Er hat eigentlich nur eine Alp für seine Eringerkühe gesucht, kein Restaurant. Doch dann kam eines zum anderen, und nun führt Patric Dillon zusammen mit seiner Partnerin Marianne Lehmann im Bödeli im Muscherenschlund seit Anfang Juni eine Bergbeiz. Der Neo-Alphirt kocht dort für seine Gäste Eringersteaks oder Eringerfilets mit Brägù, Raclette aus Käse von Eringermilch oder Fondue. Sein Konzept zieht: Das Bödeli ist fast jeden Abend voll. «Wenn ich etwas mache, dann muss es top sein», sagt der 50-Jährige. «Die Leute sollen Freude haben, wenn sie zu mir essen kommen.» Das Dillon gut kocht, kommt nicht von ungefähr. Er ist gelernter Koch und hat nach seiner Ausbildung mehrere Jahre auf dem Beruf gearbeitet. Seit rund 25 Jahren beschäftigt er sich nun aber mit Interieur-Design statt mit dem Innenleben der Kochtöpfe. Der gebürtige Überstorfer führt das Betten- und Möbelgeschäft Dillon Schweiz GmbH, ist selbst ernannter Bettenkönig. Vor vier Jahren kam zum Geschäft in Steffisburg BE ein zweites in der alten Mühle in Flamatt hinzu. Dieses habe er einem guten Freund aus Wünnewil zu verdanken, betont er mehrmals. «Die alte Mühle ist eine der schönsten Locations, die es gibt», schwärmt Dillon.
«Unter Dauerstrom»
26 Kilometer sind es von Flamatt ins Bödeli. Die Beiz ist an sieben Tagen pro Woche offen, Dillon wohnt in Thun oder Bösingen. «Er ist unter Dauerstrom», sagt Marianne Lehmann. «Ich habe immer viele Ideen, das stimmt, manchmal etwas zu viele», sagt er amüsiert. Seine Eringerkühe sind seine neue Leidenschaft. Zusammen mit einem Hirten schaut er zu den Tieren, die oberhalb des Bödeli weiden. Auch die Gäste wollen die Kühe sehen – Dillon führt sie oft mit seinem Quad auf den Berg. «Die Eringerkuh ist ein Beziehungstier. Du musst die Beziehung gut pflegen, wie bei einer Frau», sagt er und setzt sein verschmitztes Lächeln auf. Ohne seine Freundin Marianne, «meine rechte Hand», die Kinder Tamara, Rahel und Jan sowie seine Mutter Elisabeth Dillon und seine Schwiegereltern Albert und Anna Schaller wäre es nicht möglich, ein solches Pensum zu absolvieren, betont Patric Dillon. Dieser Familien-Clan sei für ihn sehr wichtig.
90 000 Kilometer pro Jahr
Das Dillon nun 100 Tage am Stück am selben Ort verbringt, ist ungewöhnlich für den Geschäftsmann. Denn er ist oft unterwegs, fährt 90 000 Kilometer pro Jahr durch die ganze Schweiz, stellt an Messen aus und hält Vorträge darüber, wie man «richtig schlafen» sollte. «Das sind keine Vorträge im eigentlichen Sinne, sondern mit viel Witz gespickte Gesundheitstipps.» Seit 25 Jahren ist er Aussteller an der BEA in Bern, schon 27 Jahre stellt er an der Foire du Valais in Martigny aus. «Das ist meine Nummer eins unter den Messen», sagt er und schwärmt von der tollen Stimmung und den vielen Besuchern, die ein Gläschen Wein niemals ablehnen würden. Die Foire du Valais hatte Patric Dillon auch zu seinen Eringerkühen gebracht. «Ein Kunde sagte zu mir, er kaufe mir zwei Betten ab, wenn ich im Gegenzug eine seiner Eringerkühe kaufen würde.» Dillon ging den Deal ein und ist seither stolzer Besitzer einer Eringerkuhherde, die im Winter in Ställen in Tentlingen und Giffers untergebracht ist. Mit seinen Tieren geht er auch an Kuhkämpfe – und hatte zur Saisoneröffnung im Bödeli einen solchen Kampf organisiert. Es kamen rund 400 Leute. Der nächste steht am 4. September an. Wer will, kann im Bödeli auch übernachten. Der Bettenkönig macht seinem Namen alle Ehre und hat im Obergeschoss der Alphütte fünf Doppelzimmer eingerichtet.
Nicht zuletzt durch sein riesiges Beziehungsnetz könne er immer wieder neue Projekte realisieren, so Patric Dillon. Er richtete zum Beispiel den Kundenbereich der Schweizer Lamborghini-Garagen oder die Wohnung des ChueLee-Sängers Christian ein, der das «Eringer Team Dillon» im Gegenzug mit Auftritten im Bödeli sponsert. Hauptsache, es mache ihm und den anderen Spass. «Ich will anders sein als die anderen», sagt der Bettenkönig und braust mit seinem Quad zu seinen Tieren auf die Alp.
FN-Sommerserie
Eine Stafette mit Porträts
Während des Sommers stellen die FN Menschen aus dem Redaktionsgebiet vor. Die Porträtierten bestimmen das folgende Porträt selbst. Das nächste Mal: Philipp Boschung aus Wünnewil.ak