Ratgeber Beziehung
Als eher schüchterner Typ war ich von der Persönlichkeit meiner Frau am Anfang unserer Beziehung fasziniert. Sie ist sehr selbstsicher und redegewandt, sie zieht natürlicherweise Aufmerksamkeit auf sich. Unterdessen bin ich so weit, dass mir gesellschaftliche Anlässe zuwider sind, eben wegen der schillernden Persönlichkeit meiner Frau. Wie kann ich ihr das sagen, ohne sie zu verletzen?N. T.
Unterschiede und Gegensätzlichkeiten zwischen Partnern sind normal und Konflikte vorprogrammiert. Man kann sich noch so stark lieben, Meinungsverschiedenheiten wegen ungleichen Bedürfnissen gibt es irgendwann. Hier geht es um die Kunst, konstruktiv damit umzugehen.
Der Königsweg ist das Gespräch. Verständnis hilft Verhalten zu ändern, sich anzupassen. Es ist jedoch völlig unrealistisch zu glauben, dass es reicht, über wirksame Techniken zu verfügen, um jedes Verhalten zu ändern. Ganz spezifisch natürlich Verhalten, welches von der Persönlichkeit geprägt ist. Das, was nicht geändert werden kann, wird akzeptiert, indem die Art zu denken und das Problem zu beurteilen ändert.
Hilfreich dabei ist es, das Problem als gemeinsamen Feind zu betrachten, unter dem beide zu leiden haben. Gelingt dies, kann man sich nach dem Prinzip «Geteiltes Leid ist halbes Leid» näherkommen und sich verbünden. Insofern wird der Konfliktstoff zur Quelle neuer Intimität.
Sie können auch eine Beobachterposition einnehmen. Wenn das störende Verhalten nicht mehr als gegen einen selbst gerichtet erlebt, sondern als Eigenart des anderen akzeptiert wird, entsteht mehr Gelassenheit. Es ist oft nicht der Unterschied zwischen den Partnern an sich, der problematisch ist, sondern wie man ihn empfindet.
Unterschiedlichkeit akzeptieren schafft Toleranz und Freimut. Sich nicht auf das unerwünschte Verhalten seines Partners zu fixieren schafft Unabhängigkeit. Erhöhen Sie das Verständnis für Ihren Partner und lassen Sie davon ab, sie/ihn nach Ihren Vorstellungen verändern zu wollen.
Nadia Dupontist Psychologin FSP und arbeitet für das Familieninstitut für Forschung und Beratung an der Universität Freiburg. Sie ist verheiratet, hat vier Kinder und lebt im Broyetal. www.paarlife.com; kostenlose Beratung Partnerschaftsfragen freitags von 14–16 Uhr, Familieninstitut Uni Freiburg 026 300 73 57.
«Sich nicht auf das unerwünschte Verhalten seines Partners zu fixieren schafft Unabhängigkeit.»
