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Der Blaublüter vom Schloss Bürglen

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Graf Benoît de Diesbach Belleroche wohnt mit seinem Sohn im Schloss Bürglen. Das rund 500 Jahre alte Gebäude steht versteckt vor neugierigen Blicken auf einem kleinen Hügel im Zentrum des Dorfes. An der antiken Einrichtung des Herrenhauses lässt sich der frühere Prunk erahnen, inzwischen ist er etwas verblichen. Die eindrücklichen Deckenbemalungen sind, wo nicht restauriert, kaum mehr sichtbar, Stuhlbezüge sind abgewetzt, und der Fensterverputz blättert langsam ab. In der Ecke steht ein eleganter Holzstuhl. «Der ist mehrere Hundert Jahre alt», erklärt der Schlossherr. Zum Sitzen könne er ihn nicht mehr benutzen. «Aber als Taschenablage macht er sich gut.»

 Erste Jahre in Frankreich

 Die Geschichte von Graf Benoît de Diesbach Belleroche ist eine besondere. Seine adelige Familie stammt ursprünglich aus der Schweiz, wohnt aber seit mehreren Generationen in Nordfrankreich. «Als Kind hätte ich nie gedacht, eines Tages in der Schweiz zu leben», erinnert sich der gebürtige Franzose. Dennoch sei dies schon immer sein Traum gewesen: «Mein Vater hat mir oft von seiner Studentenzeit in Freiburg erzählt, während der er seine Freiheit gefunden hat.» Mit 25 Jahren erhielt Benoît de Diesbach Belleroche endlich seine Chance: Er sollte adoptiert werden, vom Cousin seines Vaters. Den Schweizer Verwandten kannte er kaum, denn Frédéric Louis Nicolas Roland de Diesbach, kurz «Fred», führte im Schloss Bürglen das Leben eines Einzelgängers. Benoît de Diesbach Belleroche liess sich auf das Abenteuer ein und kam so schliesslich doch in die Schweiz. Nach seiner Ausbildung an der Hotelschule in Glion zog er in den Flügel des Schlosses in Bürglen und lebte von nun an mit dem exzentrischen Fred zusammen. Für seinen Adoptivvater erledigte er kleinere Dinge und spielte beispielsweise ab und zu Chauffeur. «Wir waren nicht immer miteinander einverstanden», erklärt der Mann mit zwei Vätern. Politisch habe sich Fred de Diesbach etwa völlig anders orientiert als er selbst. «Dennoch hatten wir viele Gemeinsamkeiten und kamen gut miteinander aus», so der Adelige.

600 Jahre de Diesbach

Statt in der Hotellerie zu bleiben, war Benoît de Diesbach Belleroche in Freiburg 20 Jahre lang als Historiker und Buchhändler tätig. Was ihn am meisten faszinierte, waren Recherchen über seine Vorfahren: «Ich habe schon im Alter von 14 Jahren begonnen, mich mit Ahnenforschung zu befassen», erzählt der Blaublüter. Inzwischen ist der 60-Jährige hauptberuflicher Genealoge. Seine über 600-jährige Familiengeschichte kennt er quasi auswendig–inklusive Jahreszahlen. Und wenn er doch einmal etwas nicht weiss, eilt er sofort zu seinem umfassenden Bücherregal und nimmt die 1000-seitige Familienchronik zu Hilfe. «Davon gibt es nur 165 Exemplare», sagt der Historiker. Diese Version werde von ihm persönlich geführt und ergänzt.

Von Prinzen und Grafen

Den Erörterungen des begeisterten Familienforschers zu folgen, ist schwierig: In einem Atemzug erzählt er von Niklaus von Diesbach, der als Goldschmied und Händler ein Vermögen gemacht hat, im nächsten von Fridéric de Diesbach Steinbrugg, der eine italienische Prinzessin heiratete und vom römisch-deutschen Kaiser Karl VI. im Jahr 1722 den Prinzentitel erhielt, dann wieder von seinen Cousins, die einem anderen Diesbach-Zweig abstammen und ebenfalls in der Region wohnen. «Die Ahnenforschung erlaubt es einem, sich selbst besser kennenzulernen», erörtert der Graf. Bestimmte Verhaltensmuster wiederholten sich oft Generation für Generation – Psycho-Genealogie nenne sich diese Wissenschaft. So erklärt er zum Beispiel, dass sowohl sein Grossvater wie auch sein leiblicher Vater und er selbst an einer ähnlichen Beinverletzung litten. «Bei der Forschung treffe ich auf enorm viele Parallelen dieser Art. Vielleicht ist es nur Zufall, aber meiner Meinung nach ist da im Unterbewusstsein mehr dahinter.» Bei der Ahnenforschung kämen zudem immer wieder die seltsamsten Dinge ans Licht: «Ladislas de Diesbach Belleroche ist der gemeinsame Vorfahre meiner beiden Väter», nennt der Blaublüter als Beispiel.

Der brüllende Wildbach

Nach dem Tod seines Adoptivvaters Fred im Jahr 1994 erbte Benoît de Diesbach Belleroche das Schloss Bürglen und liess es restaurieren. Die Einrichtung blieb dabei weitgehend bestehen. Auf dem Esstisch liegen antikes Besteck, Teller und Schüsseln–allesamt mit dem Familienwappen versehen: ein Fluss, der von links oben nach rechts unten fliesst, und zu beiden Seiten je ein Löwe. Es handle sich dabei um ein sogenanntes «sprechendes Wappen», das den Namen bildlich darstelle: «Das Wort Diesbach bezeichnet einen Wasserfall oder einen Wildbach, der wie ein Löwe brüllt.»

Viele der alten Gegenstände hat Benoît de Diesbach Belleroche selbst angeschafft: Er sammelt leidenschaftlich Familienporträts und Dinge, die das Familienwappen tragen. Sogar eine riesige Stoffahne mit elegant gesticktem de Diesbach-Wappen hängt an der Wand. Diese sei allerdings kein Original: «Ein Freund von mir hat sie in China herstellen lassen», sagt der Sammler und lacht.

Zur Serie

Die FN machen blau

Blaulicht, blaue Flecken, Blaublüter, Forelle blau und Blaufahrt: Die Farbe Blau hat viele verschiedene Facetten. Dies nehmen die FN zum Anlass, um den Themen rund um die Farbe Blau in einer Sommerserie auf die Spur zu kommen.mz

Geschichte: Der alte und der neue Adel im Kanton Freiburg

U m die Geschichte des Adels im Kanton Freiburg zu verstehen, ist zuerst ein Blick auf die gesamte Schweiz notwenig: Im Jahr 1291 entstand die Alte Eidgenossenschaft, ein loser Zusammenschluss von mehreren souveränen Einzelstaaten. Diese Staaten, die sogenannten Orte, waren offiziell bis 1648 dem Heiligen Römischen Reich zugehörig. Sie unterstanden allerdings als freie Reichsstädte nicht einem Fürsten, sondern direkt dem König, weshalb sie eine gewisse Autonomie genossen. Ab 1513 herrschten in der Alten Eidgenossenschaft die 13 Alten Orte über ihr jeweiliges Umland. Zu diesen Orten gehörten neben Uri, Schwyz und Unterwalden beispielsweise auch Bern, Zürich, Luzern und ab 1481 die Stadt Freiburg.

Adeliges Patriziat

«In der Schweiz gibt es nicht ‹den Adel›, sondern mehrere Arten davon», erklärt der Ahnenforscher Benoît de Diesbach Belleroche. In Freiburg wie auch in Solothurn, Bern und Luzern herrschten damals die Patrizier, also hauptsächlich durch Handel reich gewordene, bürgerliche Familien. Einige dieser Familien erhielten vom römisch-deutschen Kaiser oder von anderen europäischen Monarchen einen Adelsbrief. Dieser Adel wird als «Briefadel» bezeichnet, im Gegensatz zum alten Adel, der vor dem 14. Jahrhundert schon existierte. In Freiburg waren auch diese «alten Adeligen» im Patriziat integriert. «Zudem war das Patriziat als kollektiver Souverän ebenfalls dazu berechtigt, Familien zu adeln», sagt Benoît de Diesbach Belleroche. So entstand neben dem ausländischen Adel auch ein einheimischer Adel mit bürgerlichen Wurzeln.

Gleiche Rechte für alle

Angesichts dieser sehr komplizierten Situation einigten sich die freiburgischen Familien im Jahr 1792 darauf, allen herrschenden Patriziern das Tragen des Adelprädikats «von» beziehungsweise «de» zu erlauben. Adelstitel wie «Graf» durften hingegen in der Region Freiburg nicht mehr getragen werden; im Ausland war dies weiterhin erlaubt.

Mit dem Einmarsch der Franzosen im Jahr 1798 verlor der Schweizer Adel seine Machtposition. In Freiburg wurde zwischen 1814 und 1831 die Aristokratie kurz wiederhergestellt, konnte dem Fortschritt aber nicht lange standhalten. Die Schweizer Bundesverfassung im Jahr 1848 besiegelte schliesslich das Ende des Ancien Régime. mes

Familie de Diesbach Belleroche: Wurzeln in Bern und Freiburg

D er Ursprung der Patrizierfamilie de Diesbach ist eine Familie aus Oberdiessbach, einem Dorf zwischen Bern und Thun. «Einer dieser Diesbach war etwas schlauer als die anderen», erzählt der Familienforscher Benoît de Diesbach Belleroche. Damit meint er den Unternehmer Niklaus von Diesbach, der die Handelsgesellschaft Diesbach-Watt mitgründete und so ein Vermögen verdiente. 1434 erhob ihn der damalige König des Heiligen Römischen Reiches, Sigismund von Luxemburg, in den Adelsstand.

Am Hofe Frankreichs

Niklaus’ zweiter von drei Söhnen starb im Alter von nur 35 Jahren noch vor der Geburt seines Sohnes Ludwig. Das vaterlose Kind verbrachte die ersten acht Lebensjahre in Köln und seine Schulzeit in Bern. 1468 kam er als 14-Jähriger als Page an den Hof des französischen Königs Ludwig XI. «Ludwig de Diesbach blieb mehr als 15 Jahre lang dort und unterhielt politische und wirtschaftliche Beziehungen», erklärt Benoît de Diesbach Belleroche. Danach wurde Ludwig auch in der Schweiz politisch aktiv, als Grossrat in Bern sowie als Landvogt von Neuenburg, Thun, Aigle und Baden. Während des Italienfeldzugs von Kaiser Maximilian, Herrscher des Heiligen Römischen Reichs, wurde er zum Ritter geschlagen. Er erreichte das hohe Alter von 75 Jahren und hatte mit zwei Frauen mehr als 20 Kinder.

Flucht vor der Reformation

Zwei von ihnen, Sebastian und Hans-Rochus, flüchteten um 1534 wegen der Reformation vom protestantischen Bern ins katholische Freiburg, wo sie bald das Bürgerrecht erhielten und mehrere Liegenschaften kauften. «Es ist um einiges einfacher, Flüchtling zu sein, wenn man reich ist», sagt Benoît de Diesbach Belleroche. Hans-Rochus’ Enkel Georges kaufte 1579 das Schloss Schönfels (Belleroche) in Heitenried. Damit begründete er den Zweig der Belleroche sowie durch seine Heirat mit der Dame von Torny-le-Grand jenen der Torny.

Die Familie de Diesbach blieb bis zum Ende des Ancien Régime um 1790 Teil der herrschenden Familien Freiburgs. Den Adelstitel «Graf» trägt der Zweig der de Diesbach Belleroche seit Romain de Diesbach Belleroche, der den Titel als Oberst des Regiments von Diesbach 1773 von den Franzosen erhielt.

Heute sind die de Diesbach mit den drei Zweigen Belleroche, Mézières und Torny eine von 50 noch lebenden adeligen Familien des Kanton Freiburgs. mes

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