilanz zu ziehen. Ich weiss, dass die Mannschaft Potenzial hat. Aber ich hätte gerne einmal alle Spieler zur Verfügung. Doch das wird noch ein bisschen dauern. Am Montag kehrt bestenfalls Benjamin Plüss zurück, Thibaut Monnet vielleicht nach der Weihnachtspause, Andrei Bykow allenfalls Mitte Januar. Insgesamt gibt es Dinge, mit denen ich sehr zufrieden bin, und Bereiche, in denen ich mir mehr erhofft habe.

 

 Wo haben Sie sich mehr erhofft?

Ich habe auf mehr Punkte gehofft. Aber natürlich ist es rational erklärbar. Es ist super, dass wir Hilfe aus der NLB erhalten haben, aber man kann nicht erwarten, dass NLB-Spieler für uns die Partien entscheiden. Das ist unrealistisch.

 

 Haben Sie das Gefühl, dass nach zwei Monaten schon Ihre Handschrift in dieser Mannschaft erkennbar ist?

Phasenweise ja. Aber wie gesagt, ich hatte sehr wenig Zeit, musste immer bloss an der Mannschaft herumflicken. Es gab vielleicht drei, vier Trainings, in denen wir uns rein auf die taktischen Varianten konzentrieren und versuchen konnten, etwas aufzubauen.

 

 Was haben Sie für eine Vision mit dieser Mannschaft? Welcher Spielstil schwebt Ihnen vor?

 Ich mag es, wenn das Spiel flüssig ist, mag das Kurzpassspiel, bei dem sich die Spieler gegenseitig unterstützen–auf der ganzen Eisfläche. Ich mag es nicht, wenn alles auseinandergezogen wird, die Spieler den Puck in die gegnerische Zone chippen und hinterherlaufen. Ich will, dass mein Team kompakt ist, aber das braucht natürlich viel Energie, weil die Spieler sehr viel ohne Puck laufen muss.

 

 Nehmen Sie gewisse NLA-Mannschaften als Vorbild in Sachen Spielstil?

Zürich hat einen Stil, der immer einfach und locker aussieht. In Wirklichkeit steckt jedoch sehr viel taktische Disziplin dahinter. Es ist ein Mix zwischen Abwarten und Spielkontrolle. Als Gegner hat man immer das Gefühl, das Team sei zu packen–und am Ende verliert man dann doch, weil Zürich im taktischen Bereich sehr vieles richtig macht. Ich mag Resultate wie 2:1 oder 2:0, wenn der Sieger geduldig ist und trotz knappem Resultat alles im Griff hat.

 

 Für Gottéron ist die aktuelle Saison bisher eine grosse Enttäuschung. Was ist mit dieser Mannschaft kurzfristig noch zu holen?

Ziel sind natürlich die Playoffs. Wir arbeiten einzig auf dieses Ziel hin. Mit Kampf und Leidenschaft ist es möglich, einige Spiele hintereinander zu gewinnen. Wenn die Spieler einmal einen klaren Kopf haben und raus sind aus dieser Negativspirale, dann ist das Team zu vielem fähig.

Kampf und Leidenschaft sind jedoch nicht immer erkennbar. Sind Sie zufrieden mit dem Einsatz Ihrer Spieler?

Ich weiss, dass der Einsatz immer stimmt. Ich weiss aber auch, dass es nicht immer so aussieht. Der Grund dafür ist, dass wir die Scheibe zu oft einfach wegschiessen und dem Puck und dem Gegner so immer hinterherrennen. Wenn man das den ganzen Abend tut und stets einen Schritt zu spät ist, sagen sich die Zuschauer: Die machen ja nicht einmal die Checks zu Ende!

 

 Im letzten Heimspiel hat das Publikum fast bei jeder misslungenen Aktion gepfiffen. Wie gehen Sie damit um?

Da halte ich mich lieber mit einer Antwort zurück.

 

 Dann scheinen Sie die Pfiffe ziemlich zu ärgern.

Es ist wichtig für eine Mannschaft, zu spüren, dass die Leute hinter ihr stehen. Zum Teil wird aber sogar gepfiffen, wenn ein Puck wegen einer Unsauberkeit im Eis über eine Schaufel springt und den Pass deshalb kein Spieler dieser Welt hätte annehmen können. Aber ich will mir nicht zu viele Gedanken darüber machen. Was ich sagen kann: Die Mannschaft spürt es enorm, ob der Rückhalt da ist oder nicht. Die Spieler reden auch in der Kabine darüber.

 

 Gottéron ist in der NLA das Team mit den meisten Gegentreffern. Mit Alexandre Picard war im November ein ausländischer Verteidiger im Probetraining. Nicht zuletzt, weil sich viele Stürmer verletzten, wurde er nicht unter Vertrag genommen. Ist das Thema ausländischer Verteidiger für diese Saison damit vom Tisch?

Die Zuschauer glauben immer, man müsse einen ausländischen Verteidiger holen, um die Defensive zu verstärken. Doch das läuft nicht so im Eishockey. Die Defensive besteht immer aus fünf Spielern und einem Goalie. Jeder hat defensive Verpflichtungen. Lausanne spielt seit zwei Jahren ohne ausländische Verteidiger und hat eine der besten Defensiven. Gut, natürlich haben sie einen super Goalie, aber trotzdem, es zeigt, dass alle auf dem Feld defensiv arbeiten müssen. Die Defensive wird nur stabilisiert, wenn jeder den Finger aus dem Po nimmt und zurücksprintet. Sich überall auf dem Eis gegenseitig unterstützen, muss die Devise lauten, mit oder ohne Scheibe. Das ist modernes Eishockey und daran müssen wir noch arbeiten, sehr viel daran arbeiten. Wir haben zu viele Löcher, zu viele Spieler, die sich sagen: Mein Job ist gemacht, ich fahre nun zurück. Es darf aber nicht ein Zurückfahren sein, sondern muss ein Zurücksprinten sein, um sofort Druck von hinten aufzusetzen.

 

 Sie haben also nicht das Gefühl, dass es in der Verteidigung bessere Spieler braucht, um in der Tabelle in den nächsten Jahren wieder nach oben schielen zu dürfen?

Wir haben stabile Verteidiger. Wenn ich mir so anschaue, wer auf dem Markt ist und welche Gehälter die Verteidiger kassieren, die für die besten gehalten werden, dann wird es schwindelerregend. Wenn ich zum Beispiel sehe, wie viel ein Eric Blum in Bern verdient …

 

 …wie viel denn?

Um die 600 000 Franken pro Jahr. Da können wir im Moment nicht mithalten. Klar, wir haben ebenfalls Spieler, die sehr gut bezahlt sind. Aber gerade deshalb sind uns momentan gewisse Limiten gesetzt.

 

 Zur Defensive gehört auch ein guter Goalie. Benjamin Conz hat noch einen Vertrag bis 2018. Ist er der Goalie, auf den Sie in den kommenden Jahren setzen wollen?

Im Moment hab ich noch keine klare Nummer eins. Ich werde es weiterhin so handhaben, dass ich ab und zu wechsle. Sicherlich ist es ideal, eine klare Nummer eins zu haben, da gibt es kein Wenn und Aber. Momentan aber stehen Melvin Nyffeler und Benjamin Conz im Konkurrenzkampf. Einer muss versuchen, sich durchzusetzen.

 

 Aber wird einer der beiden in den nächsten Jahren Gottérons Stammtorhüter sein oder ist auch die Neuverpflichtung eines anderen Torhüters eine Option?

Nein, es gibt auch keine grossen Möglichkeiten, andere Goalies zu holen. Ausser man würde einen ausländischen Torhüter holen, und das finde ich keine gute Idee.

 

 Ihr Spielraum, um das Team auf nächste Saison hin zu verändern, ist sehr klein. Sämtliche Grossverdiener stehen weiter unter Vertrag. Ist das frustrierend für Sie?

Frustrierend würde ich nicht sagen. Natürlich hat man Lust, etwas zu verändern, wenn man neu in einem Klub ist. Vielleicht kann ich aber auch froh sein, dass mein Spielraum klein ist. Ich habe gute Spieler, auch wenn sie momentan nicht alle die Leistung erbringen, die sich der Klub erhofft. Aber wenn ich mir den Markt anschaue und sehe, welche Spieler überhaupt verfügbar wären, bin ich froh, dass ich bereits über eine konkurrenzfähige Mannschaft verfüge. Auch wenn wir noch zwei, drei Änderungen vornehmen müssen.

 

 Trauen Sie diesem Team zu, in den nächsten Jahren um den Titel mitzuspielen?

Wichtig wird sein, einen guten Mix zu erreichen, wieder einmal ein, zwei strategische Wechsel zu tätigen, allenfalls mit einem höheren Budget, denn momentan haben wir nicht die finanziellen Mittel, um einen Topshot zu holen. Mal wieder einen wichtigen Transfer zu machen, täte dem Team aber gut. Zudem müssen wir die Mannschaft ganz klar verjüngen, damit wir das dynamische Hockey, das mir vorschwebt, praktizieren können. Einige Spieler sind in dieser oder nächsten Saison allmählich am Ende. Wenn wir diesen Mix erreichen, habe ich das Gefühl, dass wir auch wieder einmal einen Final erreichen oder sogar den Titel holen können. Aber dazu muss alles zusammenpassen. Denn wenn ich sehe, was Lugano, Zürich, Davos oder Bern mittlerweile für Mannschaften aufstellen, dann muss ich sagen: Da sind wir nicht mehr in der gleichen Liga.

 

 Das Geld ist bei Gottéron momentan knapp. Es droht ein sattes Defizit. Bereitet Ihnen diese finanzielle Situation Sorgen?

Klar, wenn man wie ich längerfristig bei einem Klub bleiben möchte, hofft man natürlich, dass es dem Klub finanziell möglichst gut geht–auch um eine gute Mannschaft zusammenstellen zu können. Wir müssen schauen, dass wir in den nächsten Jahren richtig wirtschaften. Dass wir nicht immer auf ein volles Haus angewiesen sind und uns sagen müssen: Hoppla, das Stadion ist nicht ausverkauft, wir werden einen Verlust einfahren. Es muss das Ziel sein, dass der Klub auch Jahre verkraften kann, in denen nicht alles ideal läuft.

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