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Der betende Roboter

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Der fromme König Philipp II. von Spanien beauftragte einst seinen Uhrmacher mit einer delikaten liturgischen Aufgabe: Er möge eine Maschine anfertigen, welche die königlichen Kinder segnen könnte. Der geniale Juanelo Turriano gehorchte und schuf einen Automaten in Mönchskutte, der sich nun schon seit 460 Jahren Kruzifix schwingend im Kreise dreht und dabei die Lippen bewegt – wenn ihn denn jemand aufzieht. Was hat sich der gottesfürchtige König dabei nur gedacht? Setzt eine Segensbitte nicht den Glauben an ein göttliches Gegenüber voraus? Ist das Gebet nicht ein intimer Dialog mit Gott? Wo bleibt die Hoffnung, das Vertrauen auf Gottes liebevolle Zuwendung, wenn wir um den Schutz von geliebten Menschen bitten?

Letzthin war zu lesen, dass eine neue künstliche Intelligenz namens Delphi ethische Probleme bewerten könne. Das Programm soll bald in selbstfahrenden Autos, militärischen Drohnen oder bei der Sozialhilfe zur Anwendung kommen. Schweinefleisch essen sei «in Ordnung», urteilte die App an der Medienpräsentation, Würmer dagegen «widerlich». Was ist, wenn dieses Programm gefragt wird, ob Delphi selbst in Ordnung sei – und die App sich dann als moralisch zweifelhaft einstuft? Die Forscher vermuten, dass ihr Programm durchaus schlechtes Gewissen entwickeln und sich schuldig einschätzen könnte. Hier drängen sich mir theologische Fragen auf. Die Schuldhaftigkeit des Menschen und seine Heilsbedürftigkeit waren einst Ausgangspunkt des Denkens von Reformator Martin Luther. Was mache ich, wenn mein Handy sich dereinst als schuldhaft deklariert und deshalb lutheranisch werden will? Dass Ingenieure von Apple, Facebook und Google gelegentlich zur Beichte sollten, dieser Überzeugung bin ich schon lange. Aber was, wenn auch Alexa und Siri sich nach Absolution sehnen? Darf ich das per Voreinstellung unterbinden? Wessen Telefon, dessen Religion?

Wie einst der segnende Automat des spanischen Königs, so wirft auch die künstliche Intelligenz für Normen und Werte einige bedenkenswerte Fragen auf. Sie halten uns gleichsam den Spiegel vor. Die Aufziehpuppe von Philipp II. imitiert eine Segenshandlung. Auf ähnliche Weise simuliert Delphi, wie Menschen ethische Urteile fällen: Das Programm errechnet aus Datensätzen wahrscheinliche Überzeugungen.

Aber setzt eine moralische Entscheidung nicht Bewusstsein voraus, Einfühlungsvermögen und Werte? Ist eine an der statistischen Mehrheit ausgerichtete Bewertung schon ein ethisches Urteil – ohne Einsicht in die Konsequenzen, ohne Mitgefühl und ohne Gewissensbisse? Dürfen wir unliebsame Beschlüsse an Maschinen delegieren und uns so um unsere Verantwortlichkeit drücken?

Man mag den königlichen Priesterautomaten belächeln. Doch wir leben in einer Zeit, in welcher solche Geräte Hochkonjunktur haben. Sie haben uns den Alltag angenehm und kurzweilig werden lassen. Bei manchen aber werden uns spätere Generationen fragen: Was habt ihr euch dabei nur gedacht?

zvg

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