Die 30. Ausgabe der Europäischen Tage des Denkmals steht am 9. und 10. September unter dem Motto «Reparieren und Wiederverwenden». Das Highlight in Freiburg: ein Besuch in der Kunstschule Eikon im Pérolles-Quartier.
Über Jahrtausende hinweg haben unsere Vorfahren nach den Grundsätzen einer kohlenstofffreien Gesellschaft gelebt – wie wir es heute bezeichnen würden. Holz diente als einziger Brennstoff. Wasser, Feuer, Wind und menschliche sowie tierische Kraft fungierten als Energiequellen. Das Wiederverwerten von Materialien erfolgte systematisch – besonders im Bau- und Handwerkgewerbe –, ebenso wurden Produkte aller Art aus der Tier- und Pflanzenwelt rezykliert.
Mit dem Beginn der Nutzung von fossilen Brennstoffen und der Produktion von Elektrizität gegen Ende des 19. Jahrhunderts konnten die Lebensbedingungen in der westlichen Welt zwar markant verbessert werden. Andererseits entstanden dadurch auch die drastischen Klimaprobleme der letzten Jahrzehnte.
Vor diesem Hintergrund rücken die Europäischen Tage des Denkmals mit dem diesjährigen Thema «Reparieren und Wiederverwenden» ein aktuelles Thema ins Zentrum. Es geht um die Nachhaltigkeit von historischer Bausubstanz und unsere Verantwortung im Umgang mit den knappen Ressourcen.
Von der Getreidemühle zur Kunstschule
Ein Paradebeispiel dafür, was herauskommt, wenn Bestehendes saniert anstatt zerstört wird, ist die heutige Eikon in der Stadt Freiburg. Die Pionierschule für die Berufsausbildung in digitaler visueller Kommunikation befindet sich in einem 1904 errichteten Gebäude. Dieses war zunächst eine ehemalige Getreidemühle und später eine Teigwarenfabrik.
Eine immersive Ausstellung lässt die Geschichte des Gebäudes wieder aufleben. Dazu gibt es am Samstag einen Bastelworkshop mit Altmaterial und am Sonntag eine Performance des Künstlers Jean-Daniel Berclaz, der sein Atelier und einen Teil seines Werks beim Brand des Gebäudes 1989 verlor.
Ein weiteres Beispiel einer frühen und bedeutenden Umnutzung des industriellen Bauerbes – eine ehemalige Glühbirnenfabrik – ist das Fri-Son. An den Denkmaltagen führt das Amt für Kulturgüter durch das Musiklokal.
In der ehemaligen Glühbirnenfabrik sind schon viele weltbekannte Musikerinnen und Musiker aufgetreten.
Archivbild Corinne AeberhardIm Römermuseum Vallon ist das antike Bauerbe aufbewahrt.
Archivbild Alain Wicht
Liturgisches Patchwork
Im Gegensatz zu anderen Bereichen war die Wiederverwendung von Objekten und Materialien im religiösen Brauchtum oft eine Notwendigkeit. Das Kloster der Heimsuchung Mariens in Freiburg besitzt eine reiche Sammlung von Gegenständen und Textilien, an denen die Visitantinnen über die Jahrhunderte gearbeitet haben. Einige Stücke wurden aus dem zivilen Bereich in den liturgischen überführt. Reliquienschreine, Pluvialen, Messgewänder und Goldschmiedearbeiten erzählen auf ihre eigene Art und Weise von den ständigen Veränderungen, denen sie ausgesetzt waren. Auch hier gibt es eine Ausstellung.
Programm
Von der Töpferei bis zum Musiklokal
Für die diesjährigen Denkmaltage wurden schweizweit 400 Führungen, Vorträge, Workshops und Ausstellungen zusammengestellt. Im Kanton Freiburg können folgende Orte besucht werden:
Eikon, Wilhelm-Kaiser-Strasse 13, Freiburg. Sa., 9. und So., 10. Sept., 10 bis 17 Uhr. Fri-Son, Giessereistrasse 13, Freiburg. Sa., 9. und So., 10. Sept., 10 bis 17 Uhr. Kloster der Heimsuchung, Murtengasse 16, Freiburg. Sa., 9. Sept., 10 bis 17 Uhr, und So., 10. Sept., 14 bis 17 Uhr. Töpferatelier Potsfink (ehemalige Molkerei), Route du Petit-Épendes 3, Épendes. Sa., 9. und So., 10. Sept., 10 bis 17 Uhr. Führungen von Peter Fink, Keramiker, und André Jeker, Architekt des Erweiterungsbaus. Vitromusée, Romont. So., 10. Sept., 14 bis 17 Uhr. Geschichte und praktische Vorführung des Glasrecyclings. Römermuseum Vallon. Sa., 9. und So., 10. Sept., 13 bis 17 Uhr. Geführte Besichtigungen.
Kommentar (0)
Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.
Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.