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«Der Beruf liess mir viele Freiheiten»

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Cyrill Schwaller ist am Aufräumen. In den 34 Jahren, die er als Schul-, Berufs- und Laufbahnberater an den OS-Zentren Tafers und Plaffeien gearbeitet hat, haben sich einige Akten angesammelt. «Früher hatten wir noch viel mehr Unterlagen und Dokumente. Wer weiss, in einigen Jahren läuft vielleicht die ganze Berufsberatung papierlos», sagt er. Bevor er Ende des Monats in Frühpension geht, blickt er zurück.

Im Gegensatz zu anderen Kantonen sind die Berufs- und Laufbahnberatungen in Freiburg in den OS-Zentren integriert. «Das ist ideal für unsere Tätigkeit», sagt Cyrill Schwaller. «Wir haben direkten Kontakt mit den Lehrern, schnellere und unkomplizierte Wege für Entscheidungen.» Im Sensebezirk sei diese Nähe noch stärker, da die Beratungsstellen dem Gemeindeverband OS Sense angegliedert sind. Dies komme den Schülern zugute, da so die Berufswahlvorbereitung wie selbstverständlich in den Schulalltag einfliesse. Die Zeit, sich in Ruhe Gedanken über die Zukunft machen zu dürfen, sei sehr wertvoll.

«Jugendliche stehen heute vor ganz anderen Herausforderungen als noch vor zehn oder 15 Jahren», sagt er. «Der frühere Leitspruch Berufswahl gleich Lebenswahl gilt nicht mehr.» Es gebe kaum mehr Berufe mit Monokarrieren. Neue Studien gehen davon aus, dass jeder Mensch heute drei bis vier Mal den Beruf wechsle. «Der Jugendliche weiss heute, dass er im Prinzip alles machen könnte. Das gibt ihm mehr Freiheiten, kann aber auch belastend sein, da sehr viele Türen offenstehen.» Zudem sei heute niemand mehr davor gefeit, den Job wechseln zu müssen, sei dies aus persönlichen, gesundheitlichen oder wirtschaftlichen Gründen.

Rucksack für die Bergtour

Jugendliche müssten deshalb beim Verlassen der OS nicht ihr berufliches Leben für die nächsten 30 Jahre geplant haben. «Es schadet aber nicht, ein langfristiges Ziel anzustreben. Der Besuch einer Mittelschule zum Beispiel bringt wenig, wenn nicht klar ist, dass es danach weitergehen muss.» Eine Berufswahl sei wie der Rucksack für eine Bergtour, aber noch nicht die Wanderung selbst, vergleicht Cyrill Schwaller. Früher sei ein Mensch etwa 13 Jahre in Ausbildung gewesen, heute seien es 17 und mehr Jahre. «Das Bildungsniveau ist stark gestiegen in den letzten 15 Jahren.»

Zusammen mit der Lehrerschaft hat die Berufs- und Laufbahnberatung im Sensebezirk in den letzten Jahrzehnten gezielt das Prinzip «Kein Abschluss ohne Anschluss» verfolgt: Jeder Schüler soll nach Möglichkeit beim Verlassen der OS eine Perspektive für eine weitere Ausbildung haben. Die statistischen Zahlen belegen den Erfolg. Bereits 1982 sind nur gerade sechs Prozent aller Schulabgänger direkt ins Erwerbsleben eingestiegen, heute liegt der Anteil bei null Prozent–auch wenn einige Jugendliche Übergangslösungen in Anspruch nehmen müssen.

Früher habe eine Hauptaufgabe eines Beraters vor allem darin bestanden, Informationen über Berufe zu vermitteln. In der heutigen digitalen Zeit sei die eigentliche Betreuung viel wichtiger geworden. «Im Internet kann man zwar alles Mögliche nachschauen, aber es ist auch schwieriger geworden, sich mit all diesen Informationen zurechtzufinden», erklärt Cyrill Schwaller. Er sieht den Schwerpunkt seiner beruflichen Tätigkeiten darin, zusammen mit dem Klienten eine berufliche Laufbahn zu planen.

Von Tests, welche die Fähigkeiten und Interessen eines Jugendlichen belegen sollen, hält er wenig. «Die Fragen werden der Realität nie gerecht. Die Antworten ergeben ein unvollständiges Bild.» Deshalb war ihm der anfänglich verwendete Begriff «Berufsberater» auch zu eng. Passender findet er die Bezeichnung «Laufbahnberatung», die seit 1995 verwendet wird. Etwa 75 bis 80 Prozent seiner Klienten sind Jugendliche, der Rest Erwachsene.

Keine Beeinflussung

Einige Vorwürfe, die seinem Berufsstand im Laufe der Jahre entgegen gebracht wurden, haben ihn geärgert. Etwa, dass Berufsberater die Jugendlichen bei der Berufswahl beeinflussen und dass sie sie lieber in Mittelschulen schickten, als ihnen handwerkliche Berufe nahezubringen. Ihm sei es nie darum gegangen, Berufe zu «verkaufen», betont er. «Ich habe nur versucht, den Jugendlichen zu helfen, sich selbst auf die richtige Spur zu bringen. «Ich entscheide nicht für sie, begleite sie aber in ihrem Entscheidungsprozess», sagt er. «Es war auch nie meine Devise, dass klügere Jugendliche per se das Gymnasium besuchen sollen.» Oftmals seien es die Eltern gewesen, die für ihre Kinder «etwas Besseres» wollten. «Eine Lehre ist gut, ein Erfolgsmodell in unserem ohnehin exzellenten Bildungssystem, um das uns andere Länder beneiden.» Mit der Einführung der Berufsmatura 1995 sei die berufliche Laufbahn von Lehrlingen qualitativ verbessert worden. Das heutige Verhältnis mit 70 Prozent der OS-Abgänger, die in eine Berufsbildung einsteigen und 30 Prozent, die eine weiterführende Schule besuchen, sei ein vernünftiges Verhältnis.

Viele Kontakte

«Mir hat an meinem Beruf immer gefallen, mit unterschiedlichen Leuten in Kontakt zu kommen.» Er habe Jugendliche vor sich gehabt, die schulisch extrem Mühe hatten und andere, die alle Fächer mit bewundernswerter Leichtigkeit gemeistert hätten. «Ich habe junge Berufsleute betreut, die nach einigen Jahren Praxis Lust auf Veränderung hatten, aber auch Arbeitslose und gesundheitlich angeschlagene Leute.» Er hatte mit Eltern zu tun, mit Berufsverbänden, Lehrbetrieben, Lehrlingen, Verantwortlichen von Berufsfach- und anderen weiterführenden Schulen und Hochschulen. «Der Beruf liess mir viele Freiheiten, das hat mir sehr gepasst.»

Das sei wohl auch der Grund gewesen, warum er so lange und mit Begeisterung geblieben sei. Dass er nun mit knapp 60 Jahren frühpensioniert wird, geschieht nicht ganz freiwillig. Aufgrund einer ernsthaften Erkrankung ist er seit einem Jahr krankgeschrieben. Die Frühpensionierung sei für ihn angesichts seines heutigen gesundheitlichen Zustandes die vernünftigste Lösung.

Zur Person

34 Jahre als Berufs- und Laufbahnberater

Cyrill Schwaller ist in Tafers aufgewachsen. Nach dem Kollegium St. Michael hat er an der Uni Freiburg erst klinische Heilpädagogik und danach Schulpsychologie studiert. Ein Jahr vor dem Lizenziat erhielt er 1981 die Anfrage, eine Stellvertretung an der Berufs- und Laufbahnberatungsstelle des Sensebezirks zu übernehmen. Schwaller betreute die jugendlichen und erwachsenen Ratsuchenden im Sense-Mittel- und -Oberland. Ein Jahr später wurde daraus eine Festanstellung. Nach etwa drei Jahren Praxis fing er an, nebenher seine Dissertation zu schreiben. Diese schloss er nach sechs Jahren mit dem Dr. phil. ab. Später absolvierte er eine Ausbildung in kognitiver Verhaltenstherapie für Kinder und Jugendliche. 2004-2006 wirkte er an einem von Professor Fritz Oser initiierten Forschungsprojekt «Was ist guter Unterricht an der Berufsfachschule?» mit. Er ist 60 Jahre alt, verheiratet und Vater zweier erwachsener Kinder.im

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