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Den Nächsten lieben – und ihn kritisieren?

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

«Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.» Die Formulierung stammt aus dem Alten Testament. Aber wohl die meisten Menschen, auch wenn sie keine Christen sind, würden sagen, dass es gut ist, seinen Nächsten zu lieben. Bekanntlich kann man Gefühle jedoch nicht gebieten. Um eine Liebe, die man fühlt, kann es hier also nicht gehen. Nächstenliebe meint vielmehr ein Verhalten, unabhängig davon, was ich fühle.

Aber was heisst es praktisch, jemanden unabhängig von Gefühlen zu lieben? Manchmal ist die Antwort einfach, z. B. wenn es darum geht, mir einen gehässigen Kommentar zu verkneifen. Oder wenn jemand in Not ist und Hilfe braucht. Aber für allen Notleidenden auf der Welt kann ich nicht sorgen. Hier hilft die Formulierung des Gebots gegen Überforderung: den Nächsten lieben «wie mich selbst» heisst: seine Bedürfnisse ebenso berücksichtigen wie meine, aber meine dürfen eben auch berücksichtigt werden. So verbietet mir das Gebot der Nächstenliebe zum Beispiel auch nicht, Rechte einzufordern, die ich habe.

Es geht also nicht um Gefühle, und es geht nicht darum, mich völlig hintanzustellen. Geht es darum, dass ich mich dem anderen gegenüber so verhalte, wie er es möchte? Heisst lieben also: soweit wie möglich tun, was der andere will? Ich finde an dieser Stelle eine Formulierung des grossen mittelalterlichen Theologen Thomas von Aquin überzeugender: «Lieben heisst: dem anderen Gutes wollen». Das ist nicht dasselbe. Gutes kann ich dem anderen auch wollen, wenn ich ihn beispielsweise kritisiere – obwohl er das vermutlich nicht mag.

«Lieben heisst: dem anderen Gutes wollen.» Das hilft mir, etwas Klarheit in meine Motivation zu bringen. Will ich dem anderen tatsächlich gut mit meiner Kritik, oder will ich vor allem recht haben? Oder umgekehrt: Halte ich meine Kritik um des anderen willen zurück, oder sage ich einfach nur «um des lieben Friedens willen» nichts, obwohl es vielleicht besser wäre? Die Antworten bleiben im Einzelfall schwierig, und manchmal wird man falsch entscheiden. Aber ich habe doch wenigstens eine Richtschnur: nicht meine vielleicht gar nicht liebevollen Gefühle, auch nicht einfach, was der andere will. Sondern ich prüfe, was es heissen könnte, diesem konkreten Menschen in dieser konkreten Situation gut zu wollen. Und wem wollen Sie heute gut?

zvg

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