Revierförster Pascal Jungo schlägt Alarm: Der Borkenkäfer ist an der hinteren rechten Flanke des Schwarszeegebiets auf dem Vormarsch. Jetzt werden in Windeseile viele Bäume herausgeholt, um den weiteren Schutzwald zu bewahren.
Guglervorsass, Balisa-Chesalette, Recardets, Ahornen, Lägerli, Güger – mehrere Züge von Borkenkäferinvasionen ziehen durch die Schutzwälder im hinteren Teil des Schwarzseetals. Mit Nachdruck ist Revierförster Pascal Jungo daran, eine Strategie umzusetzen, um Schlimmeres zu verhindern. In den letzten Tagen hat er rund 1500 Kubikmeter Holz angezeichnet, die nun so rasch als möglichst geschlagen, entrindet oder geräumt werden. Dies im Wissen, dass es möglicherweise in drei Wochen die doppelte Menge oder noch mehr sein kann. «Jetzt ist genau der richtige Moment», erklärt er. «Der Käfer ist in den Bäumen und dabei, sich zu entwickeln.»
Nicht leicht zugänglich
Das Holz rauszuholen ist kein leichtes Unterfangen, denn einige der betroffenen Waldgebiete befinden sich in steilem Gelände und in Gebieten, zu denen keine Erschliessungswege führen. Wo man mit Fahrzeugen oder Seilwinden nicht dazu kommt, wird der Helikopter eingesetzt. Je nach Entwicklung werde man an einzelnen Stellen das Entrinden überspringen: «Die Bäume fällen und möglichst rasch räumen», so der Förster.
Dazu kommt, dass dieses Holz keine gute Qualität hat. «Ich muss nun auf die Schnelle Absatzkanäle finden», erklärt er. Vieles von diesem Wald würde man sonst wegen der Lage nicht bewirtschaften. «Wir nehmen die Stämme nur raus, um den Käferbestand zu dezimieren.» Weniger als die Hälfte des Holzes werde als Baumaterial verwendet werden können, schätzt der Förster. Der Rest ist Hackholz oder geht für die Herstellung von Pressholzplatten in eine Fabrik. «Wir setzen viele finanzielle Mittel ein und bekommen nur einen geringen Gegenwert», doch:
Die Bekämpfung des Käfers hat hier im Schutzwald absolute Priorität.
Mit einem Ertrag sei nicht zu rechnen. «Wenn wir Glück haben, sind wir dank den Kantonsbeiträgen bei einer blanken Null.» Die Wälder sind mehrheitlich in Privatbesitz. Ein kleinerer Teil ist Staatswald oder Burgerwald. Der Kanton unterstützt die Borkenkäferbekämpfung bei der Überwachung und Planung sowie mit finanziellen Beiträgen. Die Ansätze hängen von vielen Faktoren ab, beispielsweise von der Zugänglichkeit und dem Ernteverfahren.
Ausbreitung verhindern
Die Bekämpfung des am schwersten betroffenen Gebietes ist sehr schwierig. «Wir können den Käfer dort nicht nachhaltig bekämpfen. Der Bereich ist zu gross, zu schwer zugänglich, und der Käfer breitet sich zu schnell aus», sagt der Revierförster. Das Einzige, was man versuchen könne, sei, seine weitere Ausdehnung zu verhindern oder zumindest zu verlangsamen. «Es geht darum, die anderen Schutzwälder im Schwarzseetal vor einem Befall zu bewahren.»
Deshalb habe man ausgangs Balisa-Chesalette sowie bei Thossis Rain, Recardets bis an die Flanke des Schwybergs beim Tierliberg eine Kernzone ausgeschieden, wo Massnahmen zum Schutz der Wanderwege, Hütten und Gewässer getroffen werden. «Wir konzentrieren uns darauf, den angrenzenden Teil des Schutzwaldes vor Befall zu bewahren, der die im Talboden liegende Infrastrukturen schützt», erklärt er. Werde dieser Wald geschwächt, würde langfristig das Risiko für Schäden durch Naturgefahren ergeben:
Ob die Strategie erfolgversprechend ist, kann ich heute nicht sagen. Doch wenn wir jetzt nicht sofort handeln, können wir es auch ganz sein lassen.
Wie nach Lothar
Klar ist, dass die Situation in diesen Wäldern besorgniserregend ist. So gravierend wie seit 20 Jahren nicht mehr. 2003 waren die Waldgebiete als Spätfolge des Sturms Lothar (siehe Kasten) zum gefundenen Fressen für den Käfer geworden.
Auch dieses Mal hat der Schädling von einem geschwächten Wirt profitiert. Hauptauslöser ist das starke Hagelgewitter, das vor einem Jahr, am 20. Juni 2021, über dem Schwarzsee niederging (die FN berichteten). «Die Gewitterfront ist eine Weile über dem Gebiet stehen geblieben und hat grosse Schäden angerichtet», sagt Pascal Jungo. «Viele Bäume hatten danach auf der einen Seite keine Nadeln mehr, waren praktisch nackt, während sie auf der anderen Seite noch grün waren.»
Gefundenes Fressen
Er und seine Kollegen waren schon kurz nach diesem Ereignis in Alarmbereitschaft und haben sich Strategien überlegt:
Uns war klar, dass diese angeschlagenen Bäume zum Problem werden könnten.
Sie hatten gehofft, dass die Bäume diesen Sommer bereits ausgetrocknet genug sein würden, um für den Borkenkäfer nicht mehr attraktiv genug zu sein. «Das war leider nicht der Fall. Die Bäume hatten noch genügend Saft, sodass sich der Käfer in Scharen niedergelassen hat», sagt Pascal Jungo.
Bereits letztes Jahr sei im gleichen Gebiet Käferbefall festgestellt worden, aber auch auf der anderen Seite des Schwarzseetals. Zusätzlich geschwächt sind die Bäume durch den fehlenden Niederschlag im Winter mit wenig Schnee und der Hitzeperiode im Juni. «Dem Boden fehlt die Feuchtigkeit.» In den letzten 20 Jahren sei eine Häufung von ungünstigen Kombinationen aufgetreten, was eine Folge des sich ändernden Klimas sei.
Rückblick
Nach dem Sturm Lothar kam 2003 ein Hitzesommer
Der Borkenkäfer befällt mit Vorlieben die grossen Fichten (Rottannen), die einen Hauptteil der Schweizer Wälder ausmachen. Er frisst sich unter die Rinde und legt dort seine Eier ab. 2003 war ein Rekordjahr, was den Baumbefall durch Borkenkäfer angeht.
Insgesamt zählten Förster damals schweizweit 17’000 neue Infektionsherde. Über zwei Millionen Kubikmeter Fichtenholz mussten geschlagen werden. Der Auslöser damals war der Sturm Lothar, der 1999 über das Land gefegt hat. Er hat viele Baumbestände geschwächt. Als es 2003 zu einem Rekordhitzesommer kam, waren die Bäume besonders anfällig für den Käferbefall. im
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