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Den Schulden ihren Nährboden entziehen

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Überschuldung kann jeden treffen–zu dieser Schlussfolgerung kommt ein Bericht des Staatsrates, den er gestern den Medien vorgestellt hat. Der Bericht ist eine Antwort auf ein Postulat der Grossräte Eric Collomb (CVP, Lully) und Eric Menoud (ehemalig, CVP, Sâles). Gemäss Staatsrätin Anne-Claude Demierre (SP) hat aber auch die Direktion für Gesundheit und Soziales aufgrund von Berichten von Caritas oder Statistiken der Betreibungsämter festgestellt, dass die Problematik immer grössere Ausmasse annimmt (siehe Kasten).

Kein Jugendphänomen

Bisher waren die zuständigen Behörden davon ausgegangen, dass vor allem bestimmte Bevölkerungsgruppen gefährdet sind, sich zu überschulden. Das Postulat von Collomb und Menoud hatte denn auch bloss die Verschuldung von Jugendlichen im Visier. Der Bericht macht nun aber zwei Punkte klar: Zum einen ist nicht die Verschuldung alleine problematisch, sondern die Mehrfachverschuldung, aus der eine Person nicht mehr herauskommt; zum andern unterscheidet sich das Schuldenprofil junger Erwachsener nicht von jenem der 30- bis 50-Jährigen.

Vielmehr liegen die Gründefür eine Überschuldung oftin schwierigen Lebensmomenten.Das können Übergänge zwischen Lebensetappen sein wie die Volljährigkeit, die finanzielle Unabhängigkeit, die Geburt eines Kindes oder die Pensionierung. Es können aber auch Brüche im Leben sein wie eine Scheidung, Gesundheitsprobleme, ein Arbeitsplatzverlust oder das Scheitern der selbstständigen Erwerbstätigkeit.

«Das Problem der Überschuldung haben wir bereits 1998 erkannt und entsprechend verschiedenartige und effiziente Massnahmen ergriffen», sagte Staatsrätin Demierre gestern. «Doch angesichts dieser Gefahr, welche in jedem Lebensmoment drohen kann, müssen wir unsere Aktionen intensivieren, dynamisieren und ausbauen.» Die Überschuldung habe weitreichende soziale und wirtschaftliche Konsequenzen, und eine auf Schadensbegrenzung begrenzte Intervention genüge nicht mehr, heisst es im Bericht.

 Ein neuer Ansatz

Entsprechend dieser Erkenntnis hat der Staatsrat nun einen Aktionsplan mit einem neuen Ansatz ausgearbeitet. Bisher konzentrierten sich die Massnahmen gegen Überschuldung vor allem auf die «Tertiärprävention». Diese setzt ein, wenn ein Mensch keinen Ausweg aus der Schuldensituation mehr sieht. Im Kanton Freiburg wird einer betroffenen Person durch Schuldenberatung oder durch Darlehen geholfen, mit denen sie ihre Kredite zurückzahlen kann. Für diese Dienste sind die Caritas und ein kantonaler Entschuldungsfonds mit einem Mandat des Kantons zuständig.

Nun will der Kanton viel früher eingreifen. Der Aktionsplan für die Jahre 2013 bis 2016 enthält drei wesentliche Ziele: Die Bevölkerung soll für die kritischen Lebensphasen gezielt sensibilisiert werden; die Betroffenen sollen zu einer raschen Beanspruchung von Hilfe ermutigt werden; die Politik soll das Angebot zur Bekämpfung von Überschuldung und Spielsucht besser koordinieren.

Caritas geht in Schulen

Für die Sensibilisierung in kritischen Lebensmomenten soll ein laufendes Pilotprojekt der Caritas erweitert werden. Caritas Freiburg besucht bereits in diesem Jahr zweite Klassen im Berufsbildungszentrum. Mit den bisherigen Mitteln kann jede zweite Klasse erreicht werden, künftig sollen aber alle Klassen davon profitieren.

Für die anderen kritischen Lebensphasen soll der Informationsaustausch mit betroffenen Stellen intensiviert werden: Mittelschulen, Arbeitgeber, Geburtshäuser, Gerichtsbehörden, Gesundheitspersonal, Regionale Arbeitsvermittlungszentren und das Handelsregisteramt. Diese können, sofern sie über die geeignete Information verfügen, direkt Personen über Gefahren und Auswege aus der Überschuldung informieren.

Auf Alarmsignale reagieren

Damit gefährdete Personen auch frühzeitig Hilfe aufsuchen, startet der Kanton ein Pilotprojekt mit Sozialberatungsdiensten von Unternehmen. Partner dieser Zusammenarbeit sind das Personalamt des Staatspersonals, der Interbetriebliche Sozialdienst und der Sozialberatungsdienst der Post Region Freiburg. Wenn beispielsweise ein Angestellter um einen Lohnvorschuss bittet, soll dies als Alarmzeichen dienen, um mit ihm das Thema Überschuldung anzusprechen. Als weitere Massnahme sieht der Aktionsplan eine kantonale Kommission für Prävention und Bekämpfung von Überschuldung und Spielsucht vor.

Gemäss Anne-Claude Demierre sind das Massnahmen, die mit vergleichsweise geringen Kosten verbunden sind. Alle Massnahmen zusammen kosten für die Jahre 2013 bis 2016 insgesamt 230 000 Franken. Die Finanzierung erfolgt aus einem bestehenden kantonalen Fonds.

«Wir müssen unsere Aktionen intensivieren,

dynamisieren und ausbauen.»

Anne-Claude Demierre

Staatsrätin

Statistik: Ein Puzzlebild aus Daten und Hinweisen

E ine umfassende Statistik zur Überschuldung in der Schweiz gibt es nicht. Der 70-seitige Bericht, welcher dem kantonalen Aktionsplan zur Bekämpfung von Überschuldung zugrunde liegt, stützt sich auf eine Vielzahl von Quellen. Wie die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Sozialamtes Sarah Mariéthoz in ihrer Analyse schreibt, stehe zwar eine Fülle von Statistiken zur Verfügung, diese seien aber von unterschiedlicher Qualität.

Nehme man beispielsweise Daten von Inkassofirmen oder Kreditinstituten, so gehe daraus nicht hervor, ob von Verschuldung oder Überschuldung die Rede sei. Wenn die Mittel zum Bezahlen einer Schuld vorhanden sind, ist dies unproblematisch. Auch Personen auf einer Firmendatenbank könnten nicht als repräsentative Stichprobe gelten.

Bessere Anhaltspunkte geben Studien des Bundesamtes für Statistik. So lebten 2008 insgesamt 7,7 Prozent der Schweizer Bevölkerung in einem Haushalt mit kritischen Kontoüberzügen oder Zahlungsrückständen. In 3,3 Prozent der Haushalte war das Verschuldungsrisiko durch Anhäufung von Krediten oder Zahlungsrückständen gar erheblich. Die Erhebung machte aber keine Angaben zu Einzelpersonen.

Gesamtschweizerisch kann man aufgrund von Bundesstatistiken immerhin den Schluss ziehen, dass das Verschuldungsprofil von 18- bis 29-Jährigen nicht anders ist als bei 30- bis 49-Jährigen. Erst ab dem 50. Lebensjahr sinken die Prozentzahlen für Kontoüberzüge und Zahlungsrückstände.

Für die Verschuldungssituation spielt es keine Rolle, ob jemand mit seinen Eltern lebt oder nicht. Hingegen spielen das Ausbildungsniveau und die Staatsangehörigkeit eine Rolle: Am höchsten ist das Verschuldungsrisiko unter jungen Erwachsenen bei jenen, die nur die obligatorische Schule besucht haben, und bei ausländischen Staatsangehörigen.

Für den Bericht konsultierte Sarah Mariéthoz auch die Freiburger Steuerverwaltung. Deren Angaben helfen aber nicht weiter, da in der Steuererklärung Immobilienschulden nicht getrennt von anderen Schulden erscheinen.

Interessant ist eine Statistik der Freiburger Betreibungsämter: Seit 2002 ist die Zahl der jährlichen Betreibungen konstant von 77 255 auf 100 589 im Jahr 2012 angestiegen.

Trends sind auch in der Auswertung der von Caritas Freiburg betreuten Fälle er kennbar. So haben 56 Pro zent der erfassten Personen Schwierigkeiten mit den Finanzen und der Verwaltung. Je rund ein Drittel der Betroffenen sind Paare mit Kindern und Alleinstehende. Bei rund der Hälfte der betreuten Fälle dauert die Verschuldung fünf Jahre oder länger. uh

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