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Demut – gegen die religiöse Behaglichkeit

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Wort zum Sonntag

Autor: Hans Ulrich Steymans

Demut – gegen die religiöse Behaglichkeit

Lange Zeit hat man in der Kirche eine Drohbotschaft verkündet. Höllenpredigten haben den Leuten Angst gemacht. Dann ist das Pendel umgeschwenkt zur Frohbotschaft, und man hat nur noch vom lieben Gott gesprochen. Gott so lieb und nett, dass er religiöse Behaglichkeit auspolstert. Unbehaglich geht es dagegen im Evangelium zu, das an diesem Sonntag verlesen wird. Menschen, die trauern, hungern und dürsten, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt, beschimpft und verleumdet werden, die preist Jesus selig (Mt 5, 4-11).

Ist Gott bedrohlich oder gutmütig? Diese Frage stellt sich die Zefanja-Schrift, aus der die alttestamentliche Lesung stammt. Wird der Tag, an dem Gott kommt, ein Tag des Zorns oder des Heils sein? In einem Hin und Her malt die Bibel Gericht und Rettung aus. «Sucht Gerechtigkeit, sucht Demut! Vielleicht bleibt ihr geborgen am Tag des Zornes des Herrn.» (Zef 2,3)

Wie eine kalte Dusche wird sich Gottes Zorn entladen. Hoffnung auf Geborgenheit gibt es nur als ungewisses «Vielleicht». Dazu kommt die Anweisung, in Gerechtigkeit und Demut zu leben. Wie bei einer Kneipp-Kur, wo die Wärme dem kalten Guss folgt, folgt in der Zefanja-Schrift die Frohbotschaft: «Der Rest von Israel … sie gehen friedlich auf die Weide, und niemand schreckt sie auf, wenn sie ruhen.» (Zef 3,13) Am Ende also doch Friede!

Dazwischen aber – und das lässt die Sonntagslesung aus – beschreibt die Bibel die Scheidung zwischen Hochmütigen und Demütigen. Nur für die Demütigen gibt es Heil: «Ich lasse in deiner Mitte übrig ein demütiges und armes Volk, das seine Zuflucht sucht beim Namen des Herrn.» (Zef 3,12) Demut bedeutet also, bei Gott Zuflucht zu suchen, auf ihn zu vertrauen und nicht auf die eigene Stärke.

Die Scheidung hebt alle gewohnten Unterscheidungen auf. Das heilige Jerusalem beschimpft der Bibeltext als tyrannische Stadt. Tyrannen vertrauen auf militärische, politische und wirtschaftliche Kräfte! Die heidnischen Bewohner ferner Inseln dagegen verwandeln sich in Gottesverehrer.

Das 21. Jahrhundert zittert weniger vor dem Tag, an dem Gott kommt, als vor den umfassenden ökologischen und sozialen Herausforderungen. Behaglich ist das nicht! Im Schachern um wirtschaftliche Vorteile gehen viele rücksichtslos gegen Mensch und Mitwelt vor. Die Frohbotschaft der Bibel verspricht: Wer sich in demütigem Gottvertrauen den Herausforderungen ökologischer Gerechtigkeit stellt und solidarisch ist mit Trauernden, Hungernden und zu Unrecht Verfolgten, geht «vielleicht» dem Heil entgegen.

Der Dominikaner Hans Ulrich Steymans ist Professor für Altes Testament und Biblische Umwelt an der Universität Freiburg und lebt im Kloster St. Hyazinth.

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