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Der Biber übernimmt die Bauleitung

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«Es ist ein in der Schweiz einzigartiges Projekt», sagt Urs Tester, Geschäftsleitungsmitglied von Pro Natura. «Der Biber hat die Fähigkeit, Landschaften im grösseren Stil umzubauen.» Doch dafür brauche der Nager Platz. «Und diesen wollen wir ihm hier bieten.» Die Rede ist von einem Stück Land entlang der Bibera bei Ferenbalm. Der vor Jahrzehnten künstlich erstellte Mühlebach fliesst von der Bibera weg, schlängelt sich um eine bis anhin landwirtschaftlich genutzte Fläche in der Grösse von rund vier Fussballfeldern und tritt wieder in die Bibera ein. Früher war beim Zusammentreffen der beiden Bäche eine Mühle in Betrieb. Jetzt soll aus dem Land zwischen Bibera und Mühlebach eine Biberaue entstehen. «Hier soll ein durch den Biber gestaltetes, artenreiches Feuchtgebiet entstehen», sagt Tester während dem Medienanlass vor Ort.

Biber statt Bagger

«Das Projekt ist deshalb einzigartig in der Schweiz, weil der schlaue Nager die Leitung der Renaturierung übernimmt», erklärt Projektleiter Peter Lakerveld. «Kein anderes Tier hat ein ähnliches Gespür für das Ingenieurswesen.» Mit gezieltem Stauen von Kleingewässern schaffe der Biber eindrückliche Sumpfgebiete und hole so seichte Nasszonen als Lebensräume für zahlreiche Tiere und Pflanzen zurück, sagt Lakerveld. Anders als an vielen Orten in der Schweiz, wo der Mensch mit Baggern Bäche und Flüsse renaturiert, werde die Arbeit in diesem Fall dem drolligen Nager überlassen. «Der Biber ist der Bauleiter. Pfote in Hand arbeitet der Biber für den Menschen und übernimmt die Renaturierung, die sonst Hunderttausende Franken kosten würde», sagt Lakerveld. «Der Biber schafft zwar Konflikte. Er kann aber in viel grösserem Masse Probleme lösen, insbesondere im Hochwasser- und Naturschutz.» Entlang der Gewässer sei der Biber für die Biodiversität eine Schlüsselart, sagt Urs Känzig vom Amt für Landwirtschaft und Natur des Kantons Bern.

Dem Biber Zeit lassen

Die beiden Gewässer würden nun gezielt zur künftigen Aue hin geöffnet und es würden Futterpflanzen für den Biber gepflanzt. Damit habe es sich aber mit dem Einfluss des Menschen, so Lakerveld. «Ist das Gebiet dann feucht, kann der Nager graben und bauen.» Rund zehn Jahre Zeit will Pro Natura dem Biber lassen, um danach eine Bilanz ziehen zu können. «Der Biber wird die Fläche unterhalten und Seen schaffen. Wir wollen ihm Zeit lassen, damit er das Gebiet gestalten kann», sagt Lakerveld.

 Dass sich Pro Natura mit dem ehemaligen Besitzer einigen und die bis anhin als Ackerland genutzte Fläche kaufen konnte, bezeichnete der Projektleiter als «absoluten Glücksfall». Das Land habe rund 200 000 Franken gekostet und der Landwirt habe ein gleich grosses Feld durch die Pensionierung eines anderen Bauern erhalten, damit er seinen Betrieb aufrechterhalten kann, erläutert Roland Schuler, Sprecher der Naturschutzorganisation.

Zu Naturschutzzwecken ist der Erwerb von Landwirtschaftsland auch für einen Verein wie Pro Natura möglich: «Im Bundesgesetz über das bäuerliche Bodenrecht ist verankert, dass der Erwerb von Landwirtschaftsland zu Naturschutzzwecken möglich ist», sagt Lakerveld. Insgesamt koste das Projekt rund eine halbe Million Franken; die Machbarkeitsstudie, der Erwerb der drei Hektaren Land, die Protokollierung und die Begleitung während zehn Jahren inbegriffen. 100 000 Franken habe eine Privatperson beigetragen.

Am Anfang die Flut

Angefangen hatte alles mit einer Überschwemmung: «Ungefähr 2008 hat sich der Biber hier niedergelassen», sagt Lakerveld. «2009 sind wir mit Verantwortlichen der Gemeinde Ferenbalm, dem Landwirt, dem Verantwortlichen des Kantons Bern und dem Wildhüter hier gestanden, weil der Biber den Mühlebach gestaut und das Maisfeld überschwemmt hat.» Dies sei nicht das erste Mal gewesen. «Zeitweise schwammen sogar Forellen im Maisfeld.» Und wenn man den Damm entfernt hat, habe der Biber diesen wieder aufgebaut.

«Was kann man machen?», haben sich Pro Natura, Gemeinde, Kanton und Landwirt gefragt. «Dann ist die Biberaue-Idee aufgekommen, Pro Natura hat eine Machbarkeitsstudie erstellt und das Projekt konnte Gestalt annehmen.» Inzwischen lebe eine Biber-Familie hier. «Es handelt sich um ein Elternpaar mit Jungen aus zwei Generationen, es sind wohl fünf bis sieben Tiere», sagt Lakerveld und zeigt zum Beweis Nachtaufnahmen eines Bibers, die mit einer Fotofalle geschossen werden konnten.

«Der Biber schafft zwar Konflikte. Er kann aber in viel grösserem Masse Probleme lösen.»

Peter Lakerveld

Projektleiter der Biberaue Ferenbalm

Bibera: Ampelsystem gefordert

A uf Freiburger Boden entlang der Bibera ist bisher kein Projekt dieser Art geplant, wie Projektleiter der Biberaue Ferenbalm, Peter Lakerveld, sagt. Der Präsident des Wasserbauunternehmens (WBU) der Bibera, Ueli Minder, bestätigte dies gestern auf Anfrage. Grundsätzlich erachtet Minder das Projekt als gute Sache. «Wir müssen Raum schaffen, in dem der Biber leben kann. Wenn wir jedoch Gebiete ausscheiden, die für den Biber und andere Tiere als Lebensraum dienen, sollten wir im Gegenzug auch andere Gebiete festlegen, wo er nicht sein darf», ist der Landwirt überzeugt. Er fordere deshalb ein Ampelsystem: Grün steht demnach laut Minder für «freie Bahn für den Biber», gelb für «bedingt beziehungsweise je nachdem eingreifen» und rot steht für Gebiete, in denen der Biber nicht sein darf. «Es kann nicht sein, dass wir dem Biber etwas geben, uns aber nichts zurückgegeben wird.» Mitte Juni werde die WBU eine Infoveranstaltung betreffend Hochwasserschutz entlang der Bibera durchführen.

Die Bibera fliesst von den Gemeinden Courtepin, Cressier, Jeuss, Ulmiz und Sugiez in den Broyekanal. Ungefähr seit dem Jahr 2000 hat sich der Nager seinen Lebensraum in der Bibera zurückerobert. Nicht zur Freude aller. Untergräbt der Biber den Weg entlang des Baches, kann dies zu Einstürzen führen. Weiter kann das Problem des Rückstaus in Drainagen entstehen, wenn Biber einen Damm anlegen. Die einzige langfristige Lösung ist laut Christoph Angst von der Biberfachstelle des Bundes, die Wege zurückzuversetzen.

Seit 2011 ist das neue Gewässerschutzgesetz in Kraft. Es fordert die Kantone und Gemeinden auf, die Gewässer zu renaturieren. emu

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